Abteikirche Liesborn: Gewölbe-Malereien gut erhalten

, Kreisdekanat Warendorf

Heike Wehner kniet auf dem Gerüst, hoch oben unter dem Gewölbe in der Abteikirche Ss. Cosmas und Damian in Liesborn. Sorgfältig reibt die Diplom-Restauratorin mit einem speziellen trockenen Latexschwamm die Gewölbefläche ab. Der Unterschied ist nicht zu übersehen: Was vorher noch eine dunkelgraue, gelbliche Färbung hatte, wirkt weißer, heller. Gegen die strahlend-weiße Farbe der frisch-gestrichenen Seitenwände der Kirche kommt die gereinigte Stelle im Gewölbe zwar nicht an, aber dennoch – Pfarrer Martin Klüsener und Eugen Teigeler vom Kirchenvorstand freuen sich schon jetzt auf die Wirkung: „Wenn das Gerüst erstmal abgebaut ist, wird der Kirchenraum insgesamt viel heller und freundlicher wirken“, sind sie überzeugt. Lange müssen sie nicht mehr warten: Mit dem Abbau wurde am 1. Oktober begonnen.

Auch die einzige figürliche Darstellung im Gewölbe, eine Mariendarstellung, erstrahlt nach der Reinigung in neuem Glanz.

© Bistum Münster

Fünf Monate ist es her, dass die Kirche leer geräumt wurde, damit die umfangreiche Innenrestaurierung, geplant von Architektin Marietheres Luster-Haggeney, starten konnte. Sechs Wochen lang wurde der gesamte Raum eingerüstet, denn auch die wertvollen Deckenmalereien aus dem 15. und 16. Jahrhundert sollten gereinigt werden. 

Heike Wehner und ihre Kollegin, beide von der Fachwerkstatt für Bau- und Kunstdenkmalpflege „ars colendi“, hatten während des Sommers einen kühlen Arbeitsplatz: Den kompletten Juni und Juli haben die beiden Restauratorinnen die 1250 Quadratmeter große Gewölbefläche Zentimeter für Zentimeter gereinigt. „Wir waren positiv überrascht vom Zustand der Gewölbemalereien“, berichtet Heike Wehner. Die Malereien bestehen aus Blattranken und Blüten, die den Himmel als himmlisches Paradies versinnbildlichen sollen. „Keine Blüte ist wie die andere“, weiß die Restauratorin. Auffällig ist die einzige figürliche Darstellung im Gewölbe: eine Muttergottes als Himmelkönigin mit dem Jesuskind im Strahlenkranz. Der Zustand von Malereien und Figur hätte sich als so gut erhalten entpuppt, dass in den meisten Fällen nur gereinigt werden musste und nur selten auch retuschiert, sagt Heike Wehner.

Auf der Suche nach Hohlstellen im Putz haben sich die Restauratorinnen, unterstützt von zwei weiteren Kolleginnen, anschließend erneut dem Gewölbe gewidmet. Jede Fläche wurde mühsam abgeklopft, um problematische Stellen akustisch zu erkennen. Fündig wurden Heike Wehner und ihr Team vor allem in der Vierung, dort, wo das Haupt- und das Querschiff aufeinandertreffen. Dort hatten bereits Risse im Putz Mängel vermuten lassen. „Teilweise konnten wir ein 20 Zentimeter langes Lineal in die Risse stecken“, schildert sie. Mit verschiedenen Techniken, unter anderem mit kleinen Schläuchen, wurden die Hohlstellen mit frischem Putz aufgefüllt. 

Drei Wochen lang wird das Gerüst in der Kirche nun abgebaut. „Danach wird noch ein neuer Holzfußboden verlegt“, erklärt Marietheres Luster-Haggeney. Die Architektin ist zufrieden mit dem Zeitplan und bekräftigt Pfarrer Klüseners Aussage: „Weihnachten werden wir auf jeden Fall wieder in dieser Kirche feiern.“ 

Ann-Christin Ladermann

Blicken dem Abschluss der Innenrestaurierung entgegen: (von links) Pfarrer Martin Klüsener, Architektin Marietheres Luster-Haggeney, Restauratorin Heike Wehner und Eugen Teigeler.

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