Als das Ende der Steinkohleförderung in Walsum näher rückte, verließ Traud das Bergwerk und engagiert sich seither als Vorsitzender des Aufsichtsrates der Heimstatt St. Barbara, einem Seniorenheim in Walsum. „In der Kirche habe ich mich immer zuhause gefühlt“, blickt Traud zurück und lächelt: „Ursprünglich hatte ich mal den Wunsch, Priester zu werden. Aber dann hat mich der Weg in den Bergbau geführt“. Dort unten, im Bergwerk, habe ihn ein Diakon sehr beeindruckt. „Das war ein Seelsorger, der aber gleichzeitig mit uns gearbeitet und angepackt hat“, erklärt der ehemalige Bergmann.
Inzwischen gehört auch Traud zum Seelsorgeteam der Pfarrei St. Dionysius Walsum – er ist im Trauer- und Begräbnisdienst ausgebildet worden und darf nun Beerdigungen leiten. Pfarrer Werner Knoor hatte den dreifachen Vater und zweifachen Großvater im vergangenen Jahr gefragt, ob er sich diesen Dienst vorstellen könne. „Ich habe mir die Frage gestellt, ob ich mich wirklich so mit dem Tod beschäftigen möchte“, erinnert sich Traud. Er erbat sich eine Bedenkzeit und kam zu dem Schluss, die Ausbildung antreten zu wollen. „Über den Tod spricht niemand, dabei ist das doch ein wichtiges Thema, das alle Menschen betrifft“, sagt er.
Die Ausbildung wird vom Bistum Münster in Gruppen mit mehrtägigen Modulen organisiert, dazu kommen Tagesveranstaltungen sowie Eignungsgespräche. Zu den Inhalten gehörte es, sich mit dem eigenen Glauben sowie dem christlichen Verständnis von Tod und Auferstehung auseinanderzusetzen. Ebenso standen rechtliche Grundlagen, der Ablauf von Begräbnisfeiern als auch Rollenspiele, in denen sie sich praktisch auf Trauergespräche und -ansprachen vorbereiten konnten, auf dem Lehrplan. Schließlich begleitete Traud Pfarrer Knoor und die anderen Seelsorger der Pfarrei zu Trauergesprächen und Beerdigungen, bis er dann selbst seine erste Beerdigung leiten durfte. „Die Erfahrungen, die ich da gemacht habe, haben mich bestärkt“, blickt er zurück.
Die nächste Beerdigung wird er Ende des Monats leiten. Grundsätzlich informiert Traud das Pfarrbüro, wann er Zeit hat und die Beerdigungstermine werden dann mit den anderen Seelsorgerinnen und Seelsorgern der Pfarrei abgestimmt. Den Dienst trotz der schwierigen Zeiten, in denen sich die Kirche befindet, anzunehmen, hält er für wichtig: „Wenn ich will, dass es auch weiterhin eine Kirche gibt, dann muss ich mich engagieren“, sagt er.
Christian Breuer