Andrea Stachon-Groth referierte in Havixbeck über psychische Erkrankungen

, Kreisdekanat Coesfeld

„Wer hat noch nie mit psychischen Erkrankungen zu tun gehabt?“ und „Wer hat noch nie mit Beziehungen zu tun gehabt?“, so lauteten die Einstiegsfragen von Dipl.-Psychologin Andrea Stachon-Groth. Der Verein zur Förderung der psychosozialen Dienste im Kreis Coesfeld (www.seege-coe.de) hatte in seinem Jubiläumsjahr die Leiterin der Ehe-, Familien- und Lebensberatung im Bistum Münster nach Havixbeck zu einem Vortrag eingeladen.

Anne Willing-Kertelge überreicht Andrea Stachon-Groth einen Blumenstrauß.

Anne Willing-Kertelge vom Verein zur Förderung der psychosozialen Dienste im Kreis Coesfeld (rechts) überreicht Andrea Stachon-Groth, Leiterin der EFL Bistum Münster, als Dank für ihren Vortrag einen Blumenstrauß.

© Michael Tiltmann

Denn psychische Erkrankungen werden immer häufiger diagnostiziert, viele erstmals in der Altersspanne zwischen 30 und 40 Jahren. In dieser Zeit leben die meisten Menschen in Partnerschaften, informierte Stachon-Groth. Sie machte deutlich, dass nicht nur der erkrankte Partner leide, sondern auch der gesunde. „Eine Depression entwickelt sich häufig schleichend, und sie geht nicht von allein weg. Diese Erkrankung sitzt in der Partnerschaft sozusagen manchmal lange mit im Raum.“ So wichtig es sei, dass der erkrankte Mensch Zugang zu einer Behandlung finde, so sehr stellten alle Anwesenden fest, dass die Partner dabei häufig nicht wirklich einbezogen würden. Die Krankenkassen bezahlten nur ein oder wenige Paargespräche und das, obwohl Untersuchungen zeigten, dass das Rückfallrisiko weder von Alter, Geschlecht, Schwere der Krankheit oder Dauer des Klinikaufenthaltes bestimmt werde, sondern vor allem von der Qualität der Paarbeziehung.

Deshalb sei flankierend die Unterstützung besonders hilfreich durch Beratungsangebote, die vor allem die Beziehung in den Blick nähmen. Paarberaterinnen und -berater führten heraus aus der einseitigen Sicht: hier der Kranke – dort der Gesunde. Hilfreich sei es, die Kommunikation zwischen den Partnern zu verbessern, so dass beide ihre Bedürfnisse und auch ihre Grenzen spüren und angemessen äußern lernen. Es könnten gemeinsam Strategien entwickelt werden, wie das Paar im Falle des erneuten Auftauchens von depressiven Zuständen damit umgehen wolle.

Eine Paarberatung fördere darüber hinaus, das Augenmerk auf gemeinsame lustvolle Aktivitäten zu richten und bewusst Inseln der Erholung und Regeneration aufzusuchen – „problemfreie Zonen/Zeiten“, wenn „die Depression mal Urlaub macht“. Gerade unter der vermehrten Belastung durch eine Erkrankung brauche es Unterstützung für beide. Besonders die Partner von psychisch erkrankten Menschen trügen ein erhöhtes Risiko, wegen einer länger andauernden Überforderungssituation selbst zu erkranken. Nicht vergessen werden sollte: Eine gelungene Bewältigung einer Krise könne die Qualität der Paarbeziehung auch wachsen lassen und den Zusammenhalt vertiefen.

Unterstützung bieten insbesondere die Ehe-, Familien- und Lebensberatungsstellen (EFL) im Kreis Coesfeld, in denen unabhängig von Religion, Nationalität und Alter kostenfrei psychosoziale Beratungsgespräche möglich sind.

Weitere Informationen gibt es im Internet unter www.ehefamilieleben.de und unter www.seege-coe.de.

Anne Willing-Kertelge