Abschied "mit zwei lachenden Augen"

, Bistum Münster

Noch liegt nicht alles in den Umzugskartons und noch einiges auf dem Schreibtisch, der Fensterbank und in den Schubladen. Marie-Luise Kamp hat das Packen hinausgezögert – zu viel anderes war noch zu tun. Zum Ende des Jahres geht die Leiterin der Geschäftsstelle Diözesanrat und Diözesankomitee im Bistum Münster in den Ruhestand. Zehn Jahre in der jetzigen Funktion und damit zehn Jahre der engen Zusammenarbeit vor allem mit Ehrenamtlichen aus Pfarreien und Verbänden liegen hinter der studierten Pädagogin.

Ob im Diözesanrat – dem wichtigsten Beratungsgremium des Bischofs, in dem alle relevanten kirchlichen Gruppierungen vertreten sind – oder im Diözesankomitee, der bistumsweiten Vertretung der sogenannten Laien: Als Geschäftsführerin dieser Gremien und als Verantwortliche für Pfarreiratswahlen hatte Kamp immer mit Ehrenamtlichen zu tun, war für sie eine Nahtstelle zu den Hauptamtlichen im Bistum. Die 63-jährige Rheinenserin bereitete Sitzungen vor und sorgte für die Umsetzung der dort gefassten Beschlüsse.

Dabei hat Marie-Luise Kamp – vielen als „Ise“ bekannt – Veränderungen mitgemacht. „Neben der allgemein bekannten Tatsache, dass Ehrenamtliche sich nicht mehr so langfristig an Ämter und Aufgaben binden, habe ich vor allem erlebt, dass die Ehrenamtlichen selbstbewusster sind und dass sie genau prüfen, wofür sie sich einsetzen“, schildert sie. Viele engagierten sich nur, wenn sie tatsächlich spürbar etwas bewegen könnten. „Eine Mitarbeit in den Gremien bedeutet, sich in komplizierte Themen einzuarbeiten, und das in der Freizeit und ohne Berufstheologe zu sein“, betont Kamp. Vor dieser Leistung habe sie Respekt – und daher ein Problem mit der oft für die kirchlichen Ehrenamtlichen gebrauchten Bezeichnung „Laie“.

Besondere Freude hat Kamp, die vor der jetzigen Tätigkeit elf Jahre als Diözesansekretärin der Jungen Gemeinschaft gearbeitet hatte, die Entwicklung des Diözesanen Pastoralplans im Diözesanrat. Dieser gibt die Leitlinien für die Seelsorge im Bistum Münster vor. „Das war eine sehr intensive Phase, in der wir sehr gut im Dialog beraten haben“, sagt sie. Ein Highlight sei außerdem der Katholikentag in Münster im Mai 2018 gewesen. „Da konnte man erleben, dass für unheimlich viele Menschen der Glaube zum Leben gehört, unabhängig vom zurückgehenden Gottesdienstbesuch“, sagt Kamp.

Geteilt hat sie diese Erfahrung beim Katholikentag mit Besuchern aus Ghana. Denn die Begleitung der im Bistum bestehenden Partnerschaften mit nordghanaischen Gemeinden und Bistümern gehörte ebenfalls zu „Ise“ Kamps Aufgaben. „Diese Erfahrungen in der Weltkirche waren für mich immer ein Sahnehäubchen“, sagt sie, die Ghana mehrfach besucht hat. Immerhin sei die Partnerschaft nicht auf Bistumsebene, sondern über Kontakt zwischen deutschen und ghanaischen Gemeinden entstanden – auch da ehrenamtliches Engagement, das Greifbares bewirkt.

In der Partnerschaftsarbeit möchte sie auch künftig – beispielsweise in ihrer Heimatpfarrei in Rheine-Mesum – mitwirken und wird unter anderem im März an einer Fahrt nach Ghana teilnehmen. Ansonsten aber soll der Terminkalender erst einmal leer bleiben. „Ich freue mich darauf, unverplante Zeit zu haben“, sagt Marie-Luise Kamp, „deshalb mache ich erstmal keine Pläne, sondern gucke mir an, wie mir das Leben im Ruhestand so gefällt.“

Sicher aber wird mehr Zeit für die aus Mann, drei erwachsenen Kindern plus Schwiegerkindern und zwei Enkeln bestehende Familie sein. „Schon am Tag nach meinem letzten Arbeitstag holen wir meinen Sohn, der mit Familie in Uganda lebt, für ihren Weihnachtsbesuch vom Flughafen ab“, berichtet Kamp, „das erleichtert mir den Abschied von den Kolleginnen und Kollegen, weil es so sofort mit Familienzeit weitergeht.“

Leicht fällt der Abschied dennoch nicht, zumal in der Geschäftsstelle neben „Ise“ Kamp zeitgleich die langjährige verdiente Sekretärin Heidemarie Kröger in den Ruhestand geht. Angesichts dieses umfassenden Umbruchs sei es gut, meint Kamp, dass mit Lisa Rotert ihre Nachfolgerin in den Startlöchern steht.

Den Start in den neuen Lebensabschnitt hat sie mit Weggefährten angemessen gefeiert, viele weitere kamen für ein Lebewohl in die Geschäftsstelle. Da habe sie schon die ein oder andere Träne verdrückt, gesteht die künftige Rentnerin – und doch: „Ich hatte einen wunderbaren Job und freue mich auf das Kommende – deshalb gehe ich letztlich mit zwei lachenden Augen.“

Anke Lucht

Bildunterschrift: Das Packen vor ihrem Eintritt in den Ruhestand hat Marie-Luise Kamp lange hinausgezögert.                                    Foto: Bischöfliche Pressestelle / Anke Lucht