Damit die Tiefen nicht mehr ganz so tief sind

, Kreisdekanat Coesfeld

Seit einiger Zeit geht Anne (Name geändert) regelmäßig in eine der drei Ehe-, Familien- und Lebensberatungsstellen (EFL) im Kreis Coesfeld. Ein guter Bekannter hatte sie auf die Idee gebracht. Er wusste, dass dort nicht nur Menschen mit Paar- und Familienthemen Gehör finden, sondern auch Menschen in jeder Lebenssituation Unterstützung erhalten.

Anne ist mehrfache Mutter und arbeitet in einem anstrengenden Beruf, in dem sie anderen viel Unterstützung gibt. „Ich muss sowohl in der Familie als auch in meinem Job sehr präsent sein. Manches, was ich erlebe, belastet mich, anderes inspiriert mich und macht mich lebendig“, berichtet sie. Sie denkt viel nach, reflektiert ihr Handeln, hadert auch mit sich. „Die Gespräche mit der Beraterin stabilisieren mich. Ich spreche mit einem Menschen, der fachlich qualifiziert und nicht in meinem Umfeld eingebunden ist“, schätzt sie die Treffen in der Beratungsstelle. Sie habe gelernt, dass es wichtig sei, für sich zu sorgen. „Wir sprechen immer von der Schale, die gefüllt werden muss“, umreißt sie es mit einem Bild, das ihr eine Hilfe ist. Das sei kein egoistisches Verhalten, sondern stimmig. Auch das ist Anne in den Gesprächen deutlich geworden. „Nur wenn es mir gut geht, kann ich anderen auch gutes geben.“ Die Besuche in der Beratungsstelle seien ein Baustein, mit dem sie ihre Schale auffüllen könnte. „Und das ist nicht nur gut für mich, sondern stärkt das ganze System rund um mich herum. Ich kann dann mit Zuversicht und Freude auf die Familie zugehen und im Beruf agieren“, ist ihr bewusst geworden.

Natürlich habe sie auch enge Vertraute, mit denen sie über ihre Empfindungen sprechen könne. „Aber es ist besser, wenn jemand, den ich nicht so gut kenne, professionell den Blick von oben auf meine Themen wirft“, ist es ihr ein Anliegen. Von ihrer Beraterin erhalte sie Fürsprache und Zusage. „Ich habe gelernt, dass es ein paar Dinge gibt, die so sind wie sie sind. Das hat auch etwas mit loslassen zu tun.“

Aus ihren Erfahrungen kann Anne auch jungen Menschen empfehlen, die Fragen an ihr Leben haben, sich bei Bedarf Unterstützung in einer der Ehe-, Familien- und Lebensberatungsstellen zu holen. „Dieses Angebot ist anscheinend nicht so bekannt. Insgesamt ist es besser, früh genug loszugehen und nicht zu warten, bis es brennt. Denn hier gibt es Menschen, die beraten können, weil sie es gelernt haben“, sagt sie. Die EFL sei ein guter Platz und gebe dem Leben eine positive Richtung. „Das Leben verläuft in Wellen mit Höhen und Tiefen. Die Gespräche helfen, dass die Tiefen nicht mehr ganz so tief sind“, ist Anne glücklich.

Bildunterschrift:
Wie Dr. Elisabeth Chmielus, Leiterin der Ehe-, Familien- und Lebensberatungsstelle in Lüdinghausen, haben alle Beraterinnen und Berater im Kreis Coesfeld ein offenes Ohr für die Klienten, die Hilfe suchen.

Michaela Kiepe