Bischof Dr. Felix Genn bei christlich-jüdischer Gemeinschaftsfeier

„Wie beschämend ist es, was unser Volk dem jüdischen Volk im Laufe der sich christlich nennenden Geschichte angetan hat.“ Münsters Bischof Dr. Felix Genn hat bei der christlich-jüdischen Gemeinschaftsfeier während des Katholikentages am 10. Mai in Münster aufgerufen, das geschehene Unrecht niemals zu vergessen: „Wir brauchen die Erinnerung, damit sich so etwas nicht wiederholt.“

Bischof Felix mit Rabbiner Prof. Dr. Andreas Nachama

Mit einem gemeinsamen Abschlusssegen von Münsters Bischof Dr. Felix Genn und dem Rabbiner Prof. Dr. Andreas Nachama aus Berlin endete die christlich-jüdische Gemeinschaftsfeier.

© Bischöfliche Pressestelle / Gudrun Niewöhner


In seiner Ansprache zeigte sich der Bischof entsetzt über Judenhass und Antisemitismus in heutiger Zeit. Er forderte Christen auf, sich auf ihre jüdischen Wurzeln zu besinnen: „Wir sollten uns bewusst werden, welches Erbe wir durch den Glauben Israels empfangen haben.“ Zum Ausdruck komme dies im Gebetsschatz des Alten Testamentes und der Psalmen. Wie beispielsweise im Psalm 34, dem das Leitwort des Katholikentages „Suche Frieden“ entnommen worden ist.

„Wenn wir dieses Wort beten, müssen wir sagen, wie viel Unrecht haben Juden von den christlichen Betern dieses Psalms erfahren? Wie viel Unrecht und Leid ist über das jüdische Volk gekommen? Und wie sehr hat das Elend des Holocaust gezeigt, dass Menschen, die das Leben lieben, dieses Ziel nicht erreichen konnten, durch Christen.“ Genn bedankte sich in diesem Zusammenhang bei der jüdischen Gemeinde in Münster für das gute Miteinander.

Zu Beginn der Feier, die in der Aula der Gesamtschule Münster-Mitte stattfand, hatte sich der Präsident des Zentralkomitees der Katholiken (ZdK), Prof. Dr. Thomas Sternberg, an die Teilnehmenden gewandt. „Dass Juden heute angefeindet werden, ist ein Skandal“, sagte Sternberg. Und weiter: „Wir müssen als Christen allen rassistischen Äußerungen entgegentreten und erst dann Ruhe geben, wenn keine jüdische Einrichtung in Deutschland mehr Schutz braucht.“

Prof. Dr. Andreas Nachama, Rabbiner und Vorsitzender des Gesprächskreises „Juden und Christen“ beim ZdK aus Berlin warnte davor, den Frieden in der Welt zu gefährden: „Viele trampeln auf den fragilen Brückenbauwerken der Diplomatie herum und senden martialische Tweets.“ Wer Angst habe, dem empfahl der Rabbiner, sich Gott anzuvertrauen.
Mit einem gemeinsamen Abschlusssegen von Münsters Bischof Genn und dem Rabbiner Nachama endete die christlich-jüdische Gemeinschaftsfeier.
Musikalisch gestaltete der Chor „Bat Kol David“ aus Dortmund die Feier mit.

Text: Gudrun Niewöhner