Das Leben mit den Armen teilen

, Bistum Münster

Die Botschaft Jesu Christi ist eine „Botschaft, in der eben nicht politische Macht und Ansehen gelten, sondern die Strahler des Lichtes gerichtet werden auf eine Welt in Frieden, Gerechtigkeit und gewaltloser Liebe.“ Das hat der Bischof von Münster, Dr. Felix Genn, am Heiligen Abend bei der Feier der Christmette im St.-Paulus-Dom in Münster betont. Bischof Genn unterstrich, dass Jesus von Anfang an ein Zeichen habe setzen wollen, „nämlich sich nicht beeindrucken zu lassen von Zeichen weltlicher Macht und Größe, sondern von der Bereitschaft, Gott zu offenbaren in der Armseligkeit menschlicher Gestalt. Die Krippe stand nicht im warmen Wohnzimmer, sie stand im Stall, bei Tieren und Menschen, mitten im Schmutz und Schweiß dieser Welt.“

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Am Tag der Geburt Jesu sei, sagte der Bischof im Blick auf die Lesung aus dem Titusbrief, die Gnade Gottes erschienen, „die für alle Menschen das Heil bringen will, also nicht nur für ein bestimmtes Volk oder eine bestimmte Gruppe, sondern für alle Menschen.“ Der Stallgeruch eines Kindes, das in Armut geboren wurde, habe das ganze Leben Jesu durchzogen. Dieses „machtvolle, radikale, armselige Zeichen“ der Geburt Jesu bleibe bis heute präsent „im unscheinbaren Zeichen von Menschen, die schlicht und einfach dieser Botschaft trauen und in ihrer Umgebung und in ihrem Leben ohne viel Aufhebens durch Liebe und Gewaltlosigkeit, durch Verzeihen und Vergebung, durch Hingabe und Bereitschaft zum Dienst Ausdruck verleihen.“ Allerdings,  betonte der Bischof, habe sich angesichts der aktuellen Situation der Kirche ein ganz eigener Stallgeruch bemerkbar gemacht: „Das riecht vielfach nicht gut, hat auch nichts mit dem zu tun, was von diesem Bild der Krippe ausgeht. Es stinkt gewaltig. Es würde viel mehr helfen, wenn Christinnen und Christen und die gesamte Kirche etwas von dem bemerkbar machen ließen, was der Apostel Paulus den Wohlgeruch Christi nennt.“

Als Beispiel für einen solchen „Wohlgeruch Christi“ ging Bischof Genn auf die Weihnachtsaktion des katholischen Lateinamerika-Hilfswerks Adveniat ein. Diese unterstütze in diesem Jahr in Lateinamerika Initiativen, um „Jugendlichen, die wahrhaftig einen furchtbaren Stallgeruch an sich tragen, weil sie auf der Straße leben müssen, eine neue Chance zu geben.“ Adveniat gehe es darum, diesen Jugendlichen konkret zu helfen und „in ihrem Leben etwas zu entwickeln, was Hoffnung und Zuversicht verleiht“. Bischof Genn: „Weil am Anfang des Lebens Jesu genau diese Armut stand, ist sie der dringende Impuls – auch in der Kirche –, nicht nur für die Armen etwas zu tun, sondern mit ihnen das Leben zu teilen durch den eigenen bescheidenen und besonnenen Lebensstil, durch die Rücksicht auf die ökologischen Bedingungen und die Sorge für die kommenden Generationen, das kritische Zuschauen gegenüber allen Tendenzen, der Kostbarkeit des Lebens vom Anfang bis zum Ende größte Priorität einzuräumen, allen Versuchen, den Menschen bis in seinen innersten Lebenskern zu manipulieren, zu widerstehen.“