Domjubiläum Früherer Hochaltar wird bei Messfeier präsentiert 2014

Ein ebenso geistig-geistlich wie kunsthistorisch einzigartiges Ereignis erwartet die Pilger und Besucher des 750-jährigen Weihejubiläums des St.-Paulus-Doms in Münster.

Im Westwerk des Doms wird sich erstmals nach Jahrzehnten der Reliquien- und Domschatz in dem dafür 1622 geschaffenen Hochaltar von Gerhard Gröninger präsentieren.

Bei einer Messfeier am Freitag (26. September 2014) um 12.15 Uhr wird der ehemalige Hochaltar präsentiert werden. Am Sonntag (28. September 2014) wird dann um 15 Uhr zu einer feierlichen Vesper vor den Altar im Westchor eingeladen.

So, wie er jetzt präsentiert werden wird, war der Altar zuletzt vor dem Zweiten Weltkrieg zu sehen. Fotos vom Anfang des 20. Jahrhundert belegen, dass der damals im Hochchor platzierte Altar den gesamten Reliquienschatz enthielt. Bekleidet war der Altar zu Feiertagen mit dem heute in der Domkammer zu sehenden reich bestickten Altarvorsatz (Antependium) von 1681.

In Auftrag gegeben hat den Altar 1619 das Domkapitel bei Gerhard Gröninger. Sein Zweck war, den Reliquienschatz verwahren und ausstellen zu können. Der 1582 in Paderborn geborene Bildhauer stand damals am Beginn seiner bedeutendsten Schaffensperiode. Er lieferte Entwürfe ab, in denen der mittlere Altaraufbau (Retabel) als steinerner Reliquienschrein konzipiert war. Für die Gestaltung der Altarflügel verhandelte der Bildhauer auch mit Peter Paul Rubens. Den Auftrag erhielt dann allerdings der Amsterdamer Maler Adrian van Bogart.

Im gänzlich geschlossenen Zustand – während der Advents- und Fastenzeit etwa – zeigt die Ansicht des ehemaligen Hochaltares auf den Außenflügeln Heilungen, die Paulus bewirkt hat. In aufgeklappter Form stellt der linke Flügel dar, wie Paulus auf Malta den erkrankten Vater des Gutsbesitzers Publius heilt. Auf dem rechten Flügel wollen die Einwohner von Lystra den Aposteln Paulus und Barnabas Opfergaben darbringen.

Der zentrale marmorne Reliquienschrein wird von einem Flügelpaar verdeckt, das auf seinen Außenseiten zum einen die Bekehrung des Christenverfolgers Saulus, zum anderen die Enthauptung des Apostels in flacher Reliefschnitzerei zeigt. Gröninger selbst hat sie ausgeführt. Die Innenseiten bieten die gleichen Szenen als Gemälde.

Für den Marmorschrein zur Aufnahme des Reliquien- und Domschatzes sahen Gröningers Entwürfe von Anfang an eine viergeschossige Gliederung vor. Dahinter steht ein theologisches Programm. Von oben nach unten versuchen die Gefäße, Figuren und Behälter, in ihrer Ordnung den Verlauf der Heilsgeschichte abzubilden. Insgesamt werden über 57 kostbare Reliquiengefäße aus Romanik, Gotik und Barock auf dem ehemaligen Hochaltar zu sehen sein.

Glücklicherweise setzte Gröninger beim Domkapitel durch, statt Sandstein vor allem schwarzen und dunkelroten Marmor für den zentralen Altaraufbau zu verwenden. Bis heute heben sich die goldenen und silbernen Reliquiengefäße vor diesem Hintergrund besonders kontrastreich ab.

Die heilsgeschichtlich orientierte Ordnung der Reliquiare macht bis heute deutlich, dass sie früher nicht nach ihrem kunsthistorischen, schon gar nicht nach ihrem materiellen Wert, sondern als Heil- und Heiligtümer betrachtet wurden. Ihr sakraler Wert ergibt sich aus der immensen Bedeutung der Heiligen für frühere Gläubige erklärt. Aus der Überzeugung etwa, dass in der Gegenwart sterblicher oder sonstiger Überreste eines Heiligen der Himmel offensteht, wurden ihre Reliquien geehrt.

So erklärt sich, warum für ihre Reliquiare nur die edelsten Materialien verwendet wurden. Die irdische Pracht aus Gold, Silber, Edelsteinen und Kristall versinnbildlicht vor allem den himmlischen Glanz, in dem die Heiligen leben. Zugleich machen die Reliquien im Mittelschrein des aufgeklappten Hochaltares klar, dass Heilige sehr konkrete Menschen sind, keine überirdischen Figuren.
Weitere Infos gibt es im Internet unter https://www.domjubilaeum.de/wissenswertes/paulus-altar/ .

Fotos: Stephan Kube, Greven
Text: Bischöfliche Pressestelle
Kontakt: pressestelle[at]bistum-muenster.de