Bischof Genn dankt in Fastenhirtenwort allen, die weiter in der Kirche mitarbeiten

, Bistum Münster

„Ich werde dafür Sorge tragen, dass die persönlichen Verantwortlichkeiten aufgearbeitet werden; nicht aus Rache, sondern zum Wohle der Gerechtigkeit.“ Das betont der Bischof von Münster, Dr. Felix Genn, im Blick auf die Aufarbeitung des sexuellen Missbrauchs in der Kirche. In seinem jetzt veröffentlichten Hirtenwort zur Fastenzeit unterstreicht der Bischof die Notwendigkeit, „Täter und Vertuscher genau zu identifizieren.“ Das Bischofswort ist am Samstag und Sonntag, 9./10. März in den Gottesdiensten im Bistum verlesen worden; einige Pfarreien nutzten die Möglichkeit, es als Videobotschaft in die Gottesdienste zu übertragen.

Der Bischof sagt in dem Hirtenwort, dass er das „unsägliche Leid“ der Opfer sexuellen Missbrauchs sehe, die jahrzehntelang an ihren Verwundungen zu tragen hätten. Er könne gut verstehen, dass sich Menschen vor diesen Hintergründen  entschieden, die Kirche zu verlassen, „haben doch diejenigen, die dazu gerufen waren, Beziehung unter den Menschen zu stiften, diese Beziehungen zu ihren eigenen egoistischen Zwecken missbraucht.“ Hinzu komme, dass Verantwortungsträger der Kirche nicht das Leid gesehen hätten, das dadurch jungen Menschen zugefügt worden sei, und dass sie deshalb mit den Tätern falsch umgegangen seien. Der Bischof wirbt aber dafür, dennoch in der Kirche zu bleiben. In dieser sei  man durch den Empfang der heiligen Kommunion „ganz real und zutiefst persönlich“ mit Jesus selbst, aber auch mit den anderen Gläubigen, die ihn ebenfalls aufnähmen, verbunden . „Wir können in der Eucharistie erfahren, dass Gott selbst in seinem Sohn Jesus Christus mit uns Menschen Beziehung stiftet und Gemeinschaft aufbaut, und er tut es trotz unseres Versagens und unserer Spaltung und Zerrissenheit“, betont der Bischof.

In dieser Verbundenheit und in der Kirche zu bleiben könne mitunter eine große Herausforderung sein, aber auch ein Trost. „Es ist die Herausforderung, mit allen Kräften daran zu arbeiten, den Frieden zu suchen und unter den Menschen Beziehungen zu stiften“, sagt Bischof Genn. Tröstlich sei für ihn dabei der Gedanke, „dass derjenige, der am ehesten Grund hätte, aus dem ‚Laden der Kirche‘ auszusteigen, der Herr selber ist, weil er immer wieder erfährt, wie diejenigen, die sich nach ihm nennen, mit der kostbaren Botschaft umgehen.“ Jesus bleibe aber treu und trage auch das Versagen mit. „Das gibt mir auch Kraft, in Mithaftung gezogen zu werden für Taten, die ich nicht verursacht habe und für die ich unmittelbar nicht verantwortlich bin. Und wie viele von Ihnen, besonders wenn Sie sich haupt- und ehrenamtlich in der Kirche engagieren, werden zur Zeit in Mithaftung genommen, obwohl Sie sich nichts vorzuwerfen haben“, wendet sich Bischof Genn unmittelbar an die Mitarbeitenden in der Kirche.

Bischof Dr. Felix Genn

Er dankt allen, die dieses Engagement trotz der furchtbaren Skandale nicht aufgegeben hätten. „Ich möchte Sie auch einladen, nicht nachzulassen, weiterhin den Frieden zu suchen, wo auch immer Sie es können“, ermutigt sie der Bischof und greift dabei das Leitwort des Münsteraner Katholikentags von 2018 „Suche Frieden“ auf. Dieses Suchen, das wisse jeder, sei nicht nur eine Sache von drei Tagen wie beim Katholikentag, sondern eine Lebensaufgabe. Das Leitwort des Katholikentags trage eine große Nachhaltigkeit in sich, gehe es doch darum, „tagaus, tagein den Frieden zu suchen.“