50 Jahre Ständiger Diakonat: Paul Sommer ist Diakon in Westkirchen

, Kreisdekanat Warendorf

737. Drei Ziffern mit großer Bedeutung. Ist das Pfarrbüro nicht besetzt, können die Westkirchener Diakon Paul Sommer in Notfällen unter dieser Nummer erreichen. „In der heutigen Zeit müssen wir erreichbar sein. Es ist wichtig, dass Menschen in entscheidenden Momenten spüren: Die Kirche ist für mich da.“ Da sein, wenn er gebraucht wird – diese Haltung lebt Sommer seit 10 Jahren als Pastoralreferent – und seit knapp 19 Jahren als Ständiger Diakon. Das Weiheamt hatte Papst Paul VI. nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil in der katholischen Kirche eingeführt. Vor 50 Jahren wurden erstmals im Bistum Münster Männer zu Ständigen Diakonen geweiht.

Diakon Paul Sommer

Als Ständiger Diakon ist Paul Sommer für die Menschen in der Pfarrei St. Jakobus in Ennigerloh da.

© Bistum Münster

Als „echte Chance für die Kirche“ bezeichnet Paul Sommer, der als Diakon in der Pfarrei St. Jakobus in Ennigerloh tätig ist, den Diakonat. Ob hauptberuflich oder Diakon mit Zivilberuf, ob verheiratet oder ledig: „Wir stehen mitten in der Welt, mitten im Alltag“, betont der 58-Jährige. „Durch den Beruf, durch die Familien wissen wir, wie es ist, vor beruflichen Herausforderungen zu stehen, kurze Nächte zu haben, weil das Kind stundenlang geschrien hat, oder das pubertierende Kind mal wieder gegen alles ist, was die Eltern gut finden.“ 

In Ahlen geboren, engagierte sich Sommer viele Jahre in der Jugendarbeit seiner Heimatpfarrei. „Ich habe ganz viele positive Erfahrungen mit Kirche gemacht“, blickt er zurück. In dieser Zeit wuchs auch sein Wunsch, Pastoralreferent zu werden. Nach seinem Religionspädagogikstudium in Paderborn wechselte er nach Vechta, wo er – damals war noch ein Zweitberuf Voraussetzung – Sozialpädagogik studierte. Bereits seine Assistenzzeit verbrachte er in der damaligen Pfarrei St. Ludgerus in Ennigerloh, bevor er zehn Jahre lang als Pastoralreferent in Laer im Kreis Steinfurt arbeitete. 

Weihbischof Alfons Demming, damals Regionalbischof für die Region, gab schließlich den Anstoß: „Er hat mich irgendwann gefragt, ob ich mir vorstellen kann, Ständiger Diakon zu werden“, erinnert sich Sommer. Einige Gespräche mit seiner Frau folgten, denn sie musste ihre Bereitschaft geben, diesen Schritt mitzugehen, dann stand für den Pastoralreferenten fest: „Ich möchte mich noch mehr an diese Kirche und an Gott binden, um den Menschen auf andere Weise von Gott zu erzählen und für sie da zu sein.“ Weil er schon Theologie studiert hatte, konnte Sommer die Ausbildung auf eineinhalb Jahre verkürzen. Im Jahr 2000 zog er mit seiner Familie nach Westkirchen, im Oktober 2001 wurde er im St.-Paulus-Dom zu Münster zum Diakon geweiht.

Der größte Unterschied zu seinem Hauptberuf als Pastoralreferent: „Ich darf unter anderem nicht nur das Taufgespräch mit Eltern und das Traugespräch mit Brautpaaren führen und muss alles weitere dem Priester überlassen, sondern darf diese Sakramente auch spenden“, erklärt Sommer. Damit unterstreicht er das, was ihm besonders wichtig ist: „Beziehungen pflegen.“ Er bedauert, dass dies bei der Krankensalbung nicht möglich ist. „Es kommt vor, dass ich einer Person über Jahre die Krankenkommunion gebracht habe. Geht es ihr oder ihm aber schlecht, muss ich einen Priester hinzuholen, der das Sakrament spendet“, verdeutlicht der 58-Jährige und ergänzt: „Das ist für viele nicht mehr verständlich zu erklären.“

Sommer, der mit seiner Familie seinen „Sommersitz“ – so steht es auf einem Schild vor der Haustür – im ehemaligen Westkirchener Pfarrhaus neben der St.-Laurentius-Kirche hat, begleitet als Diakon im Dorf das gesamte Gemeindeleben, ist unter anderem Ansprechpartner für die Gremien und Gruppen der Gemeinde, wie zum Beispiel die Messdiener, die Frauengemeinschaft, den Kirchenchor. Im Nachbarort Ostenfelde ist er unter anderem für die Erstkommunion- und Firmvorbereitung und die Familiengottesdienste zuständig, tauft Kinder und traut Paare. Und er ist da, wenn Menschen in den Gemeinden gestorben sind. Der Diakon trägt besonders Sorge für die Alten, Kranken, Trauernden und Ausgegrenzten. „Auf diese Weise behalte ich die Verbindung von Gottes- und Nächstenliebe im Blick, das ist eine wesentliche Aufgabe des Diakonats“, sagt Sommer. 

Ann-Christin Ladermann