Christentum ist das Band, das Europa zusammenhält

, Kreisdekanat Coesfeld

Eine Heilige Messe, die von Pfarrer Siegfried Thesing und Dompropst Kurt Schulte in der St.-Dionysius-Kirche zelebriert wurde, bildete den Auftakt der Veranstaltung zum Volkstrauertag am Sonntag, 18. September, in Havixbeck. Im Anschluss trafen sich Vertreter von Vereinen, Verbänden, aus Kirche und Politik sowie Interessierte im Forum der Anne-Frank-Gesamtschule und gedachten der Opfer von Kriegen. Aber sie riefen auch zur Bewahrung von Frieden, Demokratie und Menschenrechte in der Gegenwart auf.

Die Teilnehmer stehen nebeneinander.

Im Anschluss an die Gedenkfeier gedachten die Havixbecker gemeinsam mit Dompropst Kurt Schulte (rechts) der Opfer am Ehren- und Mahnmal.

© Ina Geske

In seiner Ansprache nahm Dompropst Kurt Schulte „die christlichen Werte in einem sich wandelnden Europa“ in den Blick. „Es wird in diesen Tagen viel vom christlichen Abendland gesprochen und die Gefahr herbeigeredet, dass dieses christliche Abendland aufgrund der Migrationsströme und andere Entwicklungen unterzugehen drohe. Diese Angst habe ich nicht. Es gilt aber, nicht nur vom christlichen Abendland zu sprechen, sondern die christlichen Werte zu leben und dies wird zu einem Miteinander, zu einem gemeinsamen Weg in die Zukunft“, sagte Schulte. Maßgeblich für die christlichen Werte seien die zehn Gebote, das Doppelgebot der Nächsten- und der Gottesliebe, die Bergpredigt oder aber auch die Goldene Regel aus dem Lukasevangelium, die da laute: „Alles was du von anderen erwartest, das tu du auch Ihnen“.

Als Vertreter der katholischen Kirche müsse er an dieser Stelle eingestehen, dass es nicht reiche, für bestimmte Werte einzustehen, sie hoch zu halten oder von anderen die Einhaltung einzufordern. „Gerade wir haben in der Vergangenheit darin versagt, unsere christlichen Werte auch in den eigenen Reihen durchzusetzen und unser Verhalten daran zu messen. Der Skandal des Missbrauchs Minderjähriger und Schutzbefohlener durch Amtsträger unserer Kirche lässt uns demütig sein, aber zugleich gibt er uns den Auftrag, aus dieser Schuld und aus diesem Versagen zu lernen, unser Verhalten zu ändern und heute eben nicht nur von Werten zu reden oder den Institutionenschutz vor dem Opferschutz zu stellen, sondern die Werte zu leben, sie durchzusetzen und Versagen transparent zu machen und zu ändern“, betonte der Dompropst.

Auf dem europäischen Kontinent sei das Christentum ein Band, das Europa zusammenhalte – trotz aller Unterschiede. Das Christentum werde auf vielerlei Weise im heutigen Europa gelebt und forme ein buntes Bild. Es sei als Kulturträger in Europa präsent, und ihm komme eine Bedeutung für das Zusammenleben zu. Der entscheidende Gedanke des Christentums liege in der Hervorhebung der Einzigartigkeit jeder menschlichen Person als Ebenbild Gottes. „Die tiefere Bedeutung der Menschenwürde ist ohne das christlich-jüdische Erbe nicht zu erklären“, hielt der 53-Jährige fest und verwies auf die Unantastbarkeit der Menschenwürde, die im Artikel eins der Charta der Grundrechte der Europäischen Union verankert sei.
Ein besonders wichtiger Wert sei die Gerechtigkeit: ein hohes Ideal, um dessen Wert immer wieder gestritten werde. Soziales Engagement sei ein wesentlicher Stützpfeiler für den gesellschaftlichen Zusammenhalt. Zudem sei die soziale Marktwirtschaft ein Garant für soziale Gerechtigkeit.

„Ohne das christlich motivierte soziale Engagement für den Nächsten sind die gesellschaftlichen Herausforderungen nicht zu bewältigen. Die christlich inspirierten Werte sind Grundlage für eine verantwortungsvolle Politik des Miteinanders für die Europäische Union und damit für den Erhalt dieser Wertegemeinschaft. Sie sind somit Voraussetzungen für eine gemeinsame Zukunft in Frieden und Freiheit“, sagte Schulte. Die christlichen Werte seien ein Angebot an die Völker Europas, den Weg des Miteinanders über alle Unterschiede hinweg zu beschreiten. „An uns ist es, damit anzufangen. Leben wir sie! Dann wird das christliche Abendland ein Europa des Miteinanders sein, zum Wohl der Menschen in der Welt“, rief Schulte zum Schluss seiner Ansprache die Anwesenden auf.

Musikalisch wurde die Gedenkstunde, die in diesem Jahr von der St.-Dionysius-Bruderschaft organisiert wurde, vom Jugendorchester der Musikschule Havixbeck gestaltet. Zum Abschluss wurden am Ehren- und Mahnmal zwei Kränze niedergelegt.

Text: Michaela Kiepe