Eine Erzieherin ganz für sich alleine

, Kreisdekanat Warendorf

Eine Erzieherin ganz für sich alleine. Das kennen die Mädchen und Jungen, die die sieben katholischen Kindertageseinrichtungen in Warendorf besuchen, sonst nicht. Für die Kinder, die aktuell in fünf der sieben Kitas notbetreut werden, ist das jedoch mittlerweile Alltag geworden. Seit zweieinhalb Wochen sind die Einrichtungen aufgrund des Coronavirus geschlossen. Nur Kinder, deren Eltern in systemrelevanten Berufsfeldern tätig sind wie der medizinischen Versorgung oder der öffentlichen Sicherheit, dürfen noch in die Kita kommen.

Die ersten Bilder von Kindergartenkindern liegen den katholischen Kitas in Warendorf schon vor: Die Kinder malen im Rahmen der Aktion „Seniorenlächeln“ Bilder für die Bewohner der geschlossenen Seniorenheime.

© privat

„Wir betreuen täglich ein bis vier Kinder“, berichtet Anja Spittler-Frielingsdorf, Erzieherin im Katharina-Kindergarten, den sonst 55 Kinder besuchen. Ist die Tür der Kita morgens immer offen, müssen Kinder und Eltern zurzeit klingeln. „Das ist schon die erste ungewohnte Situation für die Kinder und auch für uns“, sagt die pädagogische Fachkraft. Doch sind sie erst einmal da, versucht das Team, das derzeit meist aus zwei Erzieherinnen besteht, den Alltag für die Kinder so normal wie möglich zu gestalten. Basteln, toben, draußen spielen – alles wie immer. Besonders beliebt ist der Bewegungsbereich mit Turnmatten, Kletterwand und Co., weiß Anja Spittler-Frielingsdorf. „Sie müssen nicht warten, bis sie an der Reihe sind, können alles sofort nutzen – das genießen die Kinder sehr.“ Einige Besonderheiten gibt es aber schon: Beim gemeinsamen Frühstück wird der Abstand eingehalten, auch das häufige Händewaschen klappt gut, haben die Eltern ihre Schützlinge doch gut darauf vorbereitet.

Im Schnitt zwölf Kinder von eigentlich 400 werden derzeit in den katholischen Kitas betreut. „Das variiert, weil die Eltern teilweise halbtags arbeiten“, berichtet Verbundleiterin Heike Wiesmann, die mit ihrer Kollegin die Betreuung koordiniert. Bei Telefonaten mit Eltern wird sie manchmal auch mit existenziellen Sorgen konfrontiert. „Es gibt Mütter und Väter, die von Arbeitslosigkeit bedroht sind und auf eine Betreuung angewiesen sind“, weiß Heike Wiesmann. Große Dankbarkeit werde ihr und dem Erzieher-Team entgegengebracht. „Nach diesen Gesprächen weiß man, wie wichtig unsere Arbeit in den Kitas wirklich ist“, freut sich die Verbundleiterin. 

Auch die Pfarrei St. Laurentius als Trägerin hat Vorkehrungen getroffen. Die pädagogischen Fachkräfte, die älter als 50 Jahre sind und damit zur Risikogruppe gehören, sind mit wenigen Ausnahmen vom Betreuungsdienst befreit. Auch Erzieherinnen mit Kindern, die jünger als zwölf Jahre sind, müssen keine Betreuung in den Einrichtungen übernehmen. „Wer nicht für die Notbetreuung eingeteilt ist, arbeitet von zu Hause“, erklärt Heike Wiesmann. Elternbriefe müssen geschrieben, der Geburtstagskalender gestaltet und Dokumentationen fertiggestellt werden: „Es gibt genug zu tun.“

Kontakt zu den Eltern wird über Briefe gehalten. Weil auch die Vorbereitung auf Ostern in den katholischen Kitas wegfällt, haben die Einrichtungsleitungen ein Osterpaket mit einer biblischen Geschichte, Bildern zum Ausmalen und anderen Bastelideen an die Familien verschickt. Außerdem haben sie zusammen mit der Pfarrei die Aktion „Seniorenlächeln“ ins Leben gerufen: Weil die Seniorenheime aufgrund des Coronavirus ebenfalls geschlossen sind und die Bewohner keinen Besuch empfangen dürfen, sind die Kinder aufgefordert, ein Bild für die Senioren zu malen. „Die Kunstwerke der Kinder verbunden mit lieben Grüßen und Wünschen sollen die Herzen der Bewohner ein wenig leichter machen“, freut sich Heike Wiesmann, dass sich viele Familien beteiligen.

Ann-Christin Ladermann