Beratungsstelle mit Pioniercharakter

, Kreisdekanat Warendorf

Nur ein Hinweisschild am Eingang des Hauses in der Straße Geiske verrät, dass sich hier die Ehe-, Familien- und Lebensberatungsstelle (EFL) Warendorf befindet. Dennoch finden jährlich rund 440 Paare, Einzelpersonen und Familien in den unterschiedlichen Lebenssituationen den Weg in die zweite Etage, wo ihnen acht Fachleute zur Seite stehen. In diesen Tagen blickt das Beraterteam um Leiterin Petra Häder auf das 50-jährige Bestehen der Einrichtung des Bistums Münster zurück.

Petra Häder berät eine Klientin.

Die Beratung und Begleitung von Einzelnen und Paaren bei akuten und chronischen Lebenskrisen sieht Leiterin Petra Häder als Kernkompetenz der EFL.

© Bistum Münster

„Die Warendorfer Beratungsstelle hat Pioniercharakter“, sagt Petra Häder, die die Leitung vor eineinhalb Jahren übernommen hat. Dr. Josef Köhne, der die EFL im Bistum Münster 1965 gründete, habe viel Wert auf den Ausbau der Beratung in der Fläche gelegt. Warendorf habe zu den ersten Außenstellen gehört: „Angefangen haben die Kollegen mit drei Stunden Beratung pro Woche in einem kleinen Raum im Haus der Familie“, weiß Petra Häder aus Erzählungen. Noch aus einem anderen Grund sei die EFL in der Kreisstadt Vorbild gewesen: „Unsere Beratungsstelle hat als erste öffentliche Gelder von der Kommune erhalten“, sagt die Leiterin. Nach weiteren Stationen, darunter Räumlichkeiten am Siskesbach und in der Kirchstraße – unmittelbar neben der Erziehungsberatung – sei der räumliche Bedarf vor sieben Jahren noch einmal gestiegen. Ein weiterer Umzug folgte: „Hier stehen uns nun vier Beratungsräume und ein Konferenzraum in der dritten Etage zur Verfügung“, fasst Petra Häder zusammen. 

Nicht nur äußerlich habe sich die Beratungsstelle verändert, auch die inhaltliche Ausrichtung mit Blick auf die Zielgruppen habe sich stets weiterentwickelt. Hätten früher überwiegend Frauen eine Beratung in Anspruch genommen, seien heute auch viele Männer dazu bereit, sagt Petra Häder. „Das hängt auch mit einem veränderten Rollenbild von Mann und Frau zusammen. Vor 30 Jahren suchte die Frau eher Rat in Ehefragen, heute geht es darum, wie sie Beruf, Familie und Partner unter einen Hut bekommt“, verdeutlicht die Leiterin.

Eingangsschild

Zentral in der Straße Geiske gelegen, befindet sich die Ehe-, Familien- und Lebensberatungsstelle des Bistums in Warendorf.

© Bistum Münster

Die Kernkompetenz sieht Häder in der Beratung und Begleitung von Einzelnen und Paaren bei akuten und chronischen Lebenskrisen und bei der Entwicklung persönlicher Identität und Beziehungsfähigkeit. Die Zahl der Paare, die zur Ehe-, Familien- und Lebensberatung kommen, machen dabei rund 50 Prozent der Beratungskontakte aus. Die Leiterin freut das, gerne möchten sie und ihr Team diesen Schwerpunkt in den kommenden Jahren weiter verstärken. „Es gibt jede Menge Herausforderungen in Beziehungen, vor denen Paare heute stehen. Bei uns können sie diese Probleme zur Sprache bringen“, sagt Petra Häder. Auch Gruppenangebote, wie die Trennungs- und Scheidungsgruppe für getrennt lebende Personen, würden einen hohen Zulauf erfahren. 

Dem Team der EFL ist dabei wichtig, nicht nur das Paar, sondern auch die betreffenden Kinder im Blick zu haben. Neben Kooperationen zu verschiedenen Beratungsstellen anderer Träger beteiligt sich die EFL darum an der „Warendorfer Praxis“. Bei der im Kreis Warendorf entwickelten Verfahrensweise im Falle einer Trennung oder Scheidung geht es um das Sorge- oder Umgangsrecht des gemeinsamen Kindes. Hier gilt es für die Kinder möglichst schnell gute und einvernehmliche Lösungen für die neue Situation zu finden. „Nicht nur die Eltern leiden unter Konfliktsituationen“, sagt Petra Häder. Allein in Warendorf seien rund 350 Kinder und Jugendliche im vergangenen Jahr von familiären Krisen in den Beratungsfällen betroffen gewesen.

Auch wenn sich die Gesellschaft in den vergangenen fünf Jahrzehnten stetig verändert habe, die Motivation der Klienten sei dieselbe geblieben: „Wir spüren den starken Wunsch der Ratsuchenden, in einer sich schnell wandelnden Rollen- und Normenwelt konstante Werte zu bewahren oder zu finden“, erklärt Petra Häder. Diesem Wunsch kommt die EFL unabhängig vom sozialen Status, Familienstand, Nationalität, Religionszugehörigkeit und sexueller Orientierung mit ihrem Beratungsprofil nach. Neben Einzel-, Paar- und Familienberatung ergänzen Mediation, Sexualberatung oder Beratung bei Traumata das Angebot. „Wir freuen uns darauf, auch in den kommenden Jahren Menschen bei Fragen und Problemen in zwischenmenschlichen Beziehungen und im persönlichen Bereich zu unterstützen“, sagt Petra Häder.

Jubiläum
Gefeiert wird das 50-jährige Jubiläum der EFL in Warendorf mit einem Festakt am Mittwoch, 31. Oktober, zusammen mit Kooperationspartnern, Freunden und Förderern der EFL. Außerdem lädt das Team anlässlich des Jubiläums zu zwei Veranstaltungen ein: Am Dienstag, 6. November, findet um 20 Uhr im „Bistro Engelchen“ in Warendorf ein Abend für Paare unter dem Titel „Ein Abend für uns. Für dich – und mich.“ statt. Neben einem Menü interpretiert Florian Bölker gesungene Poesie mit Humorfaktor von Bodo Wartke. Die Teilnahme beträgt 20 Euro pro Person. Um Anmeldung wird per Mail an efl-warendorf@bistum-muenster.de gebeten. Am Dienstag, 13. November, lädt die EFL um 19.30 Uhr zu einem Kinoabend ins „Scala Warendorf“ ein. Gezeigt wird der Film „Matterhorn – Wo die Liebe hinfällt“ ein, an den sich ein Filmgespräch anschließt. Der Eintritt kostet sieben Euro.

Ann-Christin Ladermann