Bischof Bode eröffnet Telgter Wallfahrt

, Kreisdekanat Warendorf

„Es gibt gute Gründe, in dieser Kirche zu bleiben und sich wieder neu auf Christus einzulassen.“ Der Osnabrücker Bischof Dr. Franz-Josef Bode hat sich bei der Wallfahrtseröffnung in Telgte am 26. April mit Blick auf die Gesamtsituation der katholischen Kirche für eine Kirche ausgesprochen, die „ärmer, transparenter und gehorsamer gegenüber dem Willen Gottes ist, der sich in den Zeichen der Zeit, in dem Leben von heute zeigt“. Viele Gläubige waren zu dem festlichen Gottesdienst in die St.-Clemens-Kirche gekommen, inmitten derer das geschmückte Gnadenbild der Schmerzhaften Mutter stand.

Bischof Dr. Franz-Josef Bode bei der Predigt

„Es gibt gute Gründe, in dieser Kirche zu bleiben“, betonte Bischof Franz-Josef Bode in seiner Predigt.

© Bistum Münster

In Anlehnung an das Wallfahrtsmotto „Herr, wohin sollen wir gehen?“ griff Bode die Frage Jesu an seine Jünger „Wollt auch ihr weggehen?“ auf. „Diese Frage berührt uns in diesen Zeiten tiefer als früher, weil die Versuchung, nicht mehr mitzumachen, selten so groß war wie heute“, sagte der Bischof. Dafür gebe es viele Gründe – Enttäuschung, Wut, Ungeduld oder eine allgemeine Abrechnung mit der Kirche. „Und doch sind Sie hier. Und doch finden sich auch in diesem Jahr wieder Unzählige hier bei der Muttergottes ein. Und doch lassen sie sich wieder betend und singend darauf ein und beten für eine Kirche, die so entblößt dasteht und dringend der Erneuerung bedarf“, betonte Bode. 

Doch eine Zukunft für die Kirche gebe es nur mit den Menschen, „die weiter zu Jesus stehen, die ihm nachfolgen, die hinter ihm her sind“, sagte Bode. „Solche Menschen brauchen wir in diesen Tagen ganz besonders dringend.“ Durch sie komme die Kirche wieder „auf die Spur Jesu“, mit ihnen bleibe die Kirche auch in veränderten, erneuerten Zeiten lebendig. 

Bischof Bode nannte Argumente, sich wieder neu auf die Kirche einzulassen. So leiste sie nach wie vor „unendlich viel“ für Arme und Kranke, für Menschen am Rande der Gesellschaft, „für Menschen, die sonst keiner haben will, denen erst gar kein Leben ermöglicht wird, weil sie behindert oder krank sind“, kritisierte der Bischof unter anderem die aktuelle gesellschaftliche Diskussion um vorgeburtliche Gendiagnostik. Zudem sei die Kirche an Wendepunkten des Lebens an der Seite der Menschen. Im Mittelpunkt der Kirche, so hob Bode hervor, stünde der Mensch, auch in den großen Gemeindeeinheiten. „Niemals darf die Weite des Raumes uns von der Nähe der Menschen wegführen“, betonte er. Dafür brauche es nicht nur Berufschristen wie Priester und Diakone und Hauptamtliche in der Seelsorge, sondern „viele engagierte Christinnen und Christen, die ihre Taufe und ihre Firmung ernstnehmen und diese als Auftrag ansehen, den Lebensweg Christi zu leben“. 

Bischof Bode zeigte sich überzeugt, dass neues Vertrauen wachsen könne, „wenn alle, die bleiben, mit ihrem glaubwürdigen Leben für diesen Glauben in dieser Kirche einstehen“. Die Frage des Wallfahrtsmottos, „Herr, wohin sollen wir gehen?“ bleibe jedoch, sagte er, bevor er seine persönliche Antwort gab: „Es kann nur die Richtung zu einer Kirche sein, die ärmer, keuscher und gehorsamer wird. Eine solche Kirche wird Zukunft haben.“ Abschließend schlug der Bischof einen Bogen zu Maria, die ihre Entscheidung zu bleiben trotz aller Enttäuschungen durchgehalten habe – bis unter das Kreuz. „In ihrer Begleitung und in ihrem Schutz können auch wir bleiben, wenn viele weggehen.“ 

Nach der Messe zogen die Gläubigen, Fahnenabordnungen katholischer Verbände sowie Mitglieder des Souveränen Malteserordens mit dem Gnadenbild der Schmerzhaften Mutter in einer Lichterprozession durch die geschmückte historische Altstadt. Durch die Dunkelheit getragen wurde das Gnadenbild dabei nach guter Tradition von Vertretern der Bäcker-, Metzger- und Brauergilde.

Ann-Christin Ladermann