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Ausstellung mit 360 Friedensverträgen aus dem ganzen Bistum beim Katholikentag

, Bistum Münster

Der Frieden ist auf DIN A1-Format gebracht. Zu Dutzenden sortiert steht er auf dem Boden im Kreuzgang des Münsteraner Liudgerhauses und wartet auf Besucher des Katholikentags. Denn mit dessen Leitwort „Suche Frieden“ setzen sich die 180 Friedensverträge auseinander, die während des Katholikentags vom 9. bis 13. Mai ausgestellt werden. Gestaltet haben sie Gruppen, Einrichtungen und Einzelpersonen aus dem Bistum Münster.

Noch hängen erst zwei der Friedensmotive an der Wand, die anderen stehen aneinander gelehnt montagebereit auf dem Boden. Dr. Klaus Winterkamp blättert zwischen den Platten hin und her. Der Beauftragte des Bistums Münster für den Katholikentag ist begeistert von der inhaltlichen und stilistischen Vielfalt der Friedensverträge: Da findet sich Gemaltes und Gezeichnetes, Bilder von einander haltenden Händen, sich umarmenden Menschen, zerstörten Waffen. Da steht Selbstgedichtetes neben Unterschriftensammlungen. Da fliegen Friedenstauben, leuchten Regenbögen, drehen sich Weltkugeln. Und immer wieder, in verschiedenen Sprachen, das Wort, um das es beim Katholikentag ebenso gehen wird wie bei dieser Ausstellung: „Frieden“.

Diese Thema spielte auch bei der Idee für die Aktion eine Rolle. „Wir erinnern damit an den Westfälischen Frieden, der vor 370 Jahren im Jahr 1648 den 30-jährigen Krieg beendete“, erklärt Winterkamp. Damals hätten berittene Boten die Nachricht vom Friedensschluss verbreitet: „Solche Friedensbotschafter sind auch die Menschen, deren Friedensverträge wir zeigen.“ Ziel sei gewesen, „dass die Teilnehmer ihrer Kreativität freien Lauf lassen und die gedankliche Auseinandersetzung mit dem Thema Frieden für den Katholikentag vorbereiten.“

Die Blanko-Vordrucke für die Friedensverträge verbreitete das Bistum im vergangenen Sommer, dank der Unterstützung katholischer Einrichtungen wie der Familienbildungsstätten bistumsweit. Dann waren die Menschen eingeladen, die Vordrucke mit ihrer persönlichen Friedensbotschaft zu gestalten. „Im Februar wurden die Ergebnisse eingesammelt“, berichtet Winterkamp, „im Bistumsarchiv fachmännisch abfotografiert und auf Hartfaserplatten abgebildet.“

Stolze 360 Friedensverträge gingen ein. Davon werden 180 aufgehängt. 180 weitere werden in Dauerschleife auf einem Monitor gezeigt, sodass auch sie Teil der Ausstellung sind.

Winterkamp freut sich über die Vielfalt der Aktiven: „Altenhilfeeinrichtungen haben ebenso mitgearbeitet wie Schulklassen und Kitas, Wohngruppen für Menschen mit Behinderung genauso wie solche für junge Menschen.“ Zudem seien alle Regionen des Bistums vertreten.

So hat der ökumenischer Kinderbibeltag in Gescher aus Fingerabdrücken kleine Engel gestaltet. Ebenfalls mit Fingerabdrücken arbeiteten die Mädchen und Jungen der Kita in Rindern, sie machten daraus eine Friedentaube. Eine Familie aus Warendorf und ihre Gäste stellten eine Willkommensszene für Friedensbotschafter dar. Die Blasmusikvereinigung Nottuln entwickelte mit ihrem Partnerverein „Union Musicale“ aus St. Amand-Montrond einen deutsch-französischen Friedensvertrag.

Das Katholikentagsgebet setzten die Senioren der Herz-Jesu-Gemeinde Emsdetten in Szene und notierten dazu, dass sie mit diesem Gebet täglich Gott um Frieden bitten. Eine Pilgergruppe aus Münster schweifte in die Ferne: Im tschechischen Wallfahrtsort Zlak Hory (Zuckmantel) sammelte sie Unterschriften für den Frieden. Sogar die Polizei NRW beteiligte sich mit einem Friedensvertrag, der aufzeigt, wo im Polizeialltag Platz für Frieden ist.

Nicht fehlen dürfen Beiträge aus dem niedersächsischen Bistumsteil. Einer davon trägt prominente Unterschriften: Offizial und Weihbischof Wilfried Theising und Jan Janssen als früherer Bischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Oldenburg, haben ihn ökumenisch gestaltet.

Ein Friedensvertrag stellt sogar einen buchstäblichen Friedenspakt dar: Zwei „Streithähne“ haben ihn geschlossen und versprechen, künftig ruhiger und geduldiger miteinander umzugehen.

Einige Friedensverträge kommen von weit her, etwa aus Nachbarbistümern. Die weiteste Anreise aber hatten die zwölf Verträge, die die Caritas Libanon eingereicht hat. Darin drücken syrische Flüchtlingskinder ihre Sehnsucht nach Frieden aus. Ihnen hilft der Katholikentag konkret: Ein Teil des Erlöses der Gottesdienst-Kollekten fließt in ein Schulprojekt des Caritasverbands im Bistum Münster im Libanon. So wird Frieden greifbar – nicht nur, aber eben auch auf Hartfaserplatten im DIN A1-Format.

Anke Lucht