Bischof Genn an Ostern: „Jesus setzt auf unser Zeugnis“

„An Ostern lernen wir, dass wir es tatsächlich wagen können, auf das zu setzen, was Jesus wichtig war: Die Feinde zu lieben, nicht Ja zu sagen und Nein zu meinen, nicht Nein zu sagen und Ja zu meinen, sich zu bemühen Frieden zu stiften, keine Gewalt anzuwenden, wirklich barmherzig zu sein.“ Das hat der Bischof von Münster, Dr. Felix Genn, am Ostersonntag im St.-Paulus-Dom in Münster betont.

In seiner Predigt sagte der Bischof, dass Jesus auf das Zeugnis der Christinnen und Christen setze. Dabei möchte er die Menschen Demut lehren, „in der ganzen Schwachheit, die uns zu Eigen ist, Menschen zu verkünden, wer er ist, der Herr über Leben und Tod, ja auch der Richter der Lebenden und der Toten.“ Jesus habe nach seiner Auferstehung auf das „Zeugnis von einigen Schwachen“ gesetzt, von Frauen und Männern, die ihn verleugnet hatten, die angesichts seines Todes geflohen waren, die ihn immer wieder trotz aller Belehrung nicht richtig verstehen konnten und mit deren Untreue er rechnen musste. „Er setzt trotzdem darauf, dass diese mit ihrem Zeugnis glaubwürdig sind und damit in der Lage, andere mit hineinzuziehen in die Wahrheit dieser Botschaft“, betonte Bischof Genn. Auch die heutigen Christinnen und Christen versuchten immer wieder, an die Botschaft Jesu Christi zu glauben und sie zu bekennen, „oft genug gefüllt von Zweifeln, ob es denn wirklich wahr sein kann, erschüttert durch manches, was gegen diese Botschaft spricht“.

Sie erlebten „die Verdunkelung dieses Zeugnisses durch seine Verkünder und sind trotzdem nicht ausgestiegen“, weil sie von Jesus nicht lassen könnten, sagte der Bischof und fuhr fort: „ Jesus wagt es mit einer solchen Gruppe, wie wir es sind, die lebensentscheidende Botschaft schlechthin zu verbreiten, dass die Mächte des Todes, vor denen wir immer Angst haben, die uns immer wieder in Schrecken versetzen, die uns immer wieder einholen, wie gerade die jüngste Vergangenheit und die Gegenwart zeigen, dass wir diese Botschaft den Menschen sagen sollen: Das ist überwunden, und wer sich mit ihm verbindet, trägt in sich den Keim unsterblichen Lebens.“ 

Bischof Genn nahm auch Bezug auf die Betrachtungen des heiligen Ignatius über das Leben Jesu und darauf, wie der Auferstandene sein „Tröster-Amt“ ausübt. Bischof Genn: „Die Wochen, die hinter uns liegen, mit allen möglichen Verwicklungen, die Menschen dazu geführt haben, aus der Kirche auszutreten, weil es ihnen reicht, Irritationen aufgrund verschiedenster politischer Entscheidungen, auch Fehlern, Unruhen und Ängsten angesichts eines klitzekleinen Virus, ja selbst die Einschränkungen für die Osterfeiern: Rufen Sie nicht geradezu nach Trost?“ Das Tröster-Amt Christi in der gegenwärtigen Situation könne nichts anderes sein als das, dass Christus „uns die Demut lehrt, dass er es tatsächlich mit uns wagen will, dass er es mit dieser Kirche wagen will, mit diesen Repräsentanten, mit diesen schwachen Männern und Frauen, mit diesen Menschen, von denen alle – ohne Ausnahme! – Sünder sind, dass er es wagt, die Anfänge zu setzen selbst bei denen, die ihn haben links liegen lassen, die ihn in den Leiden vieler Kinder und Jugendlichen selbst verletzt haben, ja, dass er es wagt, diese zu Boten des Friedens zu machen.“

Der Bischof gab den Gläubigen den Osterwunsch mit: „Dass wir uns alle nicht oberflächlich, sondern in der Tiefe unseres Herzens trösten lassen, weil Jesus uns, ja uns, zumutet und zutraut, dass auch wir den Sieg über den Tod erlangen, weil er in uns das Vertrauen steckt, dem Leben mehr zu trauen als den Mächten des Todes, weil er uns zumuten will, den Tendenzen des Todes in der Kirche und in der Gesellschaft zu widerstehen. Immer dann auch noch Wege zum Leben zu suchen, wenn es scheinbar keine Auswege mehr gibt.“