„Bei keinem anderen Gottesdienst wird uns so bewusst, dass wir und alle, die in den Gemeinden und Institutionen ihren Dienst geben, zur Kirche von Münster gehören“, sagte der Bischof eingangs. Durch die Chrisammesse wisse man sich miteinander und mit der Weltkirche verbunden.
In seiner Predigt führte Genn aus, dass sich mit dem Begriff des Priesters häufig ein bestimmtes Bild verbindet. Tatsächlich sei aber jedem Christen und jeder Christin in der Taufe persönliches Priestertum zugesagt, welches „unsere menschliche und christliche Würde ausmacht.“ Oft habe man den Eindruck, als hingen Macht und Würde der Kirche allein am Priestertum der geweihten Priester. Tatsächlich aber sei „das Zeugnis vieler Christinnen und Christen glorreicher und kräftiger.“ Die heiligen Öle seien starke Zeichen, dass alle Christen zu Jesu‘ Priestertum gehörten und wie er Zeugnis für Gottes Liebe geben sollten. Alle, die aus Enttäuschung aus der Kirche ausgetreten sind, ebenso wie alle, die der Kirche angehören, erinnerte Genn, dass das wirkliche Entscheidende am Christsein „die Verbundenheit mit dem Auferstandenen“ ist.
Zwar könne die Chrisammesse angesichts vieler teilnehmender Priester und der Erneuerung des Weiheversprechens wirken, als gehe es mehr um das Lob des priesterlichen Dienstes als um das Tauf-Priestertum. Genn wies aber darauf hin, dass dieser Dienst verbunden sei „mit vielen Frauen und Männern, die als Pastoralreferentinnen und -referenten und Diakone wirken.“
Zugleich bekämen Priester heute oft Frust und Ärger der Gläubigen ab. Ihr eigenes Bild von ihrem Dienst sei im Umbruch. Der Bischof versicherte seinen priesterlichen Brüdern: „Ich teile all das, was Sie innerlich mitmachen, und es belastet mich ebenso, zumal ich für vieles auch keine Antworten habe.“ Jedoch könne der Blick auf Jesus Christus helfen, den Dienst weiter um seinetwillen tun zu wollen. Dabei zeichnete Genn die Möglichkeit und Herausforderung, eine „neue Gestalt“ für das Priesteramt zu finden „in einer Kirche, in der die Würde des Getauften größer geschrieben wird, als dies früher geschah.“ Diese neue Gestalt solle statt von Macht eher von „Entmächtigung“ geprägt sein, weil die Priester ein Sakrament seien.
Im weiteren Verlauf der Messe weihte der Bischof das Katechumenen-Öl, mit dem Erwachsene gesalbt und so als Taufbewerber zugelassen werden, das Öl für die Krankensalbung sowie das Chrisam für Taufen, Firmungen, Priester- und Bischofsweihen. Zur Weihe brachten Dechanten oder Definitoren die Öle. Sie kamen diesmal – stellvertretend für alle Pfarreien im Bistum – aus den Dekanaten Münster, Ahaus-Vreden, Coesfeld und Dülmen, Dorsten, Ibbenbüren, Steinfurt, Ahlen-Beckum, Emmerich am Rhein, Dinslaken, Wesel, Cloppenburg und Löningen.
Anke Lucht
Bildunterschrift: Bischof Felix Genn bei der Weihe der heiligen Öle. Foto: Bischöfliche pressestelle / Achim Pohl