"An erster Stelle muss die Qualität stehen"

, Stadtdekanat Münster, Kreisdekanat Warendorf

Der Münsteraner Weihbischof Dr. Stefan Zekorn hat die Agrarpolitik aufgefordert, sich bei der Produktion von Lebensmitteln stärker an ethischen Leitlinien auszurichten. „Es unverantwortlich, zu Lasten der Ärmsten zu wirtschaften“, sagte er am 26. Januar beim Kreisverbandstag des Landwirtschaftlichen Kreisverbands Warendorf in Ahlen

Dort war der Geistliche eingeladen, um mit Jens Kaß, Vorsitzender des Bundesverbands Großhandel, Außenhandel und Dienstleistungen, über das Thema „Lebensmittel – Mittel zum Leben? Wertschätzung und Wertschöpfung – hier und in der gesamten Welt“ zu diskutieren.

Dafür stellte Zekorn vier Leitsätze auf. „An erster Stelle muss die Qualität stehen“, stellte der Weihbischof klar. Auch die Verbraucher stünden in der Pflicht. „Diese müssen das auch stärker berücksichtigen.“ Zwar gelte es, qualitativ hochwertige Lebensmittel zu bezahlbaren Preisen herzustellen. Bezahlbar heiße nicht aber einfach billig. Denn das Ziel kostengünstiger Lebensmittel müsse mit den weiteren Zielen verantwortungsvoller Agrarpolitik austariert werden. „Dazu gehört, dass die Herstellung der Lebensmittel den Landwirten und ihren Familien einen Lebensstandard ermöglicht, der mindestens mit dem durchschnittlichen Lebensstandard der übrigen Bevölkerung vergleichbar ist“, betonte Zekorn.

Der Weihbischof rief auf, die Schöpfung in allen Bereichen der Landwirtschaft und der Lebensmittelproduktion angemessen zu berücksichtigen: „Schon das Buch Genesis spricht davon, dass die Welt ein Garten ist, der dem Menschen anvertraut ist.“ Der Garten sei also als Existenzgrundlage für den Menschen gedacht. Auch aus naturwissenschaftlichen Aspekten mache ein verantwortungsvoller Umgang mit der Natur Sinn, um Gefahren wie Antibiotikaresistenzen für Mensch und Tier oder den globalen Klimawandel abzuwenden. Ein wichtiges Thema sei der ethisch verantwortbare Umgang mit Tieren. In der gesamten Bibel würden sie als Mitgeschöpfe gesehen. Die Landwirtschaft müsse sich der globalen Verantwortung stellen. „Noch nie war die Landwirtschaft so produktiv wie heute. Noch nie haben die Landwirte so kostengünstig und qualitativ hochstehend so viele Produkte hergestellt“, so Zekorn. Und trotzdem stimmten die Einkommen auf ihren landwirtschaftlichen Betrieben nicht.

In der Diskussion mit Kaß, der auch Geschäftsführer eines international agierenden Getreide- und Futtermittelhauses ist, zeigten sich erstaunlich viele Gemeinsamkeiten. Beide sprachen sich dafür aus, die Verbraucher besser zu informieren. Während sich Zekorn für Information durch Gütesiegel eintrat, sagte der Wirtschaftsmann nüchtern: „Die Realität ist, dass der Preis die Märkte regelt. Wo günstig produziert werden kann, wird das auch gemacht.“

Zuvor hatten Schüler des 120. Internationalen Hauptkurses der Landvolkshochschule Freckenhorst den verschwenderischen Umgang mit Lebensmitteln angeprangert. In einem kleinen Sketch zeigten die 20 jungen Männer und Frauen, aus welch nichtigen Gründen Lebensmittel direkt nach der Ernte weggeworfen werden, obwohl an ihnen außer dem Aussehen nichts auszusetzen ist. Die Abfälle aus ganz Europa würden ausreichen, um alle Hungernden der Welt zwei Mal zu ernähren, verdeutlichten die angehenden Landwirte.
 

David Inderlied