Die Weihnachtsbotschaft vermag mehr als Alexa

, Bistum Münster

„Lasse ich mich auf diese Botschaft und auf das Gesicht dieses Kindes ein, entdecke ich ungeahnte Möglichkeiten, die weit über das hinausgehen, was Alexa vermag.“ Das hat der Bischof von Münster, Dr. Felix Genn, am Heiligen Abend bei der Feier der Christmette im St.-Paulus-Dom in Münster betont. Bischof Genn ging am Beispiel des von Amazon entwickelten virtuellen digitalen Assistenten Alexa auf die Frage ein, „was das eigentlich Menschliche noch ausmacht, wenn wir mit künstlicher Intelligenz vieles ersetzen können, wozu heute der Mensch – noch – mit seiner Kraft, seiner Intelligenz notwendig ist?“

Der Bischof betonte, dass die Verkünder der Weihnachtsbotschaft zu allen Zeiten herausgefordert seien, Menschen ihrer Tage zu erreichen und in ihre Situation hinein zu sprechen. Alexa und andere ähnliche Produkte ließen einen zunächst staunen und müssten nicht direkt „mit der kritischen Lupe betrachtet oder sogar verdammt“ werden. Vielmehr könne die Beschäftigung mit Alexa und ähnlichen Programmen dazu führen, zu erspüren, was das Menschsein ausmache. Alexa, so sagte der Bischof, vermittele den Menschen das Gefühl, über alles verfügen zu können. Zugleich wisse man aber, dass man durch den Gebrauch dieser Mittel für die Firmen, die hinter diesen Programmen stünden, immer gläserner, durchsichtiger, durchschaubarer werde. „Ich, der ich so viel bestimmen kann, werde schließlich selbst bestimmt und verliere auf unmerkliche Weise meine Freiheit“, sagte der Bischof und führte weiter aus: „Dass ich dabei vereinsame, merke ich vielleicht erst viel, viel später und spüre dabei, wie tief der Hunger nach Gemeinschaft, Verbundenheit mit einer lebendigen Person, dem ‚Du‘ eines anderen ist, das allein mich aus der Einsamkeit, auch der Beschäftigung mit Alexa, herausführen kann. Wie schmerzlich kann es sein, wenn ich gläsern geworden bin, und ich kaum noch den Schutz meiner eigenen Geheimnisse wahren kann.“

Völlig im Gegensatz dazu stehe die Weihnachtsbotschaft, die von der Armut einer Krippe und einem Stall spreche, in dem ein Kind geboren werde angesichts der Not der Eltern, keine Unterkunft zu finden. „Und dass dieses Kind Gott selbst sein soll, der zu uns kommt, weil er unsere Einsamkeit mit dem Angebot der Gemeinschaft mit ihm füllen möchte – wie sollte das geglaubt werden?“, fragte Bischof Genn. Gott, so sagte er, biete sich den Menschen an, „streckt mir wie ein Kind die Arme entgegen, wartet darauf, von mir aufgenommen zu werden.“ Bischof Genn: „Lasse ich mich auf diese Botschaft ein, darf ich spüren, wie groß der Wert meiner Freiheit ist. Und wie tief die Gemeinschaft mit ihm geht, so dass ich im ‚Du‘ des anderen als auch in dem unendlich großen ‚Du‘ Gottes selbst geborgen bin. Das ist eine andere Wirklichkeit als die Allmachtsphantasien, die mich vom Sessel aus die Welt regieren lassen! Lasse ich mich auf diese Botschaft ein, begegne ich jemandem, der mich ganz und gar durchschaut, aber nicht kommerzialisiert, in keiner Weise verzweckt, sondern in großer Diskretion mich lassen kann, und der nur dann über mich verfügt, wenn ich mich ihm ganz und gar in Liebe anbiete.“ 

Bethlehem heiße übersetzt „Haus des Brotes“, sagte Bischof Genn. Jesus Christus sättige mit seinem Leben den Hunger der Menschen nach Leben: „Diese Sättigung ermöglicht die Öffnung des Herzens, um mitzuteilen: Ich kann doch diese Kostbarkeit nicht für mich behalten. Wer im Haus des Brotes den eigenen Hunger gestillt hat, den drängt es geradezu, das Brot mit denen zu teilen, die materiell und seelisch dieses Geschenk entbehren.“ Der Bischof gab den Gläubigen den Wunsch mit, „die Weite des Herzens zu bewahren für diejenigen, denen so viele Lebensmöglichkeiten abgeschnitten sind.“