Immer ein offenes Ohr haben

Anja Ruffer ist als leitende Pfarrsekretärin Ansprechpartnerin für die Menschen in der Pfarrei St. Viktor

An diesem ganz normalen Dienstag steht wieder Einiges auf der To-Do-Liste: Die Abrechnung für das letzte Fest der Messdiener kontrollieren, die Gottesdienstzeiten auf der Webseite aktualisieren, Telefonanrufe entgegennehmen und zwischendurch noch die Anmeldungen für die Hardenbergwallfahrt abwickeln – im Büro von Anja Ruffer gibt es kaum eine ruhige Minute. „Einen geregelten Tagesablauf kann man im Pfarrbüro nicht planen – aber das ist ja auch das Tolle an meinem Job“, sagt Anja Ruffer, Leitende Pfarrsekretärin in Dülmen St. Viktor.

Anja Ruffer bei einem Telefonat

Den Kontakt zu den Menschen hält Anja Ruffer auch über das Telefon.

Sechs Kirchtürme gehören zur Pfarrei, die Ruffer betreut: St. Viktor, St. Joseph, St. Agatha Rorup, St. Antonius Merfeld, St. Mauritius Hausdülmen und St. Jakobus Karthaus. Ruffer ist erste Ansprechpartnerin für die Kolleginnen aus den Pfarrbüros, den Kirchenvorstand und die Seelsorger. „Aber natürlich bin ich vor allem Ansprechpartnerin für die Anliegen der Menschen in unserer Pfarrei“, betont sie.

DÜLMENERIN DURCH UND DURCH

Seit 2012 ist Ruffer im Pfarrbüro, vor der Familienzeit hat die gelernte Kauffrau für Bürokommunikation in einem großen Unternehmen gearbeitet. Die 47-Jährige ist Dülmenerin durch und durch: Sie ist hier aufgewachsen und auch ihr Mann ist Dülmener. Gemeinsam mit ihrem 18-jährigen Sohn und der 21-jährigen Tochter wohnt sie in Dülmen. Ruffer ist in der Katholischen Frauengemeinschaft (kfd) aktiv und hat bereits einige Ferienlager für die Dülmener Kinder organisiert. „In unserer Gemeinde findet unglaublich viel Gemeinschaft statt“, erzählt sie. Sie selbst sei immer gerne ins Pfarrbüro gegangen: „Hier hatte immer jemand ein offenes Ohr und man ist immer freundlich aufgenommen worden. Ich habe schon lange gedacht: im Pfarrbüro arbeiten, das wäre was für mich“, erinnert sie sich und blättert gleichzeitig in der Unterschriftenmappe, die unbedingt noch abgearbeitet werden muss.

Paul Frerich kommt ins Pfarrbüro. Er ist Mitglied im Kirchenvorstand und der vom Pfarrer Beauftragte für Verwaltungsaufgaben. „Da muss ich mal eben gratulieren, er hatte am Samstag Geburtstag“, sagt Ruffer und springt auf. Mit der linken Hand schnappt sie sich die Unterschriftenmappe und bringt sie Frerich. Kaum sitzt sie wieder an ihrem Schreibtisch, steckt eine ihrer Kolleginnen den Kopf ins Büro, sie sei gerade in der Nähe gewesen. „Sollen wir eben noch mal zusammen auf deinen Urlaubsantrag gucken?“, bittet Ruffer.

Eine wichtige Eigenschaft einer Pfarrsekretärin sei, dass sie immer ein offenes Ohr habe. „Und Diskretion ist unseren Job wichtig“, sagt Ruffer. Es kämen auch immer mal wieder Menschen in das Büro, die auf Hilfe angewiesen seien.

Ruffers Kollegin Petra Hagemann sitzt im Front Office und versucht, das Gröbste schon einmal abzuarbeiten. „Sie ist die erste Ansprechpartnerin und fängt vorne schon mal Einiges ab“, erklärt Ruffer. Da klingelt das Telefon. „Claudias Schwester, oder? Mit der Marion bin ich ja zur Schule gegangen. In Ordnung, ich nehme euch in die Liste auf“, bespricht Ruffer.

Anja Ruffer kennt die Dülmener und die Dülmener kennen sie. „Es gehört auch dazu, dass ich im Supermarkt angesprochen werde“, erzählt sie. In dem Moment kommt eine Frau herein und möchte noch zwei Tickets für die Hardenbergwallfahrt kaufen. Ruffer nimmt sie in Empfang: „Frau Tönnies, wieder für Sie und Ihre Schwester? Mit Übernachtung oder ohne?“ Darauf folgt ein kurzes Pläuschchen über die schönen Erinnerungen an den Katholikentag in Münster.

Der Schreibtisch von Anja Ruffer ist aufgeräumt, lediglich in einer Ablage stapeln sich ein paar Zettel. „Das sind Rechnungen, die muss ich noch abarbeiten“, erklärt sie. Ordnung auf dem Schreibtisch sei ihr wichtig, damit sie sich konzentrieren könne. Dann sei man vorbereitet, wenn spontan neue Aufgaben hinzukämen. „Vor allem unser Chef schreibt gerne auch mal nachts E-Mails.“ In einem Organisationshandbuch sind die Arbeitsabläufe abgelegt, damit jede der Pfarrsekretärinnen aus den verschiedenen Dülmener Kirchorten wisse, wie gearbeitet werden müsse. Seit der Fusion 2013 vertreten sich die Kolleginnen nämlich auch gegenseitig – die Pläne dafür macht Ruffer.

30 Stunden in der Woche ist sie im Pfarrbüro, wenn es viel zu tun gibt, bleibt sie gerne auch mal länger. Ruffer redet schnell, man merkt, dass die Zeit drängt. Aber sie wirkt dabei nicht hektisch, erledigt die Aufgaben nacheinander.

Und dann wird sie plötzlich doch ganz ruhig in ihrer Arbeit: Aus einem verschlossenen Schrank holt sie große, alte Bücher. Es riecht ein wenig nach Erde und altem Papier. „Hier ist jede Taufe in unserer Gemeinde seit 1880 notiert, die Ehevorbereitungsprotokolle bewahren wir 80 Jahre lang auf“, erklärt Ruffer. Ein junges Paar aus Dülmen möchte heiraten. Dafür sucht sie in dem Buch von 1985 nach dem Taufdatum des Ehemannes. „In diesen Büchern steckt so viel Geschichte drin. Damit zu arbeiten finde ich besonders schön, und ich nehme mir gerne Zeit dafür.“

Kerstin Bücker