"Die richtigen Worte finden"

, Kreisdekanat Warendorf

„Ich hatte zwei Brandstifter.“ Klaus Kötter sagt diesen Satz mit einem Lachen, bevor er wieder ernst wird: „Zwei Menschen, die in mir das Feuer für die Themen Krankheit, Sterben, Tod und den Umgang damit entzündet haben.“ Der Funke ist nie erloschen, im Gegenteil. Nach einem Hospizkurs, an dem er im vergangenen Jahr teilgenommen hat, ist er nun einen Schritt weitergegangen: Demnächst unterstützt der 51-Jährige das Seelsorgeteam seiner Pfarrei St. Lucia beim Beerdigungsdienst. Er wird eigenständig Trauerfeiern und Begräbnisse leiten. Seit November hat Kötter den Ausbildungskurs „Trauer- und Begräbnisdienst durch Freiwillige“ besucht. Zum zweiten Mal hat das Bistum Münster den Kurs angeboten, um neue Wege in der Seelsorge zu gehen. Zum Abschluss erhält Kötter am Donnerstag, 21. Juni, sein Zertifikat.

Klaus Kötter

Klaus Kötter aus Harsewinkel unterstützt künftig das Seelsorgeteam der Pfarrei St. Lucia beim Beerdigungsdienst.

© Bistum Münster

Ob als Messdiener, Kommunionhelfer oder später Lektor – Klaus Kötter engagiert sich schon seit seiner Kindheit im Pfarreileben. „Mein Bruder ist Diakon, vor einigen Jahren kam mir der Gedanke, ob das nicht auch etwas für mich ist“, erinnert er sich. Doch er verwarf ihn. Familie, der Beruf als Techniker in einem größeren Unternehmen und ehrenamtliche Tätigkeiten füllten seinen Alltag aus. „Wenn ich etwas Neues anfange, möchte ich dem auch meine volle Aufmerksamkeit widmen können“, erklärt er. Dann kam der erste „Brandstifter“ ins Spiel, sein Arbeitskollege. „Er hat immer wieder so begeistert von seiner ehrenamtlichen Tätigkeit im Hospiz berichtet“, blickt Kötter zurück. 

Schon früh wurde in der Familie offen über Sterben und Tod gesprochen, der Besuch auf dem Friedhof, wo Kötters Ehefrau Rita das Grab ihrer Großeltern pflegt, gehört selbstverständlich dazu. Der Harsewinkler recherchierte, meldete sich für den Hospizkurs an. „Und ab da hat sich alles gefügt“, sagt er. In einem Gespräch mit Christian Roy, dem zweiten „Brandstifter“, erfuhr Klaus Kötter zufällig vom Angebot des Bistums, als Ehrenamtlicher Begräbnisse zu leiten – und vom Umstand, dass die Pfarrei in diesem Bereich Unterstützung gut gebrauchen kann. „Einen Tag lang ging mir das Gespräch durch den Kopf, dann habe ich zum Telefonhörer gegriffen.“ Schon 14 Tage später begann der Ausbildungskurs in Münster.

Als „riesengroße Bereicherung“ bezeichnet der 51-Jährige die gut halbjährige Zeit der Ausbildung. Die Auseinandersetzung mit dem eigenen Glauben, rechtliche Grundlagen zur Beerdigung und das kirchliche Verständnis von Tod und Auferstehen wurden den zwölf Teilnehmern vermittelt. In praktischen Übungen wie Rollenspielen bereiteten sie sich beispielsweise auf ein Trauergespräch vor. Auch bei zwei Hospitationen, bei denen Kötter einen Seelsorger zu Trauergespräch und Begräbnis begleiten durfte, hat er viel gelernt: da sein, zuhören, sich für den Verstorbenen interessieren und herausfinden, was er den Hinterbliebenen bedeutet hat. 

Das möchte Klaus Kötter künftig versuchen. Eine Herausforderung, davon ist er überzeugt: „Ich habe großen Respekt vor diesem Amt.“ Seine Aufgabe sieht er aber auch als Privileg: „Ich darf Menschen begleiten und beistehen, die sich in einer Ausnahmesituation befinden.“ Wichtig ist ihm dabei vor allem eins: „Zum richtigen Zeitpunkt die richtigen Worte finden, damit Trost entstehen kann.“

Text/Foto: Bischöfliche Pressestelle/Ann-Christin Ladermann