Seelsorge und System – zwei Begriffe, die nur schwer aufeinander zu beziehen sind. Eine schulpädagogische Betrachtung macht es nicht leichter, sondern spitzt sogar zu. Wer in Schule agiert, muss wissen, dass diese als gesellschaftliche Institution einschlägige Funktionen übernimmt: Qualifikation, Selektion und Legitimation.
Einen Vorschlag dazu, die Sicht Gottes auf Menschen und Dinge im System Schule spürbar werden zu lassen, macht unser Bischof Dr. Felix Genn im ersten Beitrag unseres Heftes. In seinen „Tu-Worten“ bezieht er sich unter anderem auf die im Jahr 2000 von Katholischer und Evangelischer Kirche gemeinsam vorgelegten Thesen zur „Bildung im Zeitalter der Beschleunigung“. Dass die Frage nach Bildung, auch auf religiösem Feld, durch weitgehend digitalisierte Wissenswelten inzwischen noch anspruchsvoller geworden ist, verdeutlichen in einer grundlegenden bildungstheoretischen Reflexion die Gedanken von Magnus Striet.
Unter welchen Bedingungen schulpastorale Projekte das Klima an öffentlichen Schulen verbessern können, legt Judith Könemann anhand der Evaluation eines Pilotprojektes dar.
Dass es gelingen kann, durch Haltung und entsprechende Praxis den Kerngedanken des Evangeliums im Raum von Schule anzubieten, zeigen die Beiträge unter der Rubrik Beispiel. Der Erfahrungsbericht des Bischöflichen Maria Montessori Schulzentrums in Leipzig ist besonders interessant, weil mehr als ein Drittel der Schüler und Lehrerschaft keiner christlichen Konfession angehören. Was zu beachten ist, wenn in liturgischen Feiern „die Kirche zu den Leuten kommt“, erläutert Pastor Thomas Hirsch-Hüffell.
Von positiven Erfahrungen als Schulseelsorgerin an einer staatlichen Schule berichtet Petra Klein. Als Lehrerin bekommt sie dafür keine Entlastung, muss aber auch keine vorzeigbaren Ergebnisse liefern. Ist das unnütz, arbeitet sie umsonst? Wie Vieles in der Schulseelsorge, verweist ihr Einsatz darauf, dass sich kein Mensch die Liebe Gottes verdienen muss. Sie ist gratis!