Ausstellung "Schanze.gegenwärtig"

, Stadtdekanat Münster

Momentaufnahme in einer Kirche in Mexiko-City: Wenige Minuten vor Beginn des Gottesdienstes toben die Messdiener, darunter ein kleiner Junge, in ihren Gewändern vor dem Altar herum. Dann ertönt eine Glocke. Der Junge erstarrt. Faltet fromm die Hände. Begibt sich auf seinen Platz. Ilse Wecker, Mitglied in der Freien Künstlergemeinschaft Schanze in Münster, hat diesen Moment, den Gesichtsausdruck des Jungen fotografisch festgehalten. Das Bild ist eines von rund 35 Werken, die die Künstlerinnen und Künstler der Schanze ab dem morgigen Freitag, 6. September, im Kirchenfoyer am St.-Lamberti-Kirchplatz ausstellen.

Die Künstler der Schanze vor ihren Werken im Kirchenfoyer.

Künstlerinnen und Künstler der Freien Künstlergemeinschaft Schanze stellen ihre Arbeiten im Kirchenfoyer aus; hier vor einer Wand nach dem Prinzip der „Petersburger Hängung“.

© Bistum Münster

Gleich zwei Anlässe gibt es für die Ausstellung mit dem Titel „Schanze.gegenwärtig“, die bis Sonntag, 6. Oktober, im Kirchenfoyer zu sehen ist und Werke mit Bezug zu religiösen, spirituellen und existenziellen Themen zeigt. So wird sie zum einen passend zur „Nacht der Museen und Galerien“ am Samstag, 7. September, eröffnet, zum anderen feiert die Künstlergemeinschaft in diesem Jahr ihr 100-jähriges Bestehen. „Wir freuen uns, dass wir dadurch die Möglichkeit haben, unsere Kunst in der Öffentlichkeit zu zeigen“, erklärt Rupert König, Leiter des Kirchenfoyers und Mitglied der Schanze. 

Skulpturen, Fotografieren, gemalte Bilder – die Vielfalt der im Kirchenfoyer ausgestellten Werke ist groß. Einer der Höhepunkte ist eine große Wand, auf der je ein Werk pro Künstler dicht an dicht platziert ist. Bei dieser sogenannten Petersburger Hängung trifft Chaos auf Ordnung – und harmonieren miteinander. „Diese Darstellung unserer Kunst entspricht dem Leitgedanken der Schanze“, erklärt König. So gehe es bei der Künstlergemeinschaft vor allem um den Austausch, gemeinsame Ausstellungen förderten die Kommunikation untereinander. Dennoch arbeite in der Schanze jeder für sich. „Individualität in der Gemeinschaft“, verdeutlichen die Künstler das Ziel. 

Das soll auch bei der „Nacht der Museen“ zum Ausdruck kommen. Neben der Ausstellung im Kirchenfoyer wird es an dem Abend eine Licht- und Kunstinstallation auf dem Lambertikirchplatz geben. Vier Skulpturen aus vier verschiedenen Materialien stehen im Kreis und werden – bei Dunkelheit gut zu sehen – durch einen Lichtstrahl miteinander verbunden. 

Wer hinter den Kunstwerken steckt, davon können sich die Besucherinnen und Besucher im Fenster des Kirchenfoyers ein Bild machen. In Dauerschleife erscheinen zunächst ein Foto des Künstlers, aufgenommen von Ilse Wecker, dann der Name sowie ein Leitspruch, nach dem der jeweilige Künstler arbeitet. „Kunst ist im Kopf und nur dort!“, steht beispielsweise bei Professor Erwin-Josef Speckmann. Der emeritierte Neurophysiologe hat für die Ausstellung eine Skulptur aus Aluminium geschaffen, die ein rotes Kreuz zeigt – im Querbalken abgeknickt. „Der Ostergeschichte geht weiter“, erklärt er sein Werk, das auch von außen im Schaufenster zu sehen ist. „Jesus ist am Kreuz gestorben, doch durch seine Auferstehung zerbricht er das Kreuz“, sagt Speckmann.

Die Ausstellung wird am Freitag, 6. September, um 19.30 Uhr im Kirchenfoyer, Salzstraße 1, eröffnet. Die Veranstalter laden zur Vernissage ein. 

Ann-Christin Ladermann