Die etwas andere Stadtwallfahrt in Recklinghausen

, Kreisdekanat Recklinghausen

„Gebt Ihr ihnen zu essen“. Unter diesem Motto stand die diesjährige Stadtwallfahrt der Katholiken in Recklinghausen. Allerdings machten sie sich nicht – wie in den Jahren zuvor – gemeinsam auf den Weg zum Annaberg nach Haltern, sondern blieben in der Stadt und steuerten mehrere der 14 Stationen an.

Nach den morgendlichen Gottesdiensten in den Kirchen machten sich Einzelpersonen, Familien und kleine Gruppen gemeinsam auf den Weg quer durch Recklinghausen. An 14 Stationen gab es unterschiedliches Programm zu den Schwerpunkten Caritas, Liturgie und Entwicklung. „Es war schön zu sehen, wie viele Gemeinden mitgemacht haben. So wurden zum Beispiel Wundertüten in St. Pius verteilt und Rosen verkauft. Mit dem Erlös unterstützen wir Projekte in Guatemala“, berichtet Gustav Peters, Vorsitzender des Stadtkomitees der Katholiken. In St. Michael berichteten Geflüchtete im Flüchtlingscafé von ihren Fluchterlebnissen. In Heilig Geist in Essel waren viele Familien zu Besuch, denn dort präsentierten Kinder der Kitas Liebfrauen und St. Raphael ihre Ausstellung „Wir sind Kinder einer Welt“. Am Gasthaus kamen Pilger mit den Menschen aus dem Gasthaus ins Gespräch. Und die Motorradgruppe der Katholischen Arbeitnehmerbewegung (KAB) war als 15. Programmpunkt unterwegs. Die Biker sammelten Spenden für die Tafel ein und lieferten sie dort ab. „Es ist einiges an den einzelnen Stationen zusammenbekommen“, freut sich Marc Gutzeit, Geschäftsführer des Kreisdekanatsbüro Recklinghausen. Alle Teilnehmenden konnten zudem über eine eigens erstellte App auf ihrem Handy Fragen beantworten und Punkte sammeln.

Das Programm in der St.-Antonius-Kirche stand ganz im Zeichen der Verbundenheit mit Guatemala. Eine Ausstellung von Schülerinnen und Schülern des Theodor-Heuss-Gymnasiums informierte über den zentralamerikanischen Staat. Zudem präsentierte Adveniat guatelmaltekische Trachten, die Stefanie Hoppe, langjährige ehemalige Mitarbeiterin des Hilfswerks, interessierten Gästen vorstellte.

Zum Abschluss lud ein stadtweites Glockenläuten um 15.15 Uhr die Pilger in die St.-Antonius-Kirche oder vor den heimischen Computer zu einer Andacht ein. Eigentlich wollte Sebastian „Sebel“ Niehoff seinen Song „Zusammenstehen“ live in der Kirche singen, doch es ergab sich für ihn und seine Band die Möglichkeit, ein wegen Corona abgesagtes Konzert nachzuholen. Stattdessen präsentierte er mit einer in der Kirche aufgenommenen Videobotschaft seinen Corona-Song. Ebenso bedankte sich Kardinal Alvaro Ramazzini, der zuletzt 2018 in Recklinghausen zu Gast war, mit einem Videogrußwort für die Spenden. Die Unterstützung für Guatemala sei wichtig, denn durch die Corona-Pandemie seien die armen Menschen noch ärmer geworden. Der Hunger sei das größte Problem in dem Land. Er freue sich, die christliche Solidarität mit den Menschen in Recklinghausen zu erleben.

„Wir sind dankbar, dass sich so viele Ehren- und Hauptamtliche auf dieses Experiment eingelassen und sich engagiert haben“, lobt Gutzeit den Rückhalt in den Pfarreien. Es hätten sicherlich auch mehr Menschen kommen können, doch: „Es war gut, dass wir es gemacht haben. Die schönste Rückmeldung ist doch, dass sich Menschen auf den Weg gemacht und Stationen besucht haben.“ Das kann Maria Voß, Sprecherin der Arbeitsgemeinschaft der Eine-Welt-Kreise im Stadtkomitee der Katholiken, nur bestätigen. „Gut, dass wir etwas gewagt und neues ausprobiert haben. Die Stadtwallfahrt kann auch eine Initialzündung sein, das Gemeindeleben wieder zu starten und Begegnung zu ermöglichen“, sagt Voß.

Bildunterschrift:
In der St.-Antonius-Kirche informierte Stefanie Hoppe (zweite von links) über verschiedene Trachten aus Guatemala, die das Lateinamerika-Hilfswerk Adveniat zur Verfügung gestellt hatte.

Michaela Kiepe