1050 Jahre Stift Borghorst

, Kreisdekanat Steinfurt

Gefeiert wurde ohne das Borghorster Stiftskreuz. Nach dem dreisten Diebstahl vor fast genau fünf Jahren ist der wertvolle Kunstschatz aus Sicherheitsgründen weiter in Münster unter Verschluss. „Ich danke allen, die für die Rückkehr des Kreuzes gebetet haben“, sagte Bischof Dr. Felix Genn beim Festgottesdienst, in dem Gläubige und Gäste am 15. September in der St.-Nikomedes-Pfarrkirche an die Gründung des Stiftes Borghorst vor 1050 Jahren erinnerten. Er zeigte sich überzeugt: „Dass das Kreuz wieder da ist, ist nicht nur ein Verdienst akribischer kriminalpolizeilicher Arbeit.“

Bischof Dr. Felix Genn

Nach der Messe nahm sich Bischof Dr. Felix Genn Zeit für Gespräche.

© Bistum Münster

„Ohne den Glauben wäre Ihre Stadt nicht denkbar“, warf Genn in seiner Predigt einen Blick zurück in die mehr als 1000 Jahre alte Geschichte von Borghorst: „Frauen und Männer haben damals eine Gemeinschaft gegründet, um gemeinsam zu beten und die Gesellschaft aus dem Geist des Evangeliums mitzugestalten. „Können wir darauf heute aufbauen?“, fragte der Bischof. In einer Zeit vieler Umbrüche, auch in der Kirche, forderte Genn die Gemeinde in der vollbesetzten Nikomedeskirche auf, statt zu jammern und zu klagen, die Veränderungen als einladende Herausforderung anzunehmen.

„Was bedeutet es für mich, heute Christ zu sein?“ Eine Antwort darauf überließ der Bischof jedem selbst. Er ermutigte vor allem die Erwachsenen, den Glauben weiterzugeben und nutzte dafür Worte eines Wissenschaftlers: „Können wir es uns leisten, unsere Kinder um Gott zu betrügen, in dem wir nicht mehr von ihm sprechen?“ Genn appellierte an die Freiheit des Einzelnen: „Hier hilft kein Zwang, auch wenn das vielleicht Generationen vor uns gedacht haben.“

In diesem Zusammenhang verurteilte der Bischof die „Vergehen und Verbrechen, die von solchen offenbar werden, die in der Kirche führende Positionen hatten und haben“. Das Christsein zu leben, Vorbild zu sein, in einer Zeit, in der das Thema sexueller Missbrauch einmal mehr die katholische Kirche erschüttert, sei eine besondere Herausforderung, betonte Genn.

Zu Beginn des Gottesdienstes hatte Pfarrer Markus Dördelmann den Bischof erstmals in Borghorst begrüßt: „Schön, dass Sie unsere Einladung angenommen haben.“ Auch Dördelmann schaute auf die vergangenen 1050 Jahre zurück: „So lange schon leben, feiern, trauern Menschen in St. Nikomedes. So lange schon erzählen Menschen hier von Gott.“ Dördelmann nahm dies als Auftrag: „Heute sind wir dran, mit unseren Möglichkeiten den Glauben weiterzutragen.“

Vor dem Schlusssegen bedankte sich Steinfurts Bürgermeisterin Claudia Bögel-Hoyer für das unkomplizierte Miteinander von kirchlicher und kommunaler Gemeinde: „Die St.-Nikomedes-Pfarrkirche ist ein bedeutender Identifikationspunkt für unsere Stadt“, erklärte die Bürgermeisterin: „Und deshalb wäre es eine große Freude für die Menschen vor Ort, wenn das Borghorster Stiftskreuz zurückkäme...“

Diesen Wunsch äußerten auch viele Gläubigen beim Händeschütteln nach dem Gottesdienst. Der Bischof nahm sich viel Zeit für Gespräche, hörte zu, fragte nach – und bedankte sich immer wieder bei allen, die dazu beitragen, dass der Glaube in St. Nikomedes auch 1050 Jahren nach der Stiftsgründung gelebt wird.

Gudrun Niewöhner