© Marcel Schlüter

„Da wird unbändige Osterfreude sichtbar“

, Kreisdekanat Borken

„Halleluja!“ Fröhlich und ausgelassen singen sie es in der Kapelle der Jugendburg Gemen immer wieder, lachen und tanzen dazu, fühlen die Freude in sich über das, was in dieser Nacht geschehen ist: Jesus Christus ist auferstanden. Für rund 90 junge Erwachsene, darunter 25 ehrenamtliche Leiter, ist das der Höhepunkt der vergangenen Tage. Doch die Freude der Osternacht ist nur eine von mehreren Stimmungen, die sie bereits durchlebt haben.

„Das Mitgehen der Stationen vom Letzten Abendmahl, über das Ausharren im Garten Ge-thsemane, der Verurteilung und Kreuzigung Jesu, dem Aushalten der Leere und Stille wäh-rend der Grabesruhe und schließlich der Feier der Auferstehung“ – Burgkaplan Hanno Rother, der die Kar- und Ostertage begleitet hat, fasst die Fülle der Stimmungen zusammen. Es hat ihn beeindruckt zu sehen, wie die jungen Erwachsenen zwischen 16 und 25 Jahren, die aus dem ganzen Bistum auf die Jugendburg gekommen waren, „in kurzer Zeit fast die gesamte Spanne menschlicher Emotionen“ erlebten. Die Party in der Burghalle im Anschluss an die Osternacht ist für ihn ein Zeichen: „Da wird unbändige Osterfreude sichtbar.“

Begonnen hatten die Kar- und Ostertage auf der Jugendburg bereits mit der Liturgie an Gründonnerstag mit anschließender Agapefeier, dem gemeinsamen Essen. „Jeder Teilnehmer hat etwas dazu beigetragen“, erklärt Charlotte Friede, Bildungsreferentin auf der Jugendburg. Neben den liturgischen Feiern stand die Arbeit in altersentsprechenden Gruppen im Mittel-punkt. Dort war Platz, um Fragen nach Leben und Tod nachzugehen oder sich über die Erfah-rungen mit anderen auszutauschen. Eine Möglichkeit, die Lukas Klein-Wiele aus Münster be-sonders geschätzt hat: „Ich konnte meine Gedanken sortieren, schauen, was gerade in meinem Leben dran ist.“ 

Simon Friede (29) gestaltete am Abend des Karfreitag eine Osterkerze.

Simon Friede (29) gestaltete am Abend des Karfreitag eine Osterkerze.

© Bistum Münster

Es war die Stille, die dabei half. An Karfreitag hielten die Teilnehmenden gemeinsam die Lee-re und Sprachlosigkeit nach dem Tod Jesu aus. Zweieinhalb Stunden liefen sie den Kreuzweg durch den benachbarten Sternbusch, spürten in den einzelnen Stationen die letzten Stunden Jesu nach. „Das war keine peinliche, sondern eine schöne Stille“, fasst eine Teilnehmerin zu-sammen, die zum ersten Mal dabei war. 

Kreative Angebote am Abend wie das Gestalten einer Osterkerze oder Impro-Theater ließen die Stille besser aushalten. Viele junge Erwachsene suchten außerdem das Einzelgespräch mit Weihbischof Dr. Christoph Hegge, der eigens dafür nach Gemen gekommen war: „Ich habe gemerkt, dass den Teilnehmenden das Leiden und Sterben Jesu persönlich sehr nahe gekom-men ist.“ Zusammen mit Gleichaltrigen diese Tage zu erleben, hätte die jungen Erwachsenen gestärkt: „Das hat den Raum dafür gebildet, um sich vertrauensvoll über Glaubens- und Le-bensfragen auszutauschen“, sagt der Weihbischof. 

Kreuzweg, Impulse und Schweigestunden, schließlich die Osternacht mit Party – die Kar- und Ostertage werden als eine große Feier begangen. Für Anna Sielenkämper (21) aus Münster war das vor drei Jahren, als sie zum ersten Mal an dem Angebot teilgenommen hat, eine Erfahrung von „mehr Ostern“: „Ich bin früher in die Ostermesse gegangen und das war alles. Hier habe ich verstanden, dass die Tage wirklich zusammenhängen und empfinde das auch so.“ Simon Friede aus Münster nimmt die Kar- und Ostertage in dieser Form als sehr intensiv wahr. Der 29-Jährige nimmt bereits zum achten Mal teil – vier Mal als Teilnehmer, vier Mal als Teamer. „Wir treffen uns schon im Januar, um die Tage vorzubereiten, da ist schon das erste Mal Os-tern für mich“, sagt er mit Blick auf die Arbeit in Kleingruppen und das Wiedersehen mit den anderen Teamern. „Es geht in diesen Tagen auch um Menschen, um mich selbst und um ande-re: Uns verbindet der Glaube an Jesus Christus und das ist eine tolle Grundlage.“

Ann-Christin Ladermann