„Das Lächeln meines unsichtbaren Vaters“

, Stadtdekanat Münster

Zu einer Lesung mit dem Autor Dmitrij Kapitelman lädt die Akademie Franz Hitze Haus in Münster am Mittwoch, 16. September, um 19 Uhr ein. Im Zentrum des Abends, der in Zusammenarbeit mit dem ökumenisches Begleitprogramm für Palästina und Israel (EAPPI), dem Verein „Spuren Finden“ sowie der katholischen Organisation „pax christi Münster“ stattfindet, steht der Roman „Das Lächeln meines unsichtbaren Vaters“.

Darin beschreibt der Ich-Erzähler des autobiographischen Romans, wie er mit seiner Familie 1994 als Kontingentflüchtling von Kiew nach Leipzig gelangt. Von einer Willkommenskultur bemerkt die Familie damals nichts. Im Gegenteil: Im Plattenbauviertel Leipzig-Grünau, wo die Familie lebt, sind Übergriffe durch Nazis für den Jungen Dmitrij an der Tagesordnung. Der Vater bemüht sich, als Jude unsichtbar zu bleiben. Auf den Sohn wirkt er wenig greifbar, ein wesentlicher Teil des Vaters bleibt unsichtbar. Und so macht sich der Erwachsene Dmitrij mit seinem Vater auf eine gemeinsame Reise nach Israel, eine Identitätssuche. Als sich der Sohn schließlich gegen den Willen des Vaters dem Nah-Ost-Konflikt stellt – zu einer Reise nach Israel gehört für ihn auch der Besuch des Westjordanlandes und die Begegnung mit den dort lebenden Palästinensern – entwickelt sich diese Suche auch zu einer Emanzipationsgeschichte.

Dmitrij Kapitelman spürt auf seiner Suche nach Zugehörigkeit einer jüdischen Verbundenheit nach und entscheidet sich am Ende dafür, die deutsche Staatsbürgerschaft und seinen jüdischen Familiennamen anzunehmen. Der Roman wurde mit dem Klaus-Michael Kühne-Preis für das beste Romandebüt 2016 ausgezeichnet.

Dmitrij Kapitelman, 1986 in Kiew geboren, kam im Alter von acht Jahren als „Kontingentflüchtling“ mit seiner Familie nach Deutschland. Er studierte Politikwissenschaft und Soziologie an der Universität Leipzig und absolvierte die Deutsche Journalistenschule in München. Derzeit arbeitet er als freier Journalist in Berlin und veröffentlicht Musik unter dem Künstlernamen „Dheema“.