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Einbau der letzten beiden Kirchenfenster in St.-Nicolai-Kirche hat begonnen

Laut schallen die Hammerschläge durch das Gotteshaus, so laut, dass man sein eigenes Wort nicht verstehen kann. Stange für Stange wachsen Metallgerüste an den Wänden in die Höhe – in diesen Tagen ist die St.-Nicolai-Kirche, direkt am Marktplatz in Kalkar gelegen, eine große Baustelle. Doch schon Ende der kommenden Woche, am 18. September, sollen die Arbeiten beendet sein. Und dort, wo die Sonne aktuell noch gleißend durch hohe, klare Glasfenster scheint, wird das Licht durch die neuen Fenster wie ein bunter Teppich in die Kirche strömen.

So viel Kraft für den Aufbau der Gerüste notwendig ist, so behutsam und filigran gehen die Frauen und Männer der Spezialfirma Derix Glasstudios aus Taunusstein mit den bunten Scheiben um, die nach und nach in ihrer endgültigen Position angebracht werden. Erst ganz oben, dann immer weiter nach unten. Noch aber lässt sich nicht erahnen, wie die fertigen Kunstwerke, erdacht von dem Künstler Karl-Martin Hartmann aus Wiesbaden, schon bald aussehen werden. Küster Roland van Weegen schmunzelt. „Sie werden anders aussehen als beim ursprünglichen Entwurf“, sagt er schließlich. Kein Wunder, liegt dieser Entwurf mittlerweile mehr als 20 Jahre zurück, „und im Künstler arbeitet es in dieser Zeit natürlich weiter und er passt die Pläne an“, sagt van Weegen.

Er freut sich auf die neuen Fenster, ebenso wie Maria Umbach, die mit viel Herzblut Gäste durch die Kirche und auch zu den Fenstern führt. Sie weiß zu berichten von den Feynman-Graphen, die Quantenphysikern bei der Beschreibung allerkleinster Teilchen helfen, und die in einem der Fenster zu sehen sind. Sie weiß aber auch zu berichten von den Sternen und der Milchstraße – auch die Astrophysik ist in einem der bereits installierten 19 Fenster zu entdecken. Und immer, das ist Maria Umbach wichtig, ist das Fazit: „Gott ist größer. Egal, wie klein oder wie groß etwas scheint. Gott ist immer größer.“ Sie rät Besuchern, sich in Ruhe auf die Fenster einzulassen, sich Zeit zu nehmen und die einzelnen Kunstwerke aus verschiedenen Blickwinkeln, möglichst auch zu verschiedenen Tageszeiten mit jeweils anderem Lichteinfall zu betrachten.

Pastor Alois van Doornick ist es ein Anliegen, allen Spendern zu danken, die den Einbau der Fenster ermöglichten. Gilden, Bruderschaften und Bürger aus Kalkar, das Bistum Münster und Landesstiftungen zahlten in den Topf ein. Ganz abbezahlt sind die neuen Fenster jedoch noch nicht, erstmals in den 19 Jahren seit dem ersten Einbau musste ein Kredit zur Vorfinanzierung aufgenommen werden. Es war jedoch ökonomischer, beide Fenster gleichzeitig in der Glashütte Lamberts in Waldsassen fertigen und auch parallel einbauen zu lassen. „Wir sind für jede Spende dankbar“, sagt der Pastor. Denn, immerhin: „Es handelt sich hier um eine der größten und teuersten Neuausstattungen einer Kirche mit Glasmalerei in Deutschland seit dem Zweiten Weltkrieg“, betont van Doornick.

Gefeiert wird der Einbau der beiden letzten Fenster unter Corona-Bedingungen. Nach dem Einbau lädt die Pfarrei für Freitag, 18. September, 17 Uhr, zu einer Vesper ein, die auch der Künstler mitfeiern wird. Zum „Tag der Offenen Kirchen im Kreisdekanat Kleve“ am Freitag, 25. September, wird eine Ausstellung mit 22 Din-A2-Tafeln eröffnet mit dem Motto „Lichte Gedichte“: Poesie, Gebete, Hymnen und Bibeltexte, ausgesucht zu den 22 Fenstern in St. Nicolai. Bis zum 11. Oktober schließen sich Begegnungs- und Glaubenstage mit verschiedenen Aktivitäten in den neun Ortschaften von St. Clemens und Heilig Geist an. In einem Festgottesdienst am Samstag, 3. Oktober, 17 Uhr, wird der Bischof von Münster, Dr. Felix Genn, die Fenster segnen. Als Gast hat sich der emeritierte Erzbischof von Hamburg, Dr. Werner Thissen, angekündigt. Geistliche Abendmusik gibt es am Sonntag, 4. Oktober, ab 19 Uhr.
Die Nicolai-Kirche ist täglich von 14 bis 16 Uhr mit Gästebetreuung trotz der Baustelle öffentlich zugänglich.

Christian Breuer