„Quo vadis, ecclesia? – von Kirche glaubhaft Zeugnis geben?!“ – so war die Jahrestagung des Verbandes katholischer Religionslehrerinnen und -lehrer an Gymnasien und Gesamtschulen (VKRM) dieses Mal überschrieben. Dabei ging es um die Frage, wie sollen Religionslehrerinnen und Religionslehrer ihrer Aufgabe glaubwürdig nachkommen, wenn angesichts der Kirchenkrisen und der zunehmenden Spannungen zwischen kirchlicher Lehre, wissenschaftlicher Erkenntnis und Lebenswelt ein immer größerer Drahtseilakt notwendig wird? Wie kann die Glaubwürdigkeit der eigenen Person und des Evangeliums erhalten werden, wenn die Institution diese selbst immer wieder zu konterkarieren scheint? Dass weder blindes Klammern an die Tradition noch mitleidiges Reform-Gejammer der Ausweg sein können, war allen Teilnehmenden klar. Aber wie kann es gelingen, mit diesen Herausforderungen umzugehen und die Frage „Quo vadis, ecclesia?“ konstruktiv in den Unterricht einzubringen? Die Tagung nahm diese Gedanken auf und übertrug sie in die Praxis. Wie immer fand das Treffen in Kooperation mit dem Bistum Münster und dem Institut für Lehrerfortbildung (IfL) statt.
Nachdem Bischof Genn im Gottesdienst den Religionslehrern für ihren Einsatz und ihr Glaubenszeugnis gedankt hatte, ging es beim abendlichen Gespräch mit ihm, Barbara Bader von der Schulabteilung des Bistums, Peter Groß als Vertreter der Bezirksregierung in Münster sowie Marcus Hoffmann vom Vorstand des VKRM vor allem um die Themen #OutInChurch, sexueller Missbrauch und Synodaler Weg. Genn wiederholte, dass die Bistumsleitung bis zur Änderung des kirchlichen Arbeitsrechts der persönlichen Lebensführung von Seelsorgerinnen, Seelsorgern sowie Religionslehrerinnen und -lehrern nicht nachgehen werde.
Die Religionslehrerinnern und -lehrer unterstrichen, dass nach ihrer Auffassung die sexuelle Orientierung oder der Familienstand nicht dazu führen dürfe, die kirchliche Lehrerlaubnis zur Erteilung von Religionsunterricht entzogen zu bekommen. Dies müsse arbeitsrechtlich entsprechend geklärt werden.
Beim Thema sexueller Missbrauch in der katholischen Kirche versicherte Genn den Religionslehrkräften, dass in seiner Zeit als Bischof von Münster nichts vertuscht worden sei. Historiker der Westfälischen Wilhelms-Universität (WWU) Münster untersuchten das Thema in völliger Unabhängigkeit vom Bistum: „Die Historikerkommission hat für ihr Gutachten Zugang zu allen Akten“, betonte der Bischof.
Neben einem Gottesdienst und dem anschließenden Austausch mit Bischof Genn gehörten an den drei Tagen Workshops sowie Vorträge unter anderem von Prof. Dr. Daniel Bogner aus Fribourg/Schweiz und Prof. Dr. Norbert Köster aus Münster zum Programm. Nach einer systematisch-theologischen Grundlegung durch Bogner warf Köster einen Blick in die Kirchengeschichte, um zu eruieren, welche Beispiele der Krisenbewältigung sich dort finden lassen und wie diese didaktisch sinnvoll genutzt werden könnten. Die beiden Hauptvorträge wurden durch ein breites Angebot an unterrichtspraktischen Arbeitskreisen erweitert.
Gudrun Niewöhner