Die 100 sind voll

, Bistum Münster, Kreisdekanat Borken

Es war ein dynamischer Prozess, den Pastoralreferent Matthias Winter treffender als „Berg- und Talfahrt“ beschreibt. Die Pfarrei St. Ludgerus aus Borken hat nach intensiver Arbeit in diesen Tagen ihren lokalen Pastoralplan fertiggestellt – es ist exakt der 100. im nordrhein-westfälischen Teil des Bistums Münster. „Damit sind wir wohl etwas Besonderes“, sagt Winter mit einem Schmunzeln.

Marita Niehoff-Heddier und Matthias Winter

Die Pfarreiratsvorsitzende Marita Niehoff-Heddier und Pastoralreferent Matthias Winter haben am lokalen Pastoralplan für die Pfarrei St. Ludgerus in Borken mitgearbeitet. Es ist exakt der 100. im nordrhein-westfälischen Teil des Bistums Münster.

© Bistum Münster

Auf Wunsch von Bischof Dr. Felix Genn entwickeln alle Pfarreien im Bistum derzeit lokale Pastoralpläne. Darin beschreiben sie die Situation ihrer Pfarrei sowie Schwerpunkte und Nachrangigkeiten ihrer künftigen Seelsorge. Die Pastoralpläne sollen regelmäßig alle paar Jahre überprüft und nach Bedarf aktualisiert werden. In St. Ludgerus hat die Steuerungsgruppe das auf 23 Seiten umgesetzt. „Es war ein langer Weg, der nur gelingen konnte, weil wir einen hauptamtlichen Mitarbeiter an unserer Seite hatten, der diesen Weg begleitet, geleitet und vorangetrieben hat“, ergänzt die Pfarreiratsvorsitzende Marita Niehoff-Heddier, die Mitglied der Steuerungsgruppe war. Den Verantwortlichen sei außerdem wichtig gewesen, dass der Pastoralplan für alle verständlich geschrieben wurde.

„Wir haben uns realistische Ziele gesetzt, die in den kommenden Monaten und Jahren umgesetzt werden sollen“, beschreibt Winter den Inhalt des Pastoralplans. Auf der Basis von Gruppenbefragungen innerhalb der Pfarrei hatte der Pfarreirat von St. Ludgerus zuerst ein Leitbild erarbeitet und verabschiedet. Aus diesem gingen acht Schwerpunkte hervor. Unter anderem sollen ehrenamtlich Mitarbeitende durch geeignete Bildungsmaßnahmen geschult und auf ihre Aufgaben vorbereitet werden. Als offene Angebote für die Glaubensvertiefung soll es jedes Jahr Exerzitien im Alltag und Fastenpredigten geben. „Im Rahmen der Kommunion- und Firmvorbereitung bieten wir außerdem Katechesen für Eltern, Paten und interessierte Erwachsene an“, nennt der Pastoralreferent weitere Prioritäten.


Neben den traditionellen Messen wollen die Borkener mit neuen liturgischen Formen „Biotope des Gotteslobs“ schaffen. „Dafür erarbeiten wir ein Kirchraumkonzept, das die variablen Anforderungen unterstützt.“  Winter und seine Mitstreiter haben in den nächsten Monaten einiges vor. Auch soll der Blick auf die Familien in der Pfarrei intensiviert werden, besonders auf die Kinder und Jugendlichen „zwischen den Sakramenten“ Erstkommunion und Firmung. Eine Projektgruppe plant eine religiöse Freizeitaktion, die in den Herbstferien etabliert werden soll. Um den Menschen außerhalb der Kirche zu begegnen, will sich die Pfarrei St. Ludgerus verstärkt bei gesellschaftlichen Veranstaltungen einbringen.


„Wir hoffen, dass der Pastoralplan eine Art Leitfaden für die Haupt- und Ehrenamtlichen ist“, sagt Niehoff-Heddier. Es sei deshalb wünschenswert, die Ziele in einem angemessenen Tempo zu realisieren und eine Fortschreibung des Pastoralplans zu erreichen. Dafür sei jedoch erforderlich, dass Ressourcen bereitgestellt und die Mitglieder der Pfarrei eingebunden würden.

Oliver Lücke, Geschäftsführer des Referats Geschäftsführung Pastoralplan beim Bistum Münster, ist schon ein wenig stolz auf den 100. Pastoralplan im NRW-Teil des Bistums: „Das sind 100 Pastoralpläne, hinter denen sich 100 Entwicklungsgeschichten verbergen. Was alle verbindet, ist das große Engagement der Menschen vor Ort, die nach Wegen suchen, wie christliches Leben in Zukunft gut gelingen kann.“ 

Bei den Gesprächen in den Pfarreien berichteten viele von ihren Erfahrungen, die sie bei der Entwicklung ihres Pastoralplans gemacht haben: „Wir hören von neuen Erkenntnissen, die manchmal überraschend und manchmal frustrierend waren; von arbeitsreichen Sitzungen und dem gemeinsamen Ringen um zukünftige Inhalte; von Erleichterung darüber, dass der Plan jetzt fertig ist und Lust darauf, dass es endlich an die Umsetzung geht.“ Dass im Dialog zwischen Pfarreien und Generalvikariat auch kritische Themen auf den Tisch kommen und offene Fragen deutlich benannt werden, sei ein Qualitätskriterium, findet Lücke. Es zeige die ernste Bereitschaft bei allen Beteiligten, gemeinsam zu lernen und miteinander die Kirche zu gestalten.

Gudrun Niewöhner