Billerbecker Montagsgebet widmete sich Kardinal von Galen 

, Kreisdekanat Coesfeld

Seit gut eineinhalb Jahren treffen sich Christen in Billerbeck wöchentlich zum politischen und ökumenischen Montagsgebet. So auch am gestrigen Montag (22. März). An diesem Abend stand ein besonderer Mensch im Mittelpunkt, denn das halbstündige Gebet fand am 75. Jahrestag des Todes von Clemens August Kardinal von Galen statt. 

Propst Hans-Bernd Serries steht am Ambo, daneben ist ein Bild des Kardinals zu sehen. Am siebenarmigen Leuchter steht ein Mann und entzündet die letzte Kerze.

Clemens August Kardinal von Galen stand im Mittelpunkt des politischen und ökumenischen Montagsgebet im Billerbecker Dom, für das Propst Hans-Bernd Serries (rechts) Texte ausgewählt hatte.

© Bistum Münster

Rund 50 Interessierte begrüßte Propst Hans-Bernd Serries im Billerbecker Dom. „Als Bischof von Münster hatte von Galen sich in der Zeit des Nationalsozialismus für die Freiheit der Kirche und die gottgegebenen Rechte aller Menschen eingesetzt“, machte Serries zu Beginn deutlich. Für die sieben Abschnitte, in die das Montagsgebet eingeteilt ist und für die jeweils eine Kerze an einem siebenarmigen Leuchter als Zeichen der Verbundenheit über die Grenzen der Religionen hinweg steht, hatte der Geistliche Ausschnitte aus Briefen und Predigten ausgewählt. „Sie sollen uns anleiten, auch in unserer Zeit nach dem Willen Gottes zu fragen und die Probleme unserer Welt vor Gott zu bringen“, sagte der Propst, der seit mehr als 40 Jahren Veröffentlichungen über den 2005 selig gesprochenen Kardinal von Galen und seine Zeit sammelt. 

So zitierte Serries beispielsweise aus dem Oster-Hirtenbrief vom 26. März 1934, in dem sich von Galen deutlich zu der „Irrlehre“ der Nationalsozialisten und deren Bestreben, eine neue Religion an die Stelle des Christentums zu setzen, äußerte: „Darum erhebe ich als deutscher Bischof meine warnende Stimme und sage euch: Haltet fest am Glauben“, las Serries aus dem Hirtenwort. Für die weiteren Abschnitte hatte er unter anderem neben einem Brief von 1941 an Bischof Berning von Osnabrück Ausschnitte aus zwei der drei weltweit bekannten Predigten im Juli und August 1941, einer weiteren Predigt in Telgte am 1. Juli 1945 sowie einen Teil seiner Worte im April 1934 am Billerbecker Ludgerusbrunnen ausgewählt. „Dort hat er vor schätzungsweise 20.000 Menschen gesprochen, sie an den Ursprung des Christseins in der Taufe erinnert und in ihrer Abwehr des nationalsozialistischen Neuheidentums gestärkt“, sagte Serries. Er schloss das Montagsgebet mit Worten des Kardinals, die er nach seiner Rückkehr aus Rom auf dem Domplatz an die Gläubigen richtete: „Dass ihr hinter mir standet, und dass die damaligen Machthaber wussten, … dass, wenn sie den Bischof schlugen, das ganze Volk sich geschlagen gefühlt hätte. Das ist es, was mich äußerlich geschützt hat, was mich aber auch innerlich gestärkt und mir die Zuversicht gegeben hat.“

Besonders bewegt hatte das Montagsgebet Marietheres Wübken aus Nottuln. Für die 97-Jährige war Kardinal von Galen neben den Geschwistern Scholl die Person, die sie in ihrem Leben am meisten beeindruckt habe. „Ich bin immer noch sehr bewegt von den Texten. Wie klar er 1934 schon gegen die Nationalsozialisten gesprochen hat“, sagte sie. Die Zeitzeugin ist ihm mehrfach begegnet. Als Kind nach einer Wallfahrt oder auch bei der Firmung 1938 in Nottuln. „Seine Predigt über den Mord an geistig behinderten Menschen im August 1941 in der Lambertikirche in Münster habe ich selbst gehört. Da wusste dann auch jeder: Geisteskranke werden umgebracht, Kirchen und Klöster werden aufgelöst, es gab kein Recht mehr in unserem Land“, berichtete Wübken. Sie habe den Mut des Bischofs bewundert, in aller Öffentlichkeit von den Kanzeln der Kirchen das Unrecht der Nazis anzuprangern. Das größte Kompliment sei für sie gewesen, dass er sie bei einem Gang über den Domplatz sogar mit ihrem Namen begrüßt habe. Und natürlich sei sie auch nach Münster gefahren, als er aus Rom zurückgekehrt sei. „Als er nur sechs Tage später starb, war das für uns ein Schock!“, erinnerte sich die Zeitzeugin.

Michaela Kiepe