„Ein angesehener Handwerksberuf“

, Bistum Münster, Kreisdekanat Coesfeld

Mit großen Augen blickt Lucy zu den bunten Fenstern im St.-Paulus-Dom in Münster hoch. „So viele verschiedene Farben“, staunt die Achtjährige. Gold, weiß, rot – gemeinsam zählen die sieben Mädchen, die im April die Erstkommunion in ihrer Pfarrei St. Martinus in Nottuln empfangen werden, die Farbtöne auf, die sie in den Fenstern des Glaskünstlers Georg Meistermann erkennen können. Bei dem Domworkshop „Glas – Farbe – Licht“, den sie als Gruppe am 21. Februar zur Vorbereitung auf ihre Erstkommunion besuchen, erfahren sie etwas über Glaskünstler im Mittelalter, bevor sie dann selbst aktiv werden.

Referentin Lena Treese betrachtet mit den Kommunionkindern die bunten Fenster im St.-Paulus-Dom.

Referentin Lena Treese betrachtet mit den Kommunionkindern die bunten Fenster im St.-Paulus-Dom.

© Bistum Münster

Seit dem Domjubiläum im Jahr 2014 organisiert Mario Schröer von der Dompädagogik zweistündige Kurse für Kinder am St.-Paulus-Dom. Ob als Bildhauer, Goldschmied oder Glaskünstler – bei allen Angeboten können sich die Mädchen und Jungen in traditionsreichen Handwerken versuchen, mit denen schon die alten Baumeister dem Dom sein heutiges Aussehen verliehen haben. Seit 2016 werden die Workshops unter dem Titel „Unser Dom. Haus aus Steinen – Haus aus Menschen“ speziell für Kommuniongruppen angeboten. Jeder Kurs beginnt zunächst mit einem Gang durch den Dom – je nach Schwerpunkt zum Hochaltar, in dem Teile des Domschatzes verwahrt werden, zu den farbigen Glasfenstern oder zu besonderen Sandsteinskulpturen. Anschließend dürfen die Kinder selbst aktiv werden. „Der Blick der Kinder für die Kunst und ihre liturgischen Inhalte wird viel intensiver geschärft, wenn sie mit ihren eigenen Händen etwas erschaffen“, erklärt Schröer. Dabei gehe es nicht darum, das perfekte Kunstwerk zu kreieren, im Mittelpunkt stehe das gemeinsame Tun.

„Glasmaler war ein sehr angesehener Handwerksberuf im Mittelalter“, erklärt Referentin Lena Treese den Mädchen. Die Kunstvermittlerin ist an diesem Nachmittag immer an der Seite der jungen Künstlerinnen, um ihnen zunächst die Bedeutung der Farben und Motive in den Fenstern zu erklären und sie anschließend bei ihren eigenen Werken zu unterstützen. „Glas ist ein Werkstoff, den die Menschen schon seit über 5000 Jahren herstellen“, erklärt Treese den Kindern. „Und er besteht überwiegend aus Sand“, fügt sie hinzu und schaut in große Augen.

Was mit diesem Werkstoff alles entstehen kann, können die Kommunionkinder schließlich selbst ausprobieren. Aus vielen bunten Glasfragmenten erstellen sie eine Fenstercollage – mit einem Motiv ihrer Wahl. Smilla ist sich schnell sicher, was ihr Fenster zeigen soll. Zwei Glasscherben mit genau der richtigen Form haben ihr die Entscheidung erleichtert. „Eine Skaterbahn mit einem Baum und zwei Wolken“, erklärt die Neunjährige die Kulisse. Und ihre Sitznachbarin Nele (9), die schon eifrig die einzelnen Teile aufklebt, hat sich für ein Vogelhäuschen entschieden. Um die Wirkung des Lichts zu prüfen, hält Smilla ihre Collage vor das Fenster, die mit einem Mal in kräftigen Farben leuchtet – und das Gesicht der Neunjährigen zum Strahlen bringt.

Ann-Christin Ladermann

Kinder basteln mit Glasfragmenten eine Collage.

Konzentriert arbeiten die Nottulner Kommunionkinder an ihren Fenstercollagen.

© Bistum Münster