Auf neuen Wegen durch Billerbeck

, Kreisdekanat Coesfeld

Eigentlich hätte am vergangenen Sonntag (10. Mai) der zweite „DomUs-Gottesdienst“ im Billerbecker Dom stattgefunden. „Durch die Corona-Krise, die zahlreichen Einschränkungen und Hygienevorschriften war eine Feier für alle Generationen nicht möglich“, bedauert Thorsten Wellenkötter. Der Diakon und ein ehrenamtliches Team des neuen Angebots der Pfarrei St. Johann/St. Ludger machten aus der Not eine Tugend. Statt eines Gottesdienstes bereiteten sie einen Weg mit unterschiedlichen Stationen passend zum Evangelium vor. „Dort heißt es, dass Jesus der Weg, die Wahrheit und das Leben ist. Wir haben in Billerbeck beeindruckende Orte, die wir miteinander verbunden haben“, berichtet der 42-Jährige.

Selfie der Familie Middendorf am Ludgerusbrunnen in Billerbeck.

Familie Middendorf war beim „DomUs“-Angebot dabei. Sie folgten den neuen Wegen durch Billerbeck und machten am Ludgerusbrunnen Halt.

© Middendorf

Startpunkt für die 20 Familien und die vereinzelten Paare, die sich im Abstand von fünf Minuten auf den rund zwei Kilometer langen Weg machten, war der Dom. Von dort ging es zum Taufbrunnen in der Johannikirche, über die Berkelbrücke, an der viele Familien und Kinder bunte Steine abgelegt haben, weiter im Gedenken an das Kriegsende vor 75 Jahren zum jüdischen Friedhof. Anschließend machten sich die Teilnehmer auf den Weg am alten Friedhof vorbei zum evangelischen Kirchenzentrum mit der Skulptur des Guten Hirten und dann zum Ludgerusbrunnen, auf den die Statue des heiligen Ludgerus mit den Gesichtszügen des seligen Kardinal Clemens August Graf von Galen herunterblickt. Letztes Ziel war das Pfarrheim, an dem noch eine kleine Überraschung wartete. Dort war eine ‚Corona-Wippe‘ aufgebaut. In den schwarzen Behälter auf der einen Seite konnten die Familien Zettel werfen, auf denen sie notiert hatten, was in diesen Zeiten nicht schön ist. In den weißen Topf auf der anderen Seite der Wippe haben sie positive Dinge gelegt, die sie von unterwegs mitgebracht hatten. „Zum Ende war der weiße Topf schwerer. Ein Zeichen, dass auch in dieser Zeit die positive Seite mehr Gewicht hat“, erzählt Wellenkötter. Zum Abschluss erhielt jede Familie eine Tüte mit Sonnenblumensamen als Erinnerung an diesen Nachmittag. „Es gab viele gute Rückmeldungen. Die Teilnehmer haben sich für die Impulse bedankt, aber auch für die Abwechslung, die das Angebot gebracht hat“, freut sich Wellenkötter.

Die Idee, ein neues Format zu entwickeln, entstand nach dem „Billerbecker Kirchentag“ im vergangenen Jahr. „Die Menschen lassen sich auf unterschiedliche Weise vom Glauben ansprechen“, sagt Wellenkötter und fügt hinzu: „Jugendliche und junge Familien ebenso wie junge und mittelalte Erwachsene gehören nicht mehr selbstverständlich zum Kern der Gottesdienstgemeinde. Doch beim Kirchentag waren sie dabei.“ Dieses Wissen verbirgt sich hinter dem Konzept der „DomUs-Gottesdienste“. Premiere war im Januar. Gemeinsam startete die Gemeinde um 10 Uhr im Dom. Anschließend gab es unterschiedliche Angebote für Kinder, Jugendliche und Erwachsene, sich altersgerecht, inhaltlich und kreativ mit dem biblischen Text auseinander zu setzen. Nach einer halben Stunde trafen die Gruppen wieder im Dom ein, wo es in der Zeit eine Predigt und ein Predigtgespräch gab. Anschließend feierten die Teilnehmer gemeinsam in familiengerechter Weise die Eucharistie. Wer wollte, konnte danach im Pfarrheim Mittagessen. „Das Angebot haben 100 Menschen wahrgenommen“, freut sich Wellenkötter über die Resonanz. Jetzt hoffen alle Beteiligten, dass sie den nächsten „DomUs-Gottesdienst“ am 15. November in der geplanten Art und Weise wieder feiern können. „Auch, wenn es am Sonntag eine runde Sache war. Wir müssen die Chancen nutzen, die wir haben“, sagt Wellenkötter.

Michaela Kiepe