Digital nach Kenia gereist

, Kreisdekanat Coesfeld

23 Mitglieder zählt die Reisegruppe, die sich unter der Leitung von Yvonne Meyer auf den Weg ins ferne Kenia gemacht hat. „Ich habe ihnen in den vergangenen 16 Tagen mein Kenia gezeigt, das geprägt ist von Freundschaften und Begegnungen“, berichtet die 28-Jährige. Doch niemand der Gruppe hat ein Flugzeug betreten. Meyer hat die jungen Erwachsenen digital auf diese Reise mitgenommen, die sie eigentlich für den Sommer geplant hatte.

Daniel Gewand und Yvonne Meier sitzen nebeneinander und lächeln in die Kamera. Auf dem Tisch liegt unter anderem eine Landkarte und im Hintergrund ist ein Tuch mit den Farben Kenias aufgehängt.

Yvonne Meyer hat 23 junge Erwachsene, darunter auch Daniel Gewand, digital auf eine Reise in ihr Kenia mitgenommen.

© Bistum Münster

Zum neunten Mal wollte sich die Sonderpädagogin auf den Weg in das afrikanische Land machen. Doch dann kam die Corona-Pandemie und an eine Fernreise war nicht zu denken. Gemeinsam mit Pastoralreferent Daniel Gewand entwickelte sie die Idee, ihre eigentlich geplante Reise digital mit anderen zu teilen, sie mitzunehmen und ihnen das Land, die Menschen und das Leben näher zu bringen. Die Idee zu frei.raum.kenia war geboren.

Meyer produzierte Audiobeiträge, in denen sie von den Menschen berichtete, die sie treffen werden. Sie spielte typisch afrikanische Musik und Geräusche ein und hatte sogar Freunde aus Kenia gebeten, ihr Sprachnachrichten zu senden, die sie in ihre Beiträge einbauen konnte. Dazu gab es immer wieder auch Fotos. Jeden Tag erhielten die Mitreisenden ein bis zwei Nachrichten von ihr. Im Vorfeld bekamen die Reiseteilnehmer eine kleine Kiste als Reisegepäck. Darin waren beispielsweise neben dem Flugticket und einem Riegel Schokolade, der für den Beginn einer neuen Freundschaft in Kenia von großem Vorteil ist, ein kenianischer Teebeutel, Zucker, ein Nilpferd aus Speckstein von einem typischen Massai-Markt und auch ein Teelicht. „Das haben wir entzündet, als wir am siebten Tag das Grab eines Freundes auf dem Friedhof in Kibuye besucht haben“, erzählt Meyer. Die Gruppe war gemeinsam in einem Slum unterwegs, besuchte eine Blindenschule und begleitete einen Tag lang einen Priester. Ebenso fanden aber auch touristische Angebote wie eine Safari ihren Platz im Programm. Und in der Mitte der Reise konnten die jungen Erwachsenen sogar noch Postkarten bestellen und sie verschicken.

„Ich habe auf jeder Reise Menschen besucht, die mir wichtig sind. Die Begegnungen, die vom Austausch leben, machen für mich das Land aus. Man kann viel voneinander lernen“, berichtet Meyer. Und das habe sie auch in ihre Audiobeiträge, die bis zu zwölf Minuten lang waren, eingebracht. „Obwohl sich alles digital abgespielt hat, war es doch sehr real. Ich hatte das Gefühl, ich sei wirklich auf dieser Reise gewesen“, sagt Gewand, der selbst zu der Reisegruppe gehörte. „Wir haben viel über die Kultur und beispielsweise auch über Stammessprachen gelernt“, fügt er hinzu. Auch die anderen Teilnehmerinnen und Teilnehmer, die aus Coesfeld, Havixbeck, dem Sauerland, vom Niederrhein und aus Köln dabei waren, hätten ihm ähnliche Rückmeldung gegeben. „Sie hätten gespürt, mit wieviel Herzblut Yvonne von ihren Begegnungen berichtet hat. Das hat man ihren Audiobeiträgen angehört“, berichtet er.

Für Meyer war es das erste Mal, dass sie Podcasts erstellt hat. „Ich habe viel ausprobiert und es war viel Arbeit. Aber es hat auch wirklich Spaß gemacht, die Beiträge vorzubereiten“, sagt sie. Diese Art zu reisen habe sie über die Enttäuschung hinweggetragen, dass sie ihr Lieblingsland nicht selbst besuchen konnte. „Und vielleicht war es für Teilnehmer, die selbst eine Fernreise geplant hatten, auch ein kleiner Ersatz“, hofft sie.
Zum Abschluss haben Meyer und Gewand noch etwas gesucht, das zum Thema passt und das sie finanziell unterstützen können. „Wir haben bei Misereor ein Projekt für Straßenmädchen gefunden. Wer von den Teilnehmern möchte, kann als Dankeschön dafür spenden“, berichtet er.

Michaela Kiepe