© Bischöfliche Pressestelle/Michaela Kiepe

Das Kreisdekanat Recklinghausen präsentierte sich beim Katholikentag

, Kreisdekanat Recklinghausen

Unter dem Motto „Ein Ballungsraum im Wandel – zwischen Kohle und High Tech“ hat sich am 10. Mai das Kreisdekanat Recklinghausen auf der Bühne an der Überwasserkirche in Münster den Gästen des 101. Katholikentags vorgestellt. Dabei war der Wandel der Region in allen Gesprächsrunden, die Michael Böhm vom Internetsender RE-TV souverän moderierte, das beherrschende Thema.

 

Auf die zwei längeren Talkrunden stimmte die Band „The Moonshiners“ aus Recklinghausen das Publikum mit irisch-keltischer Musik ein – eine Musik, die erst einmal nicht unbedingt mit dem Ruhrgebiet in Verbindung gebracht wird. Doch die Auflösung kam von Moderator: „Es waren Iren, die ins Ruhrgebiet kamen und die ersten Zechen gründeten. Insofern liegen unsere Wurzeln in Irland.“ So, wie die Geschichte des Ruhrgebiets überhaupt eine Geschichte von Zuwanderung und Wandel sei. „Die allermeisten Bewohner des Ruhrgebiets haben in ihrer Familiengeschichte Zuwanderer“, sagte Böhm.

Der emeritierte Weihbischof Dieter Geerlings bestätigte, dass man das immer wieder merke: „Im Denken und im Glauben sind die Menschen offener, denn sie sind mit unterschiedlichen Geschichten und Erfahrungen im Ruhrgebiet aufgewachsen.“ Superintendentin Katrin Göckenjan erläuterte, die evangelische Kirche im Kreis Recklinghausen sei durch Zuwanderung entstanden: „Es waren Menschen, die angefasst haben. Das macht die Ökumene heute noch aus: Unsere Zusammenarbeit läuft häufig über die Praxis.“ Aber der Wandel betreffe die Kirchen, denn sie lebten von den Menschen, die sich wandeln. Die Säkularisierung schreite voran. „Aber wir versuchen, unsere Botschaft kraftvoll zu leben und unter die Leute zu bringen“, betonte sie mit Blick auf den Weihbischof und Kreisdechant Jürgen Quante. Quante berichtete von den Erfolgen des Stadtkonzils in Recklinghausen, bei dem sich die Menschen aus den Pfarreien gemeinsam auf den Weg gemacht hätten. „Es war eine ermutigende Geschichte, die uns bei der Entwicklung unserer Gemeinden viel geholfen hat“, sagte er.

Vom Wandel betroffen sei neben den Kirchen das Arbeitsleben. Dorstens Bürgermeister Tobias Stockhoff schilderte die Situation, als vor 17 Jahren durch die Zechenschließung 3000 Arbeitsplätze in der Stadt wegfielen. Das habe die Wirtschaft der Stadt durch verschiedene Maßnahmen inzwischen aufgefangen. „Nicht im Kurzsprint, sondern es war ein Dauerlauf“, stellte er klar. Ebenso berichtete er über die Dorstener Arbeit, eine gemeinnützige Beschäftigungsgesellschaft, die von der Stadt Dorsten und der Katholischen Arbeitnehmer-Bewegung (KAB) getragen wird. Sie sorgte dafür, dass Langzeitarbeitslose über eine Qualifizierung wieder Teil der Gesellschaft werden könnten und ihre Arbeit – beispielsweise die Restaurierung eines E-Bullis – wertgeschätzt werde.

Von ihrem Engagement berichteten drei Mitglieder des Kinder- und Jugendparlaments Recklinghausen. Einig waren sie sich, dass sie etwas in der Stadt bewegen könnten, denn sie würden ernst genommen und fühlten sich nicht allein gelassen. Genau das bezeichnete Dr. Wolfgang Becker, Unternehmensberater und Musiker, als gutes Beispiel für ehrenamtliches Engagement, das sich allerdings immer weiter verändere. „Die Menschen möchten sich nicht mehr über einen längeren Zeitraum binden, sondern nur noch in Projekten mitarbeiten. Aber ohne das Ehrenamt kommt die Gesellschaft nicht aus. Es braucht ein Management für Ehrenamtliche“, hielt er unter Zustimmung aller Talkgäste fest.
Anschließend räumten Landrat Cay Süberkrüb und Frank Schwabe, Mitglied im Bundestag, mit Vorurteilen auf. „Das Ruhrgebiet ist viel grüner und schöner, als es sich die meisten Menschen vorstellen“, sagte Süberkrüb.

Große Einigkeit herrschte bei allen Beteiligten, dass das Ruhrgebiet ihre erste Heimat sei und sie sich in ihrer Region sehr wohlfühlen. „Die Menschen sind offen und gehen aufeinander zu. Sie sind bodenständig. Das Ruhrgebiet ist für mich eine zweite Heimat geworden“, gab Geerlings zu. „Wenn nicht hier, wo dann?“, brachte es Becker zum Abschluss auf den Punkt.

Michaela Kiepe