Ein „anstrengender“ Heiliger

, Stadtdekanat Münster

Er war Bischof, Befreiungstheologe und ein Kämpfer für Freiheit und Gerechtigkeit. Oscar Romero gilt als Märtyrer für die Menschenrechte – in der Kirche und in der Gesellschaft. Am Sonntag, 14. Oktober, wird der Salvadorianer von Papst Franziskus in Rom heiliggesprochen. Bis heute inspiriert Romeros Wirken Menschen, die sich aus dem Glauben heraus für eine gerechtere Welt einsetzen. In Münster engagieren sich dafür die Christliche Initiative Romero (CIR) und die katholische Akademie Franz-Hitze-Haus. Um das Leben des Theologen zu würdigen, findet im Franz-Hitze-Haus am Dienstag, 16. Oktober, von 16 bis 21 Uhr eine Veranstaltung mit dem Titel „Heiliger Oscar Romero“ statt. Zu den Mitorganisatoren gehört Anne Nibbenhagen, Geschäftsführerin der CIR.

Oscar Romero

Oscar Romero wird am 14. Oktober heiliggesprochen. In Münster wird sein Leben am 16. Oktober im Franz-Hitze-Haus gewürdigt.

© CIR

Die Christliche Initiative Romero ist Anfang der 1980er Jahre aus der bundesdeutschen Solidaritätsbewegung für Mittelamerika hervorgegangen. Nach der Ermordung Erzbischof Romeros gründete sich zunächst die Christliche Initiative El Salvador. 1984 wurde sie in Christliche Initiative Romero umbenannt, da auch soziale Organisationen in Nicaragua, Guatemala und Honduras unterstützt wurden. „Ziel der Initiative ist es, eine Brücke zwischen den Ländern des globalen Südens und Deutschland zu schlagen“, erklärt Anne Nibbenhagen. Während damals Bürgerkriege und Revolutionen in der Region Mittelamerikas für Schlagzeilen sorgten, seien es heute Berichte über Frauen und Männer, die in Fabriken, in Minen oder auf Kaffee- und Blumenplantagen unter unwürdigen Bedingungen arbeiten müssen.

Die CIR unterstützt Partnerorganisationen und deren Projekte, die sich für eine Verbesserung der Lebens- und Arbeitsbedingungen einsetzen. „Wir verfügen über enge Kontakte zu Frauen-, Arbeits- und Menschenrechtsorganisationen in El Salvador, Guatemala, Nicaragua und Honduras“, berichtet Anne Nibbenhagen. Hierdurch sei die Initiative in der Lage, „den Lügen und Ausflüchten großer Konzerne Paroli zu bieten“. Ebenso widme sich die CIR der politischen und kulturellen Emanzipation der Bevölkerung sowie den Rechten von Kindern: „Einen Großteil unserer Arbeit macht darüber hinaus die Unterstützung mittelamerikanischer Frauenorganisationen aus, die sich gegen Männergewalt engagieren.“

Ein zweiter Arbeitsschwerpunkt sei die bildungspolitische Kampagnenarbeit in Deutschland. „Wir wollen im Sinne Romeros den Opfern der Globalisierung eine Stimme geben. Wir informieren über die prekäre Arbeitssituation in Ländern des Südens und organisieren Protestaktionen“, sagt Anne Nibbenhagen. Auch der Dialog mit Unternehmen gehöre dazu. Durch das Publikmachen menschenunwürdiger Arbeitsbedingungen in Mittelamerika würden die Konzerne zum Handeln gedrängt.

Dass Oscar Romero heiliggesprochen wird, bewertet die Initiative als Anerkennung seines kämpferischen Einsatzes. Er sei ein „anstrengender“ Heiliger, meint Anne Nibbenhagen, weil sein Wirken herausfordere – aber auch motiviere. „Weltweit versuchen sich Menschen und Institutionen an den humanitären, moralischen, christlichen und spirituellen Werten Romeros zu orientieren, sie mit Leben zu füllen und den aktuellen gesellschaftlichen Herausforderungen zu begegnen.“

Erzbischof Oscar Romero sei heute der weltweit bekannteste und am meisten verehrte Märtyrer des 20. Jahrhunderts. „Er war und ist für viele Menschen eine Quelle von Hoffnung, von Glaube und Engagement, aus der auch wir schöpfen können“, betont Anne Nibbenhagen.

Nach Vorträgen von Pfarrer Norbert Arntz vom Institut für Theologie und Politik aus Münster und Anne Nibbenhagen findet am 16. Oktober im Anschluss an ein Abendessen um 19.30 Uhr ein Gottesdienst statt. Diesen feiert Weihbischof Dr. Stefan Zekorn in der Kapelle des Franz-Hitze-Hauses. Die Messe wird auf der Facebook-Seite des Bistums Münster live übertragen.

Die Teilnahme an der Veranstaltung kostet 20 Euro (15 Euro ermäßigt). Für Inhaber des Kultursemestertickets ist die Veranstaltung kostenfrei.

Weitere Informationen unter www.franz-hitze-haus.de/info/18-538.

Ann-Christin Ladermann / Gudrun Niewöhner