110 Studierende nahmen an Fortbildung zur interreligiösen Bildung teil

, Bistum Münster

„Was kommt nach dem Tod?“ „Wie begegne ich anderen Religionen in den Kitas?“ „Wie kann ich religiöse Inhalte vermitteln, die ich selber in Frage stelle?“, diese und weitere Fragen stellten 110 Studierende der Katholischen Fachschulen für Sozialpädagogik des Bistums Münster während ihres Studientags in der Münsteraner Hildegardisschule. Die Kooperationsveranstaltung des Aktionsprogramms „Kita – Lebensort des Glaubens“ und der Hauptabteilung Schule und Erziehung, Abteilung Katholische Schulen, stand unter dem Motto „Kleine Menschen, große Fragen – Gibt es mehr als einen Gott? Wie viele Götter sind im Himmel?“.

Haben sich zum Gruppenbild aufgestellt: (von links) Vera Brox, Schulleiterin der Hildegardisschule, Judith Matern, Leiterin der Gruppe Berufskollegs und weitere Schulformen in der Hauptabteilung Schule und Erziehung des Bistums Münster, Sebastian Mohr, Akademie Franz Hitze Haus und Begleitung des Kita-Aktionsprogramms, Karolin Thater, Religionslehrerin und Mitarbeiterin am Kita-Aktionsprogramm, Professor Albert Biesinger, ehemaliger Leiter des Katholischen Instituts für berufsorientierte Religionspädagogik, und Conrad Geisemann, kommissarischer stellvertretender Schulleiter und Bildungsgangleiter der Fachschule für Sozialpädagogik der Hildegardisschule.

Luden zum Austausch ein: (von links) Vera Brox, Schulleiterin der Hildegardisschule, Judith Matern, Leiterin der Gruppe Berufskollegs und weitere Schulformen in der Hauptabteilung Schule und Erziehung des Bistums Münster, Sebastian Mohr, Akademie Franz Hitze Haus und Begleitung des Kita-Aktionsprogramms, Karolin Thater, Religionslehrerin und Mitarbeiterin am Kita-Aktionsprogramm, Professor Albert Biesinger, ehemaliger Leiter des Katholischen Instituts für berufsorientierte Religionspädagogik, und Conrad Geisemann, kommissarischer stellvertretender Schulleiter und Bildungsgangleiter der Fachschule für Sozialpädagogik der Hildegardisschule.

© Bistum Münster

„Sie sind Engel am Weg des Kindes“, wandte sich Professor Albert Biesinger, ehemaliger Leiter des Katholischen Instituts für berufsorientierte Religionspädagogik, direkt an die angehenden pädagogischen Fachkräfte. „Denn Sie sind, nach den Eltern, die erste Person, die den Kindern einen weiten Horizont eröffnen, Gotteserfahrungen möglich machen kann. Die Kinder werden Ihnen anvertraut, damit Sie ihnen eine Beziehung zu Gott ermöglichen.“ Eine verantwortungsvolle Aufgabe.

Eine Aufgabe, die angesichts einer immer pluraler werdenden Welt an gesellschaftlicher Relevanz gewinnt. Die Kitas als Schmelztiegel der Gesellschaft erleben in ihrer täglichen Arbeit hautnah die Vielfalt der Kulturen und Religionen. „Daher wird die interreligiöse Bildung in den Kitas immer wichtiger“, war sich Biesinger sicher. „Mustafa sagt zu einem Kommunionkind: ‚Gott kann keinen Sohn haben. Das ist eine Lüge.‘ Wie reagieren Sie darauf?“, brachte er die Problematik auf den Punkt. „Es braucht Sie als Wegbegleiter für den Dialog zwischen den Religionen.“ Er brach eine Lanze dafür, andere Religionen nicht ausgrenzend wahrnehmen, sondern vielmehr als Bereicherung. Aber dazu müsse man im eigenen Glauben verankert sein, sich damit auseinandergesetzt haben, um gegenüber anderen sprachfähig zu sein.

In der sich anschließenden Diskussionsrunde nahm Biesinger sich viel Zeit für die Fragen der Studierenden. „Es ist wichtig, dass Sie auf die religiösen Fragen der Kinder eingehen. Sie müssen diese nicht sofort beantworten können. Aber Sie müssen das Kind mit seinen Fragen ernstnehmen“, schrieb er den angehenden Pädagoginnen und Pädagogen in ihr Stammbuch. „Lassen Sie sich nicht unter Druck setzen, eine schnelle Antwort parat haben zu müssen.“ Stattdessen solle man die Frage zurückspielen: Was denkst du denn? Das gemeinsame Suchen und Entdecken von möglichen Antworten an der Seite des Kindes stehe dabei im Fokus.

„Wir wollen junge Erzieherinnen und Erzieher ermutigen, sich auch religiöse Themen in den Kitas zuzutrauen und sie in ihrer Arbeit bestärken“, brachte Karolin Thater, Religionslehrerin und Mitarbeiterin am Kita-Aktionsprogramm, das Ziel des Studientages auf den Punkt: sie dafür zu sensibilisieren, sich mit dem, was das Kind religiös mitbringe, gemeinsam auf die Suche zu machen.

Für Marie Bußkamp aus Bocholt war der Studientag ein voller Erfolg. „Es war für mich entlastend zu hören, dass ich nicht sofort alles wissen und beantworten können muss“, berichtete die Zwanzigjährige. „Und jetzt weiß ich auch, wie ich religiöse Inhalte vermitteln kann, die ich selber in Frage stelle“, freute sie sich. „Ich frage die Kinder erst einmal danach, was die denken und reagiere dann darauf.“

Jürgen Flatken