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Bischof Dr. Felix Genn fordert gemeinsame europäische Flüchtlingspolitik

Mit deutlichen Worten hat der Bischof von Münster, Dr. Felix Genn, eine gemeinsame europäische Flüchtlingspolitik gefordert. Bei der Äußeren Feier Mariä Geburt sagte er am 13. September in der Marienbasilika im niederrheinischen Kevelaer, dass die Flüchtlingsfrage insgesamt komplex sei: „Es gibt nicht die eine Lösung. Das heißt nicht, dass wir uns einer Lösung verweigern dürfen, nur reichen nicht plakative Forderungen.“ 

Zunächst, erklärte der Bischof in seiner Predigt, müsse den Menschen vor Ort auf Lesbos geholfen werden, dazu habe unter anderem Caritas International Hilfen bereitgestellt. „Zugleich müssen besonders schutzbedürftige Personen auch in anderen europäischen Ländern in Sicherheit gebracht werden“, betonte Genn. Dabei gehe es auch darum, die Griechen in dieser Situation nicht alleine zu lassen. Bezogen auf Deutschland sagte der Bischof: „Angesichts der Angebote der Länder und vieler Städte und Gemeinden könnten sicherlich noch mehr Menschen in Deutschland aufgenommen werden.“

All das entbinde die Verantwortlichen jedoch nicht davon, „endlich eine gemeinsame europäische Flüchtlingspolitik zu schaffen – eine Flüchtlingspolitik, die sich an unseren Grundsätzen und unserem christlichen Ethos messen lässt, die Menschen, die vor Krieg, Ungerechtigkeit und Armut fliehen, eine Chance gibt.“ Es gehe, führte Bischof Genn weiter aus, „um eine Flüchtlingspolitik, die alle Länder verpflichtet, die sich zum europäischen Wertekanon bekennen und die die Länder an den europäischen Außengrenzen nicht allein lässt. Und als Bischof möchte ich heute sagen, dass wir unsere globale Verantwortung nicht vergessen dürfen“.

Es gelte, dazu beizutragen, Fluchtursachen zu bekämpfen. „Indem wir das Klima schützen, indem wir der Pandemie wehren und arme Länder dabei nicht vergessen, indem wir Armut und Hunger bekämpfen und indem wir den Frieden sichern“, führte Genn aus. „Vielleicht sagen Sie, dass Sie schon so viele persönliche Probleme haben und sich nicht auch noch um weltpolitische Probleme kümmern können“, wandte sich der Bischof an die Gläubigen, „aber jeder von uns hat eine globale Verantwortung, die sich ganz konkret in unserem Konsum, in unseren Lebensgewohnheiten zeigt.“ Es reiche nicht, auf die politisch Verantwortlichen zu zeigen, es gehe um die eigene Verantwortung und das eigene Handeln, auch im persönlichen Umfeld. „Wer sich von der Not des anderen anrühren lässt, der weist ihn nicht einfach ab, der geht nicht vorüber“, schloss der Bischof seine Predigt.

Am Ende des festlichen Gottesdienstes spendete Bischof Genn in der Marienbasilika den Päpstlichen Segen und nutzte anschließend die Gelegenheit zu einem kurzen Gebet am Bild der „Trösterin der Betrübten“, als die Maria in Kevelaer verehrt wird.

Christian Breuer