Diakon Matthias Fraune fährt auf die Menschen zu

, Kreisdekanat Borken, Kreisdekanat Steinfurt

An den Rollstuhl gefesselt: Matthias Fraune empfindet seine Situation nicht so. „Für mich bedeutet der Rollstuhl Freiheit. Ich habe durch ihn die Möglichkeit am Leben teilzunehmen“, sagt der Diakon der Propsteigemeinde St. Remigius in Borken. In der neuen Folge des Podcasts „kannste glauben“ des Bistums Münster spricht der 55-Jährige, der im kommenden Jahr zum Priester geweiht werden soll, über seine Erfahrungen als Rollstuhlfahrer und über das, was ihm Kraft im Leben gibt.

Diakon Matthias Fraune

Diakon Matthias Fraune

© Bistum Münster

Manchmal sei seine Behinderung ein Türöffner, erzählt Matthias Fraune in der gut halbstündigen Folge. „Ich bin jemand, der offen ist für Begegnungen und der auch auf andere zufährt und sie anspricht“, berichtet er. Oft habe er das Gefühl, einen Vertrauensvorschuss zu bekommen: „Wenn jemand sieht, dass ich im Rollstuhl daher komme, ist die Person manchmal eher bereit, von sich zu erzählen und das ist für uns beide ein Gewinn“, hat er die Erfahrung gemacht.

Längst nicht in allen Momenten seines Lebens hat Fraune sein Schicksal einfach so annehmen können. „Vor allem als Jugendlicher, als die Freunde fidel wurden und ich bei vielem nicht mitmachen konnte, habe ich mit meiner Situation gehadert“, sagt er in der Podcast-Folge. Dass diese Momente immer wieder vorkommen, hält der Diakon für wichtig. „Das lässt mich wach und sensibel bleiben für meine besondere Situation, denn dadurch verstehe ich Reaktionen von anderen besser und reflektiere immer wieder auch mein Verhalten anderen gegenüber.“ Dankbar ist er für die ausschließlich positiven Reaktionen, besonders auch auf einen Rollstuhlfahrer im kirchlichen Dienst. 

Auch wenn Behinderte heute deutlich besser in Kirche und Gesellschaft integriert seien, als vor 40 Jahren, gebe es noch „eine Menge Luft nach oben“. Fraune wünscht sich mehr Begegnungen zwischen Menschen mit und ohne Behinderung. „Mir fehlen Foren und runde Tische, bei denen Entscheidungsträger und Betroffene zusammenkommen und die Anliegen angehört werden“, sagt der Diakon. Doch er sieht auch die Menschen mit Behinderung in der Pflicht: „Nicht nur die Verantwortlichen von inklusiven Angeboten müssen Dinge ermöglichen, sondern Betroffene müssen auch die Bereitschaft haben, Angebote und Hilfen anzunehmen. Ich weiß, dass das manchmal eine Überwindung sein kann“, sagt Fraune und fordert von beiden Seiten, offen für den Dialog zu sein.

Dankbar ist der 55-Jährige für die freundliche Aufnahme in Borken. „Ich erfahre viel Zuspruch und Unterstützung vom Seelsorgeteam und den Menschen, denen ich auf der Straße begegne, und das motiviert mich, der Spur nachzugehen, die ich in mir empfinde: da zu sein für die Menschen. Jeder, der ein offenes Ohr braucht, kann mich gerne ansprechen.“

Die Folge des Bistums-Podcasts „kannste glauben“ mit Diakon Matthias Fraune ist im Internet auf www.kannste-glauben.de abrufbar. Zudem können alle Episoden der Reihe bei Spotify, podcaster.de, Deezer, Google Play und Itunes kostenfrei angehört und abonniert werden.

Ann-Christin Ladermann