Annika Jüttner (25) aus Münster lässt sich als Erwachsene firmen

, Bistum Münster, Stadtdekanat Münster

Die Entscheidung fiel nach einem Freiwilligendienst in der Dominikanischen Republik. Ein Jahr lang unterstützte Annika Jüttner über das Bistum Münster soziale Projekte in der Karibik. „In dieser Zeit habe ich viele Gespräche mit meiner Gastmutter geführt und den Glauben durch die Menschen vor Ort auf eine andere Weise kennengelernt“, blickt die heute 25-Jährige zurück. Eines ist ihr danach klar geworden: „Mir fehlt etwas.“ Zwar ist die Münsteranerin katholisch getauft und auch zur Erstkommunion gegangen, doch als Jugendliche entschied sie sich gegen die Firmung. Das holt Annika Jüttner jetzt nach. Am Sonntag, 21. Juni, spendet Weihbischof Dr. Christoph Hegge ihr und fünf weiteren jungen Erwachsene in der St.-Martini-Kirche in Münster das Sakrament der Firmung.

Annika Jüttner (25) aus Münster empfängt am Sonntag, 21. Juni, das Sakrament der Firmung.

© Bistum Münster

Zum ersten Mal hat das Bistum Münster eine Gruppe junger Erwachsener aus der ganzen Diözese auf die Firmung vorbereitet. Üblicherweise findet die Firmung im Jugendlichenalter in den Pfarreien statt. Aus unterschiedlichen Gründen steigt aber die Zahl der nicht gefirmten Erwachsenen. „Uns erreichen immer wieder Anfragen von jungen Erwachsenen, die sich firmen lassen möchten“, berichtet Stefanie Uphues aus dem Referat Katechese im Bischöflichen Generalvikariat. Interessierte aus dieser Gruppe gemeinsam mit den „regulären“ Firmbewerberinnen und -bewerbern vorzubereiten, sei aber eher unpassend. „Darum haben wir ein Konzept entwickelt, das die Biographie und Lebenssituation der jungen Erwachsenen in der Firmvorbereitung berücksichtigt“, sagt Christoph Aperdannier vom Referat Junge Erwachsene.

Für Annika Jüttner ist das ein wichtiger Aspekt. Nachdem ihre Mutter von der katholischen zur evangelischen Kirche konvertierte, dachte auch sie lange über diesen Schritt nach. „Ich bin in einem kleinen Ort im Rheinland aufgewachsen, in dem das katholische Pfarreileben kaum existierte“, erzählt sie. Wenn sie denn Gottesdienst besuchte, dann häufiger in der evangelischen Kirche; auch die Jugendfreizeiten, an denen sie teilnahm, waren über die evangelische Kirchengemeinde organisiert. Doch der Auslandsaufenthalt und ihr Engagement in der Katholischen Studierenden- und Hochschulgemeinde (KSHG) in Münster änderten Annika Jüttners Einstellung. Nach Gesprächen mit ihrem Freund und ihrer Familie, die sie zu dem Schritt ermutigten, machte sich die angehende Grundschullehrerin an die Internetrecherche – und wurde fündig.

Ursprünglich sollte die Firmvorbereitung auf einem gemeinsamen Wochenende im April im Gertrudenstift in Rheine basieren. „Doch dann kam die Corona-Pandemie und wir mussten umstrukturieren“, berichtet Stefanie Uphues. Aus dem eigentlichen Konzept wurde eine virtuelle Firmvorbereitung. Jeder Teilnehmer erhielt auf dem Postweg ein 20-seitiges Heft, das mit Bildern und Fragen zum Nachdenken anregte. „Wie ein Tourist war der Lesende eingeladen, sein Leben zu erkunden, innezuhalten und seine Gedanken in dieser Art Tagebuch festzuhalten“, erklärt Stefanie Uphues. In mehreren Videochats informierte sie und ihr Kollege zunächst über die Sakramente, die Zeichen der Firmung und später über den organisatorischen Ablauf. 
Zwischen den virtuellen Treffen bekamen die jungen Erwachsenen über eine WhatsApp-Gruppe Impulse und kleine Aufgaben. Darunter fanden sich beispielsweise ein Video eines Poetry-Slams mit anschließenden Impulsfragen, außerdem Videobotschaften von Weihbischof Hegge. Zu Pfingsten gab es einen analogen Impuls. Per Post erreichte die Firmanden ein Päckchen mit Informationen zum Thema Salbung und Heiliger Geist – und eine Handcreme. „Es geht um die Salbung und auch wir haben in unserem Alltag immer wieder mit verschiedenen Salben zu tun“, schlägt Stefanie Uphues eine Brücke. Eine Andacht, die aufgrund der Lockerungen vor Ort in Münster stattfinden konnte, rundete die Vorbereitung ab.

Annika Jüttner, die am letzten Treffen aus zeitlichen Gründen nicht teilnehmen konnte, wird ihre Mitfirmanden bei der Firmung am Sonntag zum ersten Mal „live“ sehen. Dennoch: Für die 25-Jährige war die Zeit der Vorbereitung intensiv, persönlich und trotz der überwiegend digitalen Kommunikation eine Gruppenerfahrung. „Für mich ist diese Entscheidung eine ganz bewusste Entscheidung. Und das passt aus meiner Sicht gut zur Firmung, denn das Sakrament steht ja für eine Bestärkung, eine Festigung im Glauben.“ 

Ann-Christin Ladermann