Bistum Münster nimmt Stellung zur Situation in der Pfarrei St. Liudger in Münster

, Stadtdekanat Münster

Ende November vergangenen Jahres hat das Bistum Münster bekanntgegeben, dass Pfarrer Thomas Laufmöller aus der Pfarrei St. Liudger in Münster, zu der unter anderem die Gemeinde St. Stephanus gehört, in die Pfarrei St. Nikolaus in Münster versetzt wird. Dort wird er mit 30 Prozent seiner Stelle in der Pfarrseelsorge tätig sein. Mit 70 Prozent bleibt er Schulseelsorger an der Friedensschule in Münster.

Seit Bekanntgabe der Versetzung gibt es massive Proteste. Die Protestgruppe nannte sich lange „Nicht mit uns“ und bezeichnet sich jetzt als „St. Stephanus 2.0“. Die Proteste richten sich inzwischen vor allem gegen einen angeblichen Machtmissbrauch durch die Bistumsleitung. Zudem wird dem Bild einer angeblich liberalen, vielfältigen Gemeinde St. Stephanus entgegen gesetzt, dass eine angeblich traditionell-konservative geistliche Gemeinschaft Vielfalt und Modernität in der Pfarrei einschränken will. Neben der Bistumsleitung sind auch die Hauptamtlichen und Mitglieder des Pfarreirates in der „Großpfarrei“ Zielscheibe einer teilweise sehr persönlichen Kritik. St. Stephanus und Pfarrer Laufmöller werden als Opfer einer unbarmherzigen, weltfremden und konservativen Bistumsleitung und „Großpfarrei“ dargestellt. Zuletzt äußerten sich am 25. April Mitglieder des Kirchenvorstandes aus der Gemeinde St. Stephanus  in einem Offenen Brief. In diesem brachten sie erneut Kritik am Bistum und Empörung über die Versetzung zum Ausdruck und verlangten Transparenz und Aufklärung. Außenstehende fragen sich: Was ist da los?

Das Bistum hat als Begründung für die Versetzung von Pfarrer Laufmöller immer „strukturelle und personelle Gründe“ genannt. Das ist auch so. Um diese Gründe etwas zu verdeutlichen und die Hauptamtlichen und Mitglieder des Pfarreirates vor weiteren Angriffen zu schützen sowie um nachweislich falsche Behauptungen richtig zu stellen, veröffentlicht das Bistum diese Erklärung.

Einige Fakten, die zum besseren Verständnis der Situation beitragen sollen:

  • Die Gründe für die Konflikte haben ihre Ursachen in der Fusionsgeschichte der Pfarrei und hängen zudem eng mit der Person Thomas Laufmöllers zusammen.
  • Die Fusionsgeschichte beginnt schon Mitte der 1990er Jahre und findet ihren Abschluss mit der Fusion im Jahr 2016. Für die Gemeinde St. Stephanus und in der Gemeinde wurden zu unterschiedlichen Zeiten verschiedene Möglichkeiten von Fusionen angedacht. Insbesondere gab es auch Überlegungen einer Fusion mit der heutigen Pfarrei St. Joseph Münster-Süd. Die damalige Pfarrei St. Stephanus hat sich selbst aber für die Zusammenlegung mit den drei Gemeinden Albachten, Mecklenbeck und Roxel entschieden. Leitend für die Stephanus-Gemeinde und Pfarrer Thomas Laufmöller war dabei immer die Perspektive, wo die Eigenständigkeit am besten gewahrt werden kann.
  • Die Erfahrung aus anderen Pfarreien zeigt, dass es im Rahmen einer Fusion sehr oft schwierig ist, wenn ein ehemals leitender Pfarrer innerhalb der dann fusionierten Pfarrei sozusagen in der „2. Reihe“ verbleibt. Im Zug der Zusammenlegung der Pfarreien haben die anderen ehemaligen leitenden Pfarrer Thomas Frings und Ulrich Messing die Pfarrei verlassen; Thomas Laufmöller ist geblieben. Das war rückblickend gesehen ein Fehler der Bistumsleitung. Sie hätte schon damals auf einer Versetzung Thomas Laufmöllers bestehen müssen.
  • Die Gemeinschaft Emmanuel ist nicht der Grund für die Konflikte in der Pfarrei. Tatsache ist auch, dass das von der Protestgruppe im Blick auf die Gemeinschaft gezeichnete Bild und ihren angeblichen Einfluss im Bistum ein Zerrbild der Wirklichkeit ist. Es ist auch falsch, dass die Gemeinschaft in irgendeiner Form gegen Pfarrer Thomas Laufmöller vorgegangen wäre.
  • Im Hinblick auf die Fusion wurde von den Leitenden Pfarrern Dr. Christian Schmitt und Dr. Timo Weissenberg und durch die Steuerungsgruppe die Gremien ausführlich in aller Transparenz über die Entwicklungen, Veränderungen und Pläne informiert.
  • Die Pfarrei entschied sich mit der Fusion bewusst für das Modell einer „Pfarrei als Gemeinschaft von Gemeinden“, von denen jede ihre eigene Geschichte, ihr gewachsenes Profil und ihre besondere Sozialstruktur hat. Diese Eigenheiten sind erhalten geblieben, sollten das Ganze bereichern und die Seelsorge prägen. In jeder Gemeinde gibt es eine Seelsorgerin oder einen Seelsorger, die oder der als feste Ansprechperson das Gemeindeleben verantwortlich mitgestaltet. So sollte einerseits die Eigenständigkeit der Gemeinden bewahrt werden. Zugleich verpflichteten sich die Einzelgemeinden, ihren Beitrag zur Funktionsfähigkeit der Gesamtpfarrei zu leisten. Es war also mit der Fusion klar, dass die Eigenständigkeit immer auch ergänzt werden muss durch das Miteinander. Auf diesem Weg sollte die Chance genutzt werden, für bestimmte Aufgaben, die sich besser übergeordnet lösen lassen, die Kräfte zu bündeln. In drei der vier Gemeinden haben ein Zusammenwachsen und eine gegenseitige Bereicherung sehr gut stattgefunden. In der St. Stephanus Gemeinde und von Pfarrer Thomas Laufmöller wurde das an vielen Stellen blockiert.
  • Thomas Laufmöller sah sich immer primär als Seelsorger in der St. Stephanus-Gemeinde. Die Pfarrei, die Zusammenarbeit im Team der Seelsorgerinnen und Seelsorger, das Miteinander im Pfarreirat und gemeinsame Veranstaltungen der Pfarrei spielten für ihn eine sehr untergeordnete Rolle. Ihm war die Abgrenzung der St. Stephanus-Gemeinde von der „Großpfarrei“ wichtig. Es ist eine einseitige Sicht, wenn in der aktuellen Stellungnahme die Mitglieder des Kirchenvorstandes aus St. Stephanus behaupten, Thomas Laufmöller habe die Pfarrei als Ganzes „signifikant unterstützt“.
  • Es ist unwahr, wenn ein Sprecher der Protestgruppe behauptet, Thomas Laufmöller sei „weggejagt“ worden und die Gemeinde sei davon „unvorbereitet“ getroffen worden. Seit 2008 wurden mit Thomas Laufmöller regelmäßig Gespräche über einen Wechsel geführt. Ihm wurden mehrere attraktive Stellen angeboten, darunter etwa die Pfarrstelle Heilig Kreuz in Münster. Er hat diese alle abgelehnt.
  • Es ist unwahr, wenn die Protestgruppe behauptet, dass die Versetzung Thomas Laufmöllers und die Konflikte in der Pfarrei einem Ringen zwischen liberalen und konservativen Kräften geschuldet wären.
  • Ein Sprecher der Protestgruppe behauptete am Palmsonntag: „Es entsteht zwangsläufig der Eindruck, dass … die Stephanus-Gemeinde unter Aufgabe ihrer Identität mit den Vorstellungen der Gemeinschaft Emmanuel gleichgeschaltet werden soll.“ Generalvikar Dr. Klaus Winterkamp hatte bereits einige Tage vorher der Gruppe schriftlich mitgeteilt, dass als Ersatz für die Priester der Gemeinschaft zwei Priester, die nicht der Gemeinschaft Emmanuel angehören, in die Pfarrei kommen sollen. Im selben Sinn hatte das einige Tage vorher der Pfarrverwalter bereits im Pfarreirat betont.
  • Eine Sprecherin der Protestgruppe machte am Palmsonntag deutlich, dass sie keinen „klerikalen Klüngel“ möchte. Tatsächlich leistet die Gruppe selbst mit der Zentrierung auf die Person von Thomas Laufmöller einem großen Klerikalismus Vorschub. „Thomas ist der Fels, auf dem unsere Gemeinde steht“ – so stand es auf einem Transparent, das lange am Kirchplatz in St. Stephanus hing. Tatsächlich aber ist Jesus Christus der Fels, auf den jede Gemeinde aufgebaut wird.
  • Pfarrer Thomas Laufmöller hat leider nicht zur Deeskalation und Richtigstellung vieler falscher Behauptungen in dieser Konfliktsituation beigetragen.
  • Es bleibt bei der Personalentscheidung, dass Pfarrer Thomas Laufmöller mit keinem Stellenanteil in die Gemeinde St. Stephanus zurückkehren wird.