Anonymer Missbrauchsvorwurf gegen verstorbenen Priester

, Bistum Münster

In einem anonymen Schreiben, das am Grab eines 2011 verstorbenen Priesters W. des Bistums Münster angebracht wurde, werden Vorwürfe des sexuellen Missbrauchs erhoben. Beim Bistum Münster hatten sich bereits Anfang 2013 ein Betroffener und zuletzt im März 2019 bei einer der Ansprechpersonen ein weiterer Betroffener gemeldet.

Beide Betroffenen gaben an, mindestens einmal von dem Priester missbraucht worden zu sein. Die Vorwürfe beziehen sich in einem Fall auf die Zeit, als der beschuldigte Priester in Selm/Recklinghausen tätig war. In dem anderen Fall wurde bislang kein Ort benannt.

In der Personalakte des Bistums findet sich die Abschrift eines rechtskräftigen Urteils des Amtsgerichts Bocholt vom November 1976. Darin war der Pfarrers wegen mehrerer sexueller Handlungen an Minderjährigen zu einer Freiheitsstrafe von einem Jahr – auf Bewährung – verurteilt worden. Das Bistum hatte ihm damals die Beratung durch einen Therapeuten empfohlen. Inwieweit der Pfarrer dieser Empfehlung folgte und mit welchem Ergebnis, geht aus der Akte nicht hervor.

Die Unterlagen des Bistums einschließlich der Personalakte waren der Staatsanwaltschaft Münster im Rahmen der MHG Studie 2018 auch vorgelegt worden. Weitere Ermittlungen gab es aufgrund des Versterbens des Priesters nicht mehr.

Das Bistum wird auch in diesen Fall die erhobenen Vorwürfe und die sich daraus ergebenden noch offenen Fragen von einer externen Expertenkommission klären und aufarbeiten lassen. Diese wird dazu alle Akten unmittelbar auswerten können.

Die Vorarbeiten für die Beauftragung einer Kommission laufen. Sie sollen im Juli 2019 abgeschlossen werden.

Der betreffende Pfarrer W. wurde am 25. Januar 1966  zum Priester geweiht. Im Anschluss war er bis 1969 als Kaplan in Selm, St. Joseph, und im Anschluss als Kaplan  bis 1975 in Recklinghausen, St. Antonius, tätig. Von 1975 bis zu seiner Emeritierung im Jahr 2006 war er Pfarrer in St. Helena Bocholt-Barlo. Bis zu seinem Tod lebte er in Bocholt. Das Bistum hat die Pfarreien und deren Gremien am 27. Juni erstmals über den Sachverhalt informiert.

Sollte es weitere Betroffene geben, bittet das Bistum diese, sich bei den Ansprechpersonen für Verfahren bei Fällen sexuellen Missbrauchs zu melden. Kontakt: Bernadette Böcker-Kock: 0151-63404738; Bardo Schaffner: 0151-43816695.

Dr. Stephan Kronenburg