Dankbar für Hilfe aus der Heimat

, Bistum Münster, Offizialatsbezirk Oldenburg

Die Zahl der Corona-Infizierten steigt rasant. Und auch die der Toten. Bischof Bernardo Johannes Bahlmann blickt im Telefonat mit großer Sorge auf die Lage in der Urwalddiözese Óbidos am Amazonas. „Die Kapazitäten in den Krankenhäusern reichen nicht aus.“ Bahlmann, der gebürtig aus Visbek im niedersächsischen Teil des Bistums Münster stammt und seit fast 40 Jahren in Brasilien lebt, ist umso dankbarer für die finanzielle Unterstützung aus seinem Heimatbistum.

Bischof Bahlmann (links) und Bischof Genn (rechts)

Bischof Bernardo Johannes Bahlmann (links) befürchtet, dass der Höhepunkt der Corona-Pandemie in Brasilien noch nicht erreicht ist. Das Foto zeigt den gebürtigen Visbeker mit Münsters Bischof Dr. Felix Genn (rechts) 2019 in einem Krankenhaus in Óbidos.

© Bistum Münster

Auch wenn die Grenzen zwischen den Bundesstaaten längst geschlossen sind, viele Menschen, weiß Bischof Bahlmann, halten sich nicht an die Reisebeschränkungen: „Sie kommen heimlich aus der Amazonas-Hauptstadt Manaus, die extrem betroffen ist, und tragen das Virus weiter.“ Auf diese Weise habe sich etwa ein Fischer angesteckt und sei gestorben. Der Bischof befürchtet, dass der Höchststand an Covid-19-Erkrankten noch längst nicht erreicht ist.

Wer in Deutschland lebe, sei in der Phase dieser weltweiten Pandemie privilegiert, sagt der Bischof weiter: „Die Menschen scheinen dort sehr diszipliniert zu sein.“ Zudem sei das deutsche Gesundheitssystem auf alle Herausforderungen vorbereitet.

Bahlmann selbst hält sich an die staatlich verordnete Isolation und verlässt das Bischofshaus nur selten. Wer auf der Straße unterwegs ist, trägt einen Mund-Nasen-Schutz. Öffentliche Gottesdienste sind schon seit Wochen nicht mehr erlaubt. Ein schlechtes Vorbild für die Brasilianer sei weiter Präsident Jair Bolsonaro. Er toure durch die Hauptstadt und leugne die große Gefahr, die vom Corona-Virus ausgeht.

Die Regierung, glaubt der Bischof, sei mit der Krise überfordert: „Man kann den Eindruck bekommen, dass es ihnen nur um sich selbst und um die Macht geht.“ Hingegen setze Papst Franziskus konkrete Zeichen der Solidarität und Nähe, in dem er brasilianische Bischöfe anrufe.

Die 100.000 Euro aus dem Hilfsfonds des Bistums Münster sind in Óbidos inzwischen angekommen. Von dem Geld wurden medizinische Geräte für die Hospitäler mitfinanziert, aber auch Arzneimittel sowie Hygieneartikel und Schutzkleidung gekauft. Das Krankenhausschiff „Papa Francisco“ kann so ausgestattet die Dörfer im Hinterland des Amazonas erreichen, in denen Arme, Kranke und Alte leben.

Doch nicht nur die medizinische Versorgung der Menschen treibt den Bischof um. Durch den Ausbruch des Virus haben viele ihre Arbeit verloren: „Ihnen fehlt jetzt das Geld, um sich etwas zu essen zu kaufen.“ Rücklagen haben sie nicht, weil das, was sie verdienen, auch sonst nur so gerade eben reicht. Bahlmann organisiert für die Betroffenen gemeinsam mit den Franziskanern von der Vorsehung Gottes (verantwortlich für die Hospitäler und Krankenhausschiff), der Caritas und der sozialen Pastoral Lebensmittelpakete.

Parallel werde weiterhin an der besseren Ausstattung der vier katholischen Krankenhäuser in Óbidos, Juruti, Alenquer und des Krankenhauschiffes Papa Francisco gearbeitet. Und Bischof Bahlmann hat schon ein neues Projekt, das er umsetzen möchte: eine Telefonseelsorge zur psycho-sozialen Betreuung der Menschen in seiner Region. Aber das, betont er, werde er erst angehen, wenn alles andere läuft.

Gudrun Niewöhner