Eintauchen in ein altes Handwerk

, Kreisdekanat Borken

Konzentriert tupft Greta einen Tropfen Klebstoff auf den funkelnden silbernen Stein, dann drückt sie ihn auf die goldglänzende Folie, auf der die Umrisse eines Baumes zu sehen sind. Die Neunjährige aus Ahaus begutachtet kritisch das Resultat, dann greift sie zum nächsten Stein. Als Vorbild für ihre eigene Schatzkiste dienen ihr die kostbaren Reliquienschreine im St.-Paulus-Dom in Münster, die Greta erst wenige Minuten zuvor bestaunt hat. Gemeinsam mit acht weiteren Kindern aus der Pfarrei St. Mariä Himmelfahrt, die alle am Sonntag, 2. Juni, zur Erstkommunion gehen, nimmt sie am Domworkshop „Funkelnde Schätze“ teil, bei dem Kinder auf ganz besondere Weise das Gotteshaus erkunden können.

Seit dem Domjubiläum im Jahr 2014 organisiert Mario Schröer von der Dompädagogik zweistündige Kurse für Kinder am St.-Paulus-Dom. Ob als Bildhauer, Goldschmied oder Glaskünstler – bei allen Angeboten können sich die Mädchen und Jungen in traditionsreichen Handwerken versuchen, mit denen schon die alten Baumeister dem Dom sein heutiges Aussehen verliehen haben. Seit 2016 werden die Workshops unter dem Titel „Unser Dom. Haus aus Steinen – Haus aus Menschen“ speziell für Kommuniongruppen angeboten. „Der Blick der Kinder für die Kunst und ihre liturgischen Inhalte wird viel intensiver geschärft, wenn sie mit ihren eigenen Händen etwas erschaffen“, erklärt Schröer. Dabei gehe es nicht darum, das perfekte Kunstwerk zu kreieren, im Mittelpunkt stehe das gemeinsame Tun.

Die Ahauser Mädchen und Jungen staunen, als Referentin Lena Treese ihnen erzählt, dass der Dom schon mehr als 1000 Jahre alt ist. Gemeinsam zählen sie die Farben, die sie im Innenraum des Gotteshauses entdecken. Gold kommt besonders häufig vor, stellen sie fest. „Goldschmiede waren im Mittelalter sehr angesehen“, erklärt Treese. Höhepunkt für die Kinder, von denen ein Großteil zum ersten Mal im Dom ist, sind die goldenen Apostelfiguren im Altar. Weil diese in der Fastenzeit verhüllt sind, deckt Küster Ewald Ikemann sie extra für die Kommunionkinder auf. Gemeinsam betrachten sie die funkelnden Figuren und finden heraus, dass jede Figur eine kleine Schatzkiste ist: Sie enthält Andenken von Heiligen, sogenannte Reliquien.

Im Atelier werden die Mädchen und Jungen anschließend selbst zu Goldschmied-Lehrlingen und gestalten Schatzkisten für ihre ganz persönlichen Kostbarkeiten. Judiths goldene Schatzkiste schmückt ein Kreuz, eine Taube und ein Herz. Und natürlich der Schriftzug „1. Heilige Kommunion“, denn die Neunjährige möchte daraus eine Erinnerungskiste machen. „Wir haben schon ein paar Dinge bei der Vorbereitung gebastelt, die kommen dort rein.“ Auch Pia weiß schon jetzt, dass ihre Kiste eine besondere Funktion bekommt. „Darin werde ich meine Kette mit einem Anhänger aufbewahren, die mir meine Tante zur Kommunion schenken wird.“ Für die Innengestaltung hat die Neunjährige auch schon eine Idee: „Ich lege Stoff in meine Schatzkiste, dann liegt die Kette besonders weich.“ Stolz präsentieren die Kinder ihre fertigen Kisten den Eltern und sind sich einig: „Das hat Spaß gemacht!“

Ann-Christin Ladermann

Kinder präsentieren selbstgestaltete Schatzkisten.

Stolz präsentierten (von links) Nora, Janne, Greta, Pia, Judith und Jonas ihre selbstgestalteten Schatzkisten.

© Bistum Münster