Andrea Stachon-Groth leitet Ehe-, Familien- und Lebensberatung im Bistum

, Bistum Münster

Am Weg zur Arbeit hat sich nichts geändert. Ansonsten aber ist seit Jahresbeginn einiges anders für Andrea Stachon-Groth. Seit Anfang Januar leitet die Hiltruperin in der Nachfolge von Dr. Markus Wonka die Ehe-, Familien- und Lebensberatung (EFL) im Bistum Münster am Antoniuskirchplatz. An derselben Adresse war sie vorher als Leiterin der Münsteraner EFL-Stelle tätig. „Mich hat aber auch als Leiterin regionaler Beratungsstellen immer der Blick auf die Gesamtorganisation interessiert“, erzählt sie.

Regionale Beratungsstellen hat Stachon-Groth schon zwei geleitet. Nach dem Psychologie-Studium absolvierte die verheiratete dreifache Mutter Anfang 1997 eine Weiterbildung als EFL-Beraterin. Später bildete sie sich unter anderem zur systemischen Therapeutin weiter. Sie arbeitete ab Mai 1999 in den EFL-Stellen in Recklinghausen und Marl. Letztere leitete sie von 2008 bis 2018. Im Februar 2018 übernahm sie die Leitung der Münsteraner Beratungsstelle, Anfang 2019 wechselte sie in die jetzige Position, sozusagen an die Spitze des psychologischen Fachdienstes des Bistums.

„Grundsätzlich habe ich Freude daran, Zukunftsideen zu entwickeln und vernetzt zu arbeiten“, sagt Andrea Stachon-Groth. Sie ist froh, in der EFL-Zentrale dafür eine Grundlage vorzufinden: „Wir haben sehr viele erfahrene und begeisterte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die mich super aufgenommen haben und mit ihrem umfangreichen Wissen unterstützen.“

Diese Teamwork ist umso wertvoller angesichts der Aufgabenfülle: Stachon-Groth hat die Gesamtverantwortung und Fachaufsicht für die 32 EFL-Beratungsstellen im nordrhein-westfälischen Teil des Bistums, zusätzlich die Fachaufsicht über die sechs Beratungsstellen im niedersächsischen Bistumsteil. Neben der Personal- und Finanzplanung arbeitet sie mit den Leitungen der einzelnen Beratungsstellen zudem an der Ermittlung künftiger Schwerpunktthemen und Zielgruppen. Außerdem vertritt sie die EFL im Bistum auf Landes- und Bundesebene und gehört verschiedenen Arbeitsgruppen an.

Trotz dieser Aufgabenfülle wünscht sich die 50-Jährige, zumindest zu einem kleinen Teil weiter in der Beratung tätig zu sein. „Schließlich verantworte ich die inhaltliche Arbeit, deshalb möchte ich eng verbunden bleiben mit den Themen des Beratungsalltags“, sagt sie.

Ein Tätigkeitsfeld, in dem sich in den Jahren ihrer Berufstätigkeit vieles verändert hat. „Es ist klassisch katholisch, auf wechselnde Sorgen und Nöte der Zeit zu reagieren“, meint Stachon-Groth. In diesem Sinne stelle sich die EFL auf gesellschaftliche Veränderungen ein. So seien im Zuge der Digitalisierung Möglichkeiten der Online-Beratung hinzugekommen: „Das erleichtert es vielen Ratsuchenden, ganz niedrigschwellige Kontakt zu uns herzustellen.“

Auch die zunehmende Vielfalt in der Gesellschaft wirkt sich auf die EFL aus. „Wir müssen Sensibilität für andere Kulturen entwickeln und das mit unserer eigenen klaren christlichen Wertvorstellung vereinbaren“, ist sie überzeugt. Nur so könne man allen Ratsuchenden offen und respektvoll begegnen.

Mit der Vielfalt geht einher, dass es immer weniger für alle verbindliche gesellschaftliche Normen gibt – auch das ist ein Thema für die EFL. „Die Menschen müssen vieles selbst entscheiden, was früher durch die gesellschaftliche Rolle vorgegeben war, und müssen ihre Entscheidungen in der Paarbeziehung miteinander aushandeln“, erklärt die Fachfrau, „wir begleiten und befähigen sie, dass sie ihre eigenen Bedürfnisse kommunizieren und die des Gegenübers respektvoll wahrnehmen.“

Prozessbegleitung ist aus Stachon-Groths Sicht ohnehin ein zentrales Stichwort für die Arbeit der EFL: „Die funktioniert ja nicht so, dass wir in ein Expertenbuch schauen und dort fertige Lösungen finden, sondern wir begleiten die Menschen beim Finden ihrer jeweiligen Lösungen. Wir sagen ihnen nicht, wie ihr Leben zu sein hat, sondern arbeiten mit ihnen intensiv an der Frage, wie sie ihr Leben und ihre Partnerschaft erfüllender gestalten können. Dabei ist unser Blick von außen auf die einzelne Situation sehr hilfreich.“

Eine Hilfe, die allen offensteht, unabhängig von Lebenssituation, Herkunft oder Glaubenszugehörigkeit, und die geschätzt wird: In den vergangenen 20 Jahren ist die Zahl der ratsuchenden um 80 Prozent gestiegen. Im Jahr 2017 wurden 13.424 Menschen beraten. Die Kosten dafür trägt in seinem NRW-Teil zu 65 Prozent das Bistum Münster, den Rest übernehmen Land, Kommunen, Projekte und Kirchengemeinden.

Aus Sicht von Andrea Stachon-Groth ist die Kirchensteuer in der EFL genau richtig eingesetzt: „Durch die EFL geht Kirche auf Menschen zu, tritt mit ihnen in Beziehung und wird konkret erfahrbar.“

Anke Lucht

Bildunterschrift: Andrea Stachon-Groth in einem Gespräch.          Foto: Bischöfliche Pressestelle / Anke Lucht