Bischof besucht ukrainische Gemeinde

, Bistum Münster

„Sie zeigen uns, wie vielfältig unser Bistum ist.“ Bei seinem Besuch hat Münsters Bischof Dr. Felix Genn die Mitglieder der griechisch-katholischen Ukrainischen Gemeinde in Münster ermutigt, an ihren Bräuchen festzuhalten. „Sie haben bei uns einen Ort gefunden, wo Sie das pflegen können, was für Sie von Bedeutung und Wert ist.“ Gleichzeitig betonte Genn ausdrücklich die enge Verbundenheit zum Bistum: „Sie gehören zur Kirche von Münster.“

Mit seinen Besuchen in den insgesamt 22 Gemeinden anderer Muttersprache möchte der Bischof genau das deutlich machen. Am 8. Februar wurde er dabei begleitet vom emeritierten Weihbischof Dieter Geerlings, der Bischöflicher Beauftragter für Katholiken anderer Muttersprache ist, und Franz-Thomas Sonka vom Referat „Seelsorge für Katholiken anderer Muttersprache“, den Genn zum Diözesanbeauftragten für die mit Rom unierten Ostkirchen ernannt hat.

Besonders freute sich der Bischof über die große Zahl der Kinder: „Es ist schön, dass sie hier die Möglichkeit haben, in der Gemeinschaft die ukrainische Sprache zu lernen.“ Seit 2016 bietet Mariya Sharko eine Sonntagsschule an. In zwei Gruppen – bis und ab vier Jahren – haben Kinder die Möglichkeit, spielerisch oder mit Hilfe von Lehrbüchern die ukrainische Sprache zu lernen. „Vielen Familien ist es wichtig, dass ihre Kinder, auch wenn sie deutsche Schulen besuchen, die Sprache und Traditionen der Heimat ihrer Eltern kennenlernen“, erklärte Mariya Sharko. Ihr Ehemann Stepan Sharko ist Priester für den römischen und den byzantinischen Ritus. Mit ihren beiden Töchtern lebt die Familie in Altenberge, wo Stepan Sharko das Seelsorgeteam der Pfarrei St. Johannes Baptist unterstützt. Gleichzeitig ist er auch Seelsorger der ukrainischen Gemeinde. 

Bischof Genn und Weihbischof Geerlings nahmen an der sogenannten „Göttlichen Liturgie“ der ukrainischen Gemeinde teil, der Pfarrer Myron Molczko vorstand. Zweimal im Monat feiert Molczko mit der münsterischen Gemeinde im Kapuzinerkloster den Gottesdienst in ukrainischer Sprache. Im Anschluss gibt es Kaffee und Kuchen für alle. „Der Gottesdienst ist für alle Sinne gemacht“, sagte Bischof Genn in seiner Predigt. „Immer wenn ich der Göttlichen Liturgie mit ihren Ausdrucksformen begegne, finde ich gerade in der Schönheit dieser Gebetsform – mit den Gesängen, der Musik, den goldenen Gewändern und dem Weihrauch – eine konkrete Umsetzung der Aufforderung ‚Verherrlicht Gott!‘“, erklärte er. 

Genn ging auch auf die politische Situation in der Ukraine ein. Nicht nur mit Blick auf die Geschichte der Verfolgung, sondern auch auf die gegenwärtige, schwierige politische Situation, sei das Gebet notwendig, damit nicht die Gewalt, sondern der Frieden siege. „Nehmen Sie diesen Besuch als ein Zeichen unserer Solidarität und unsere Verbundenheit mit Ihnen und mit Ihren Familien hier und in Ihrer Heimat“, betonte der Bischof.

Vor dem Gottesdienst hatte sich Genn mit Verantwortlichen aus der ukrainischen Gemeinde zu einem Gespräch getroffen. Der Bischof erkundigte sich bei dieser Gelegenheit auch nach der Lebens- und Arbeitssituation der Ukrainer. Nach der Messe lud die Gemeinde den Bischof zum Essen ein. Bei landestypischen Spezialitäten und Köstlichkeiten nutzte Genn die Gelegenheit, um mit den ukrainisch-sprachigen Katholiken ins Gespräch zu kommen.

Im Bistum Münster werden in 22 Gemeinden an mehr als 70 Orten Gottesdienste in 17 Sprachen gefeiert. In zwölf Sprachen wird die Liturgie im lateinischen Ritus gehalten, wie es in Deutschland üblich ist, in fünf Sprachen in einem anderen katholischen oder unierten Ritus. Die Mitglieder der Gemeinden anderer Muttersprache kommen aus 40 unterschiedlichen Herkunftsländern.

Ann-Christin Ladermann