Deutliche Kritik am Umgang mit Flüchtlingen an griechisch-türkischer Grenze

, Bistum Münster

Es ist ein Trauerspiel, was Deutschland und die EU sich derzeit leisten“: Helmut Flötotto, Flüchtlingsbeauftragter im Bistum Münster, hat eine klare Position zur Situation von Flüchtlingen an griechisch-türkischen Grenze. Deren „miserable Lage“ müsse durch die Europäische Union dringend behoben werden und die EU sich außerdem in der Seenotrettung auf dem Mittelmeer engagieren, anstatt diese privaten Initiativen zu überlassen.

Porträtbild von Helmut Flötotto

Helmut Flötotto

© Bistum Münster

„Es ist mit den Werten von Europa nicht vereinbar, dass Völkerrecht und Menschenrecht außer Kraft gesetzt werden, was ja derzeit an der Grenze zu Griechenland passiert“, betont Flötotto. Eine EU, die 2012 den Friedensnobelpreis, dürfe nicht so mit Menschen umgehen, die in höchster Not sind und deshalb verständlicherweise den Weg nach Europa suchen.

Vor allem Kinder und Frauen seien in den Lagern besonders gefährdet und müssten deshalb dringend dort herausgeholt und in EU-Ländern aufgenommen werden. Das sei sicher eine Herausforderung, aber es könne „nicht sein, dass eine Wertegemeinschaft, als die die EU sich ja versteht, sich dem entzieht.“

Flötotto ist überzeugt, dass gerade Deutschland diese Herausforderung bewältigen könnte. Er verweist dabei auf die Flüchtlingssituation von 2015. Diese habe man sehr gut bewältigt. „Das, was an nachfolgenden Problemen aufgetreten sind, war nicht in erster Linie den Flüchtlingen geschuldet, sondern es sind strukturelle Defizite, die wir schon vorher hatten, durch die Flüchtlingskrise deutlich zu Tage getreten“, meint Flötotto. Deutschland und Europa hätten daraus gelernt, sodass eine unkontrollierte Aufnahme von Flüchtlingen heute kein Thema mehr sei. „Ich bin überzeugt, dass wir 500.000 Flüchtlinge ohne größere Probleme in Deutschland aufnehmen könnten und auch viele davon in den Arbeitsmarkt integrieren können“, betont Flötotto. Die Erfahrungen in den Jahren nach 2015 hätten gezeigt, dass ein hoher Anteil der noch hier lebenden damaligen Flüchtlinge inzwischen in Arbeitsverhältnissen sei.

Anke Lucht