"Ask the bishop" zum Thema Heimat

, Stadtdekanat Münster

„Was bedeutet für Sie Heimat?“ Bischof Dr. Felix Genn musste nicht lange überlegen, als ein Jugendlicher ihm die Frage im Chat stellte: „Heimat ist für mich dort, wo ich verstehe und verstanden werde.“ Bei einer neuen Auflage von „Ask the bishop“ am 11. Oktober stand Münsters Bischof in der Jugendkirche in Münster Rede und Antwort. Per Livestream wurde der Gesprächs- und Gebetsabend ins Internet übertragen. Im Instagram-Chat konnten die Jugendlichen ihre Fragen und Gedanken rund um das Thema Heimat mitteilen, die der Bischof im Gespräch mit Moderatorin Laura Höfer aufgriff. Den Livestream verfolgten unter anderem Jugendliche, die sich auf die Firmung vorbereiten, darunter eine Gruppe aus Herten.

FÜr jede Fürbitte wurde eine Kerze entzündet.

© Bistum Münster

Überrascht war der Bischof zunächst vom Motto des Abends, das die Jugendlichen selbst gewählt hatten. „Als meine Freunde und ich in eurem Alter waren, hätten wir nie über das Thema Heimat gesprochen, das wäre uns zu bieder vorgekommen“, verriet er und freute sich besonders, mit den Jugendlichen ins Gespräch zu kommen. Der Bischof bezeichnete sich selbst als „Wanderer“. Mit 19 Jahren von zu Hause ausgezogen, habe er zunächst Studienorte gewechselt, mehrmals außerdem die Städte, in denen er gearbeitet habe. „Deswegen kann ich auch sagen, dass Heimat für mich dort ist, wo ich verstehe und verstanden werde.“

Die Jugendlichen hatten zuvor Bilder eingeschickt, die für sie Heimat symbolisieren. Auch Bischof Genn beschrieb sein Bild von Heimat, das er klassisch mit seinem Elternhaus in der Nähe von Bonn verbindet, in dem heute seine Schwester mit ihrer Familie lebt: „Wenn ich dort aus dem Fenster schaue und die Landschaft mit dem Grün und den kleinen Hügeln sehe, dann habe ich das Gefühl: Hier bin ich zu Hause.“ Doch auch mit Essen, wo er sechs Jahre als Bischof gelebt hat, und mit Münster verbinde er viel, „auch hier habe ich ein gutes Stück Heimat und Zuhause gefunden“.

Heimatliche Gefühle entstünden in ihm außerdem beim Gottesdienst: „Mein Glaube ist ein Ort, an dem ich von Jesus verstanden werde, in der Gemeinschaft mit ihm erlebe ich Geborgenheit. Und weil ich weiß, dass viele Frauen, Männer, Kinder und Jugendliche das Gefühl mit mir teilen, ist auch ein Gottesdienst ein Heimatgefühl für mich“, erklärte er. Besonders während des Lockdowns in der Corona-Zeit habe er dieses Gefühl vermisst. Ebenso gebe es viele Kirchen, in denen er sich heimisch fühle. „Nämlich überall dort, wo ich spüre: Hier kann ich beten. Dieses Gefühl habe ich auch hier in der Jugendkirche.“

Eine Aufgabe sieht Genn auch darin, für andere Menschen eine Heimat zu sein – und wusste ein Beispiel zu erzählen: „Als ich ein Kind war, musste meine Familie Geflüchtete aus Osteuropa in unserem Haus aufnehmen. Bis zu ihrem Tod hat diese Familie Kontakt zu meiner Mutter gehalten. Aus Dankbarkeit, denn meine Mutter hatte ihnen damals das Gefühl gegeben: Ihr dürft hier sein. Wenn ihr etwas braucht, geben wir euch dies.“ Um anderen eine Heimat zu geben, brauche es Verständnis, Zuneigung und Geborgenheit.

Der Gesprächs- und Gebetsabend, durch den Laura Höfer und Ben Winner führten und der von einer Band musikalisch gestaltet wurde, endete mit dem Entzünden von Kerzen. Dazu wurden Fürbitten vorgetragen, die die Jugendlichen einsenden konnten.

Information zu „Ask the bishop“
„Ask the bishop“ ist ein neues Format der Jugendkirche in Münster, das die bisherigen Angebote von Jugendkatechese und Jugendgebetsabend zusammenfasst. Nachdem die Premiere im März aufgrund der Corona-Pandemie ausfallen musste, hatten Jugendliche aus dem Vorbereitungsteam eine digitale Alternative entwickelt und den Instagram-Kanal „Ask the bishop“ ins Leben gerufen. Per Direktnachricht auf Instagram können junge Menschen seitdem ihre Fragen an Bischof Felix stellen. Rund 80 Fragen hat er während der Corona-Zeit jeweils in einem kurzen Video beantwortet. Mehr als 1200 Jugendliche folgen mittlerweile den Antworten des Bischofs.

Ann-Christin Ladermann

Moderiert von Laura Höfer beantwortete Bischof Felix Genn in der Jugendkirche Münster Fragen von Jugendlichen zum Thema Heimat.

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