Bahlmann rechnet mit einer Welle von Covid-19-Erkrankungen: „Die Zahlen steigen täglich.“ Offiziell gebe es in Brasilien aktuell 3500 Infizierte, 150 Menschen seien an dem Virus bislang gestorben. Die Dunkelziffer, davon ist der Bischof überzeugt, liegt deutlich höher. Erst Ende der vergangenen Woche seien die Grenzen geschlossen worden: „Bis dahin sind die Menschen viel zu viel gereist“, erklärt der Bischof. Die wenigen Kontrollen der Gesundheitsbehörden seien unzureichend gewesen. Erst am 30. März habe ihm der Bürgermeister erklärt, dass es bislang in Óbidos keinen Corona-Fall gebe. Bahlmann traut diesen Informationen jedoch nicht.
Die Brasilianer seien aufgerufen, zu Hause zu bleiben. Das wirtschaftliche und gesellschaftliche Leben sei auf ein Minimum reduziert. Das habe Auswirkungen: „Der Nachschub an Lebensmitteln fehlt.“ Betroffen seien vor allem die ärmeren Schichten in der Bevölkerung.
Um in dieser Ausnahmesituation nahe bei den Menschen zu sein, bieten die Priester und Ordensleute im Bistum Óbidos Gottesdienste via Facebook im Internet an. Öffentliche Messen sind auch in Brasilien untersagt. Pastorale Hausbesuche finden nur in wirklich dringenden seelsorgerischen Fällen, beispielsweise bei Sterbenden oder zu Beerdigungen, statt. Täglich verschicken die Seelsorger Videobotschaften an die lokalen Fernseh- und Radiosender.
Die Eindämmung des Virus sei eine Herausforderung, beschreibt Bischof Bahlmann die nationale Lage. Die andere Herausforderung sei die Versorgung der Erkrankten: „Auf den erwartbaren, massiven Anstieg von Infizierten ist das Gesundheitssystem bei uns nicht vorbereitet.“ Schon jetzt sei die medizinische Betreuung dramatisch unzureichend, das Team an Ärzten viel zu klein. Es mangele zudem an der notwendigen Ausstattung: „Wir haben einen Plan erstellt und versuchen, uns mit Unterstützung von Spendengeldern auf ein Worstcase-Szenario vorzubereiten.“
Gudrun Niewöhner