Angelika Surholt hat sich für den Trauer- und Begräbnisdienst fortgebildet

, Kreisdekanat Coesfeld

„Das könnte ich.“ Dieser Gedanke kreiste Angelika Surholt durch den Kopf, als sie von der Fortbildung für den Trauer- und Begräbnisdienst des Bistums Münster hörte. Auch Ferdinand Hempelmann, Pfarrer in St. Pankratius in Buldern, bestärkte die 68-Jährige, sich ausbilden zu lassen. „Ich habe nachgedacht und meine Freunde gefragt, ob sie es sich vorstellen könnten, sich von mir bestatten zu lassen“, berichtet Surholt von ihrer Entscheidungsfindung. Auch von dieser Seite bekam sie positive Rückmeldungen. Den letzten Anstoß gab ein Gespräch mit der Oberin Mutter Sophia der Benediktinerinnenabtei vom Heiligen Kreuz in Herstelle. „Seit 2007 fahre ich regelmäßig in das Kloster an der Weser. Meine Freundin Schwester Oliva hat mich in der Sterbephase meines Mannes vor sechs Jahren intensiv begleitet. Auch von ihr kam ein deutliches: ‚Ja‘“, erinnert sich die dreifache Großmutter.

Angelika Surholt hält ein helles Gewand, auf dem in Gelbtönen das Kreuz in einer Sonne aufgeht, in die Kamera.

Anfangs wollte Angelika Surholt kein Gewand in ihrem Trauer- und Begräbnisdienst tragen. Doch dann fand sie eines, das viel Hoffnung ausstrahlt.

© Bistum Münster

Surholt hat sich immer schon ehrenamtlich engagiert, unter anderem im Vorstand und im Frauenhaus des Sozialdienstes katholischer Frauen (SKF) in Dülmen und in der Notfallseelsorge. „Die persönlichen und ehrenamtlichen Erfahrungen, die ich über diese lange Zeit gemacht habe, sind ein großer Schatz, der mich stärkt.“ Auch die fundierte Ausbildung, die vier dreitägige Module, drei Tagesveranstaltungen sowie drei Eignungsgespräche verteilt auf acht Monate umfasste, habe ihr ein gutes Rüstzeug gegeben. Zu den Inhalten gehörte es, sich mit dem eigenen Glauben sowie mit dem christlichen Verständnis von Tod und Auferstehung auseinanderzusetzen. Ebenso standen beispielsweise rechtliche Grundlagen, der Ablauf von Begräbnisfeiern als auch Rollenspiele, in denen sie sich praktisch auf Trauergespräche und -ansprachen vorbereiten konnte, auf dem Programm.

Inzwischen ist sie beauftragt und hat einige Bestattungen geleitet. „Pfarrer Hempelmann, Pastoralreferentin Schwester Kitonyi und ich teilen uns den Dienst in der Gemeinde. Das bedeutet, dass ich alle drei Wochen die Trauer- und Begräbnisfeiern gestalte und leite“, berichtet Surholt. Damit sei eine Beliebigkeit ausgeschlossen. „Für mich sind alle Menschen gleich“, betont sie. Wie andere auch, trägt sie während der Begräbnisfeier ein Gewand. „Anfangs wollte ich keines. Ich habe im Internet geschaut, was es so gibt. Und dann bin ich fündig geworden. Aber es war schwierig“, sagt sie und holt ihr Gewand aus dem Schrank. Das Skapulier, der Überwurf über das schlichte Untergewand, wird von hellen Farben dominiert. Es zeigt ein Kreuz, das in einer Sonne aufgeht, sich aber nicht ganz auflöst. „Der Tod ist nicht das Ende, sondern wir gehen in Christus – hier als Sonne dargestellt – auf. Ich finde, es strahlt viel Hoffnung aus und das passt zu mir“, erklärt Surholt.

Wichtig für diesen Dienst sei es, seine Grenzen zu kennen und sie auch zu äußern. „Es ist gut, unabhängig vom Alter eine gewisse Lebenserfahrung mitzubringen, um sich in verschiedene Situationen hineinzuversetzen. Dazu gehört auch Mitgefühl, aber kein Mitleid“, skizziert sie Voraussetzungen für den Dienst. Zwar habe sie gutes Begleitmaterial in der Fortbildung erhalten, aber es ihr ein Anliegen, jede Bestattung mit individuell auf die Verstorbenen ausgewählte Texte zu leiten. „Ich versuche die Informationen, die ich im Trauergespräch erhalten habe, mit Texten zu verweben und die Menschen mitzunehmen“, berichtet sie und fügt hinzu: „Ein wichtiges Thema ist auch immer die Würde. Es geht um die Menschen.“

Es ist ein zeitlich aufwändiges Ehrenamt, das Surholt nun ausübt. Doch sie erhalte auch viel zurück. „Es stärkt mich in meinem Glauben. Ich möchte für andere da sein und ihnen etwas geben, aber ohne mich selbst aufzugeben“, betont sie. Damit erfülle sie sich auch einen Wunsch: „Ich habe diese Gabe geschenkt bekommen und möchte sie für die Menschen einsetzen.“

Seit 2015 gibt es im Bistum Münster die Ausbildung. Inzwischen haben sich insgesamt 51 Menschen fortgebildet und ein Zertifikat erhalten. Im November startet der fünfte Ausbildungskurs „Trauer- und Begräbnisdienst durch Freiwillige“.

Michaela Kiepe